2. Kapitel

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Die dumpfe Glocke erscholl, als Jackson mir die Tür öffnete und mich ganz der Gentleman zuerst zurück in die Kälte gehen ließ. Meine Beine und Füße hatte irgendwie ohne mein aktives Zutun zusammengearbeitet. Mit tauben Fingern schaffte ich es irgendwie meinen Mantel zu schließen. Da drinnen war es eindeutig zu warm gewesen, sodass ich jetzt schon fast mit den Zähnen klapperte. Ich fühlte mich wie eine kleine Masochistin, als ich, obwohl mir der Schnee unbarmherzig ins Gesicht prasselte und der Wind mir abermals die Tränen in die Augen trieb, die Kälte eine willkommene Abwechselung war.

Weil meine Gedanken nicht mehr nur noch ausschließlich von dem Mann neben mir beherrscht waren. Weil ich wieder klarer denken konnte – zumindest bildete ich mir das ein. Jacksons Anwesenheit verunsicherte mich. Am liebsten hätte ich mich so schnell wie möglich aus dem Staub gemacht, doch auf der anderen Seite wollte ich gleichzeitig auch noch etwas mehr Zeit mit ihm verbringen. Erfahren, wie es ihm ergangen war. Ob er Stowe immer noch seine Heimat nannte oder ob es ihn, lange nachdem wir aus unseren beiderseitigen Leben verschwunden waren, für ein Studium oder einen Job fortgezogen hatte – so wie mich damals. Dunkel glaubte ich mich daran erinnern zu können, dass er lange Zeit Psychologie studieren wollte. Als Junge war seine Begründung dafür noch gewesen, dass er lernen wollte, wie er seine Eltern austricksen konnte und das Wissen zu seinen Zwecken einsetzen konnte. Ob Anthony und Leila wohl auch noch hier lebten? Sonst wäre er ja nicht hier, Doofi, dachte ich und verkniff es mir in allerletzter Sekunde, über mich selbst mit den Augen zu rollen.

Erst, als die angespannte Stille zwischen uns zu lange wurde, räusperte ich mich. Jackson hatte mich für keine Sekunde aus seinem intensiven Blick entlassen. Als würde er versuchen mich zu lesen. Zu erraten, was in meinem Kopf vor sich ging. Keine Ahnung, ob er damit Erfolg hatte.

„Ich wünsche dir und deiner Familie schöne Weihnachten", kam es schwach von mir. Intuitiv rieb ich mir über die Arme, um das nervende Frösteln zu vertreiben. Oh, und wie ich keine Lust hatte mich jetzt den ganzen Weg wieder zurück zu meinem Elternhaus zu quälen.

Keine Ahnung worauf genau ich eigentlich gehofft hatte oder was ich mir unterschwellig gewünscht hatte, doch als Jackson nichts erwiderte und keinerlei Anstalten machte mich aufzuhalten, überkam mich eine Form der Traurigkeit, die ich mir selbst nicht so ganz erklären konnte.

„Allie?" Es war, als würde eine eiserne Klaue von meinem Herzen abfallen, sobald er mir liebevoll hinterherrief. Letzten Endes hatte ich es gerade einmal geschafft die äußerste Zapfsäule hinter mir zulassen.

„Jackson?" Ich konnte rein gar nichts daran ändern, dass es mir unerhört gut gefiel, wie sein Name klang, wenn ich ihn aussprach. Das war doch früher auch nicht so gewesen ... oder?

„Möchtest du mich noch ein Stück begleiten, ehe wir zu unseren Familien zurückgehen?" Seine Frage klang so unschuldig und absolut beiläufig, doch konnte er mich trotz all seiner Anstrengungen nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ebenso sehnsüchtig darauf abzielte, noch mehr Zeit mit mir zu verbringen. Ein wenig davon aufzuholen, was all die Jahre kommentarlos unter den Teppich gekehrt worden war. Als hätte unsere innige Freundschaft niemals existiert.

Wie hätte ich diesen Smaragden bloß etwas abschlagen können? Auch wenn ich einige Mal blinzelte, ehe ich antwortete, war die Entscheidung noch ehe er gefragt hatte längst gefallen. Plötzlich war der Schnee und die Kälte vergessen und eine wohlige Wärme machte sich nach und nach in einem rasanten Tempo in mir breit.

„Okay, wenn du magst", erwiderte ich vollkommen lahm und hätte mir mit der flachen Hand an die Stirn schlagen können, doch beließ ich es dabei mich damit zu beschäftigen, den Reißverschluss meines Mantels bis zum Anschlag nach oben zu ziehen.

Gas Stop (Short Story) #NewAdultRomance [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt