Ein Gespräch unter Brüdern

378 8 4
                                    

Sam saß in seiner Küche und aß Bratkartoffeln, als er Charly von unten rufen hörte.

"Ich bin in der Küche", gab er zur Antwort und aß gemütlich weiter.

"Oh, da komme ich ja grad richtig", erwiderte Charly, schnappte sich einen Teller und bediente sich aus Sam's Pfanne."Oh Mann, Sam. Diese Gene hast du eindeutig von Mum geerbt. Wenn du nicht mein Bruder wärst und ich Gwen nicht so lieben würde, ich würde dich heiraten."

"Also geht Liebe wohl doch durch den Magen", erwiderte er schmunzelnd.

"Naja, das Öko-Zeug, was Gwen da schon mal zusammen pappt, tut nicht unbedingt Herz und Magen gut."Sam lachte laut, während Charly sich noch einen Bissen nahm."Ehrlich, du solltest mal für Penny kochen, dann hast du sie auch an der Angel."

Sam ließ abrupt die Gabel auf seinen Teller fallen und schob den Teller etwas von sich. Ihm war der Appetit vergangen.

"Bist du deshalb hergekommen, um mir mal wieder meine soziale Unfähigkeit in Liebesdingen unter die Nase zu reiben?"

"Nur deine Unfähigkeit, deine Eifersucht zu verbergen."

"Wie meinst du das jetzt wieder?"

"Ben hat mir heute erzählt, was letztens in Newtown war und von eurem Einsatz vorgestern."

"Der soll sich mal um seinen eigenen Kram kümmern, außerdem hatte ich in Newtown überhaupt nichts mit ihm zu tun", wandte Sam ein, als er seinen Teller zur Spüle brachte.

"Nein, aber Penny hat ihm erzählt, dass du sehr kühl gewirkt hattest, nachdem sie dir sagte, dass sie mit Ben ins Kino wolle." Hatte er Penny damit verschreckt? Aber sie hatte sich die letzten drei Tage auf der Wache ziemlich normal ihm gegenüber verhalten. Sie hatten normal geredet und auch den ein oder anderen Spaß gemacht und gemeinsam darüber gelacht."Das nicht, aber es hat immerhin ausgereicht, dass sie sich Sorgen um dich gemacht hat."

"Ehrlich?", fragte er verwundert und wandte sich zu ihm um."Warum?"

"Na weil du einfach so nicht bist. Du hast sie deinen Unmut spüren lassen, wegen etwas, wofür sie im Prinzip nichts kann, weil sie einfach nicht weiß, worum es dabei geht, weil du den Mund nicht aufkriegst."

"Ach Charly, das hatten wir doch schon so oft."

"Ja eben. Irgendwann musst du doch aufwachen. Sam, du wirst bald 32. Wie lange willst du noch warten? Du bist der Held von Pontypandy. Du bist Einsatzleiter bei der Feuerwehr. Egal was kommt, du behältst immer die Ruhe und weißt was zu tun und zu sagen ist. Warum bei ihr nicht?"

"Weil es nicht so einfach ist. Was wenn ich es ihr sage und sie empfindet nichts für mich? Es würde alles kaputt machen. Wir könnten nicht mehr miteinander arbeiten..."

"Das glaubst du doch nicht ernsthaft? Ihr seid beide so professionell, dass ihr das niemals zwischen euch kommen lassen würdet auf der Arbeit. Sam, wenn du es nicht versuchst, wirst du es nie herausfinden."

"Ich weiß nicht wie. Außerdem geht sie mit Ben aus."

"Sie sind nur Freunde, da bin ich mir ziemlich sicher. Lade sie doch mal zum essen ein."

"Sie alleine?"

"Dann mach doch eine Grillparty für die Kollegen. Da werdet ihr euch schon mal etwas näher beschnuppern können. Ihr seid so dicke Freunde, wundert mich eh, warum ihr euch nicht auch mal privat trefft."

"Ja vielleicht hast du Recht. Wenn die neue Wache fertig ist. Dann wird es ruhiger."

"Aufgeschoben ist nicht aufgehoben Sam", sagte Charly, als er den Teller auf die Spüle stellte."Jetzt muss ich zurück. Gwen hat gekocht. Ich hoffe Tiger hat noch genug Hunger, dass sie nicht merkt, dass ich schon gegessen hab", erwiderte er augenzwinkernd.

Sam sah ihm aus dem Küchenfenster hinaus nach, während er den Abwasch machte. An solchen Tagen hasste er dieses verfluchte Pontypandy, wo jeder jeden kannte und mit jedem über alles sprach. Es war schön zu sehen, dass sich so viele Gedanken um ihn machten, aber dass plötzlich jeder meinte, er müsse Amor für Arme spielen, ging ihm gehörig auf die Nerven.

Andererseits machte Penny sich offensichtlich Sorgen um ihn, wie sie Ben erzählt hatte. Er erinnerte sich, wie Ben neulich sagte, dass er für eine Frau, wie Penny sesshaft werden könnte. Wenn er so verknallt in sie war, warum tat er es dann nicht? Gestern hatte er ihn noch Arm in Arm mit einer fremden Frau oben auf den Steilklippen gesehen. Konnte er seinen Lebenswandel doch nicht los lassen oder konnte es tatsächlich sein, dass er einfach keine Chance bei Penny hatte?

Er fasste neuen Mut, als er das Foto auf seinem Kühlschrank betrachtete. Er ging ins Schlafzimmer und holte einen Schnappschuss vom letzten Hafenfest aus seiner Schublade. Er verwahrte ihn wie einen Goldschatz, da es die einzige bildliche Erinnerung an einen wunderschönen Moment mit der Frau seiner Träume war. Und während er das Bild betrachtete, auf dem er mit Penny in den Armen tanzte - natürlich in Einsatzkleidung, da Norman mal wieder nicht aufgepasst hatte und sie zuvor einen Fritteusenbrand löschen mussten - beschloss er, die nächste Gelegenheit am Schopf zu packen.

Heldenhaft schüchternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt