Das Klirren der im Lichtschein grünlich schimmernden Flaschen ließ mich nostalgisch werden. Nicht, dass ich jemals mit Jackson zusammen Alkohol getrunken hätte, aber es erinnerte mich an meine jugendlichen Eskapaden mit Mia.
„Wartet niemand zu Hause auf dich?", fragte ich dann, als sich der erste Schluck des in meiner Vorstellung halb gefroren Bieres meine Kehle hinabgeschlängelt hatte. Ich bemühte mich, nicht am ganzen Körper zu zittern. Es war schon ein wenig peinlich, dass Jackson im T-Shirt neben mir sitzen und die Kälte sogar willkommen heißen, anstatt sie verteufeln konnte. Was stimmte bloß mit Männern nicht? Wie oft hatte ich mich das in jeder erdenklichen Farbe schon gefragt?
Er grinste in seine Bierflasche hinein, ehe er den nächsten gänzlich souveränen Schluck nahm – vollkommen unberührt von der Eiszeit, die davon ausging. Ich fragte mich, weshalb er überhaupt bei der Tankstelle gewesen war. Er hatte nichts außer dem Bier gekauft, bei welchem mich immer mehr das Gefühl beschlich, dass er es nur für uns besorgt hatte. Ich glaubte genau genommen nicht an das Schicksal oder gar an göttliche Fügungen, aber das ... Das konnte doch kein Zufall sein oder?
„Du kennst doch Mum. Im Endeffekt ist es sogar besser, wenn sie eine Weile alleine durch das Haus wirbeln kann, um alles in Ordnung zu bringen, was ihrer Meinung nach noch unbedingt erledigt werden muss, bevor die restliche Familie aufkreuzt."
„Und was ist mit deinem Dad?"
„Der kommt schon zurecht. Er hat sie schließlich geheiratet und weiß, wie er sie beruhigen kann", sagte Jackson und legte einen Arm auf die Bank, von der sich die ersten Farbpartikel lösten. Trotz unserer unmittelbareren Umgebung begannen meine Hände ein bisschen zu schwitzen. Machte er das bewusst? „Was ist mit dir?"
Ich zuckte mit den Schultern. „Bestimmt fragen sie sich schon wo ich bin, aber ich bin keine zwölf mehr. Ich muss nicht mehr zu einer festen Uhrzeit zu Hause sein."
Jackson legte den Kopf schief und wackelte herausfordernd mit den Augenbrauen. „Bist du dir da so sicher?"
„Hey!", beschwerte ich mich und ehe ich es mich versah, hatte ich meine Hand erhoben, um ihm spielerisch auf die Schulter zu schlagen.
Ich war selbst erstaunt davon, wie leicht sich eine Routine, die vor so vielen Jahren einmal vorgeherrscht hatte, zurück an die Oberfläche kämpfte – doch Jackson war schneller. Noch bevor ich auch bloß ansatzweise in Berührung mit meinem auserkorenen Ziel kommen konnte, schnappte er sich ohne jegliche Anstrengung meine Hand, verschränkte sie mit seiner und ließ sie dann vermeintlich ganz zwanglos zwischen uns auf die Bank sinken.
„Vielleicht solltest du deinen Eltern doch kurz Bescheid geben." Jacksons Smaragde ließen meinen Blick für keine Sekunde los.
„Warum?", hauchte ich. Wieso schaffte er es jedes Mal, mich so spielerisch aus dem Konzept zu bringen? Justin hatte das nie hinbekommen. Spätestens jetzt erkannte ich, dass wir nie eine solche innige Verbindung zueinander gespürt hatten, wie ich sie schon in jungen Jahren zu meinem besten Freund aufgebaut hatte.
„Komm", meinte er, ließ meine Hand los und stand auf. Meine Haut begann unkontrollierbar zu kribbeln. Als wollte mich mein eigener Körper hintergehen und mir mitteilen, dass er es nicht mehr mochte von diesem Mann getrennt zu sein. Diese ungenierte Berührung nach all den Jahren hatte etwas unheimlich Magisches an sich gehabt – ein vergleichbarer Begriff wollte mir dafür einfach nicht einfallen.
„Was hast du denn vor?"
„Ich will dir etwas zeigen." Jackson klopfte sich den auf ihn niedergegangenen Schnee von den Jeans und reichte mir seine Hand. „Du kannst deine Mutter von unterwegs anrufen."
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Gas Stop (Short Story) #NewAdultRomance [abgeschlossen]
RomanceFür Allie ist Weihnachten eigentlich die schönste Zeit im Jahr. Doch nachdem sie sich gerade erst von ihrem Freund getrennt hat, hat sie überhaupt keinen Sinn für all die Fröhlichkeit und besinnlichen Stunden, auf die sie sich bei ihrer Rückkehr in...