"Mary, welches Kleid hast du mir rausgesucht?", rief ich meinem Dienstmädchen zu.
"Das, was dein Vater von seiner Reise mitgebracht hat. Es hängt im Ankleidezimmer, Lady Alison", antwortete sie mir aus dem Bad, wo sie bereits das Make-up zusammensuchte.
"Vielen Dank", sagte ich noch schnell, bevor ich im Ankleidezimmer verschwand und das Kleid suchte. Die Suche dauerte nicht besonders lange, da es mir gegenüber an einem Schrank hing und mir sofort ins Auge sprang. Es war bodenlang und trägerlos und in einem wunderschönen Grünton gehalten, darum gefiel es mir auch sofort, denn grün war meine Lieblingsfarbe.
Ich nahm es vom Haken und strich mit großen Augen andächtig über den weichen Stoff. Als es klopfte, zuckte ich kurz zusammen, aber es war nur Mary, die mir beim Ankleiden helfen wollte. Sie schlüpfte in den Raum und half mir, das Kleid anzuziehen. Während ich zum Spiegel ging, um mich zu betrachten, kramte sie in einem der Regale nach dem passenden Paar Schuhe, welches sie mir kurze Zeit später präsentierte und an die Füße steckte. Ich richtete meinen Blick auf das Mädchen mir gegenüber im Spiegel und mir stockte wie jedes Mal der Atem. Man müsste meinen, dass ich es gewohnt war, mich so zu sehen, und das stimmte auch, aber ich fand es trotzdem immer wieder überwältigend.
"Folgen Sie mir ins Badezimmer und sie werden gleich noch umwerfender aussehen", grinste Mary und wir gingen ins Bad, wo ich mich vor ihr auf einem Hocker niederließ und die Augen schloss. Während sie mein Gesicht schminkte, dachte ich mal wieder darüber nach, wie es wäre, ein normaler Mensch zu sein, auf eine normale Schule zu gehen und Freunde zu haben.
"Fertig!", riss Mary mich aus meinen Gedanken. Ich schaute auf und blickte geradewegs in mein Spiegelbild. Mary hatte meine Augen dezent betont und ein zarter Schimmer Rouge lag auf meinen Wangen. Außerdem waren meine Lippen tiefrot gefärbt und sie begann bereits, meine Nägel in einem passenden Grün zu färben.Nachdem meine Nägel getrocknet waren, ging ich hinunter in den Salon, wo meine Eltern und meine große Schwester bereits auf mich warteten. Sie hatten sich alle hübsch gemacht, mein Vater, der Duke, trug einen dunkelblauen Anzug mit einem weißen Hemd. Während ich auf meine Familie zu ging, öffnete Bill, unser Chauffeur, die große Eingangstür von außen und geleitete uns zu unserem geräumigen Auto. Wir fuhren eine knappe Stunde durch den geschäftigen Verkehr Londons bis ans andere Ende der Stadt, wo das Anwesen der Windsors lag.
Mein Vater war gut mit Duke Gerald Charles befreundet, dessen Sohn heute Geburtstag hatte und eine prunkvolle Party schmiss, zu der jede Menge reiche Leute kommen würden. Unter anderem auch die Ladys Theresa, Scarlett und Jessica, die ich allesamt nicht leiden konnte, aber das beruhte auf Gegenseitigkeit, denn sie waren einfach nur hochnäsig und ichbezogen.
Als wir ankamen, öffnete Bill uns die Türen und verabschiedete sich mit einer Verbeugung zurück in das Auto. Sofort kam uns ein Diener der Windsors entgegengeeilt und geleitete uns in die Eingangshalle, wo ein anderer herumstand und uns einen Drink anbot, den ich gern annahm. Es waren noch nicht alle Gäste da, aber wir machten uns einen Weg frei in den Salon, um Lord Edward-Charles zu seinem achtzehnten Geburtstag zu gratulieren. Dieser war gerade in eine Unterhaltung mit seinem Vater vertieft, aber die beiden begrüßten uns sofort freundlich und er bedankte sich höflich für unsere Glückwünsche. Unsere Väter begannen ein Gespräch über Außenpolitik, welches ich mir nicht antun musste, also sah ich mich nach meiner Schwester Samantha um, aber sie und meine Mutter waren nirgendwo auffindbar.
Dafür entdeckte ich Edward-Charles, der gerade die letzten Gäste empfing und seinem Vater mitteilte, dass er nun seine Rede halten würde. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, wie er sich mit schmeichelnden Worten des Dankes bei allen Anwesenden einschleimte. Als sich seine Rede dem Ende neigte, eröffnete er den Tanz. Der Blick, den Theresa ihm zuwarf, war unmissverständlich: Sie hoffte, dass er sie zum Tanzen auffordern würde. Doch er lief schnurstracks an ihr und ihrem Zickenclub vorbei und steuerte meine Richtung an.
Oh mein Gott. Wie kam er auf die Idee, dass ich mit ihm Tanzen wollen würde? Langsam wich ich ein paar Schritte zurück und versuchte, mich unter die Menge zu mischen, doch das hatte keinen Sinn, denn die Leute standen zu dicht aneinander. Ich richtete meinen Blick wieder auf ihn, diesmal stand er direkt vor mir.
"Möchtest du tanzen?", fragte er und wackelte dabei mit seinen Augenbrauen. Ich versuchte, mir meinen Ekel nicht anmerken zu lassen und setzte ein unechtes Lächeln auf, während ich einwilligte. Er zog mich an der Hand hinter sich her auf die Tanzfläche und nachdem wir ein paar Schritte getan hatten, gesellten sich auch die anderen Gäste nach und nach um uns herum. Ich spürte förmlich die wütenden Blicke von Theresa, Scarlett und Jessica in meinem Rücken brennen, aber das könnte auch die Hand von Edward-Charles sein, die sich meinem Hinterteil gefährlich näherte. Bevor sich die Lage drastisch verschlimmern konnte, setzte ich meine verführerischste Stimme mit passendem Blick auf und hauchte:
"Würdest du mich bitte kurz entschuldigen, ich müsste mal auf die Toilette."
"Aber natürlich, Lady Alison", flüsterte er in mein Ohr und mir lief ein eisiger Schauer den Rücken hinunter. Als ich mich gerade davonmachen wollte, zog er mich noch einmal eng an sich und wisperte: "Soll ich dich begleiten?" Dabei wackelte er wieder mit seinen verstörenden Augenbrauen und ich hätte ihm gern eine reingehauen.
"Nein, das wird nicht nötig sein, ich kann schon allein eine Toilette benutzen", ich ließ ihm keine Zeit zum Antworten, aber sein Blick war unbezahlbar. Ich wand mich aus seinem Griff und flüchtete von der Tanzfläche, doch ich kam nicht sehr weit, denn Theresa versperrte mir den Weg. Während sie mich selbstgefällig anlächelte, stöckelten Scarlett und Jessica vorbei und kippten rein zufällig ihr Getränk über mein Kleid. Fassungslos starrte ich die drei mit offenem Mund an, die sich wie auf Kommando umdrehten und im Gänsemarsch arschwackelnd davonstolzierten, Theresa, ihre Anführerin, an der Spitze.
"Ernsthaft?! Wofür war das denn?", rief ich ihnen hinterher, doch das konnte ich mir schon denken. Wenigstens musste ich jetzt wirklich zur Toilette.
Als ich dort ankam um den Fleck rauszuwaschen, blockierte eine Horde Frauen die Waschbecken, um sich nachzuschminken. Ich quetschte mich dazwischen und rieb mit Wasser über die Stelle, welche von diesen Getränken durchnässt worden war. Nach und nach verzogen sich die Frauen und ich blieb allein im Badezimmer übrig. Allerdings hatte ich dadurch freie Sicht auf den Handtrockner und beschloss, mein Kleid nicht lufttrocknen zu lassen, sondern diesen zu benutzen. Ich lief hin und verbog mich umständlich, da er auf Höhe meiner Taille hing und sich der Fleck knapp unter meiner Brust befand. Ich nahm mir auch noch Papier und rieb damit ein wenig darüber, aber wirklich viel brachte das nicht.Nach einer halben Ewigkeit, war der Fleck wenigstens soweit getrocknet, dass man ihn nur noch sah, wenn man genau auf ihn achtete. Ich lief zurück zur Tanzfläche, wo mittlerweile ein langsamer Song gespielt wurde, und entdeckte Theresa, die bekommen hatte, was sie wollte: einen Tanz mit Edward-Charles.
Als die letzten Töne des Liedes ausklangen, eröffnete Edward das Buffet und die Menschenmassen machten sich auf den Weg zum Essen. Ich stellte mich hinten in der Schlange an und hielt nach meiner Familie Ausschau, die ich den ganzen Abend über nicht gesehen hatte. Weiter vorn entdeckte ich meine Mum und lief zu ihr, Samantha war auch da, nur Dad nicht.
"Na, hattest du Spaß auf der Toilette?", flüsterte mir jemand von hinten ins Ohr und ich spürte seinen warmen Atem in meinem Nacken. Das konnte ja nur das Geburtstagskind sein.
Ich rollte noch schnell mit den Augen, bevor ich mich umdrehte und ihn anlächelte.
"Ja, es hat mir sehr gefallen, mich unter dem Handtrockner zu verbiegen, danke der Nachfrage", antwortete ich und lief meiner Familie hinterher, die bereits in der Schlange weiter vorgerückt waren und sich gerade Essen nahmen. Als ich einen Blick zurück warf, sah ich, wie er mir verwirrt hinterherschaute, aber ich achtete nicht weiter darauf. Bloß, weil ich ihn nicht anhimmelte und mich an seinen Hals schmiss, wie alle anderen Mädchen es taten, hatte er es jetzt auf mich abgesehen.
Ich lud mir etwas Essen auf meinen Teller und sah mich nach Mum um, aber sie, Sam und Dad saßen an einem Tisch, an den sich gerade noch ein älteres Ehepaar dazusetzte und wo nun kein Platz mehr für mich war. Ich seufzte und suchte mir einen freien Tisch in einer Ecke. Als ich gerade anfangen wollte, mein Steak zu verspeisen, gesellten sich ausgerechnet die drei Mädchen dazu, die vorhin Schuld an meiner Flucht ins Badezimmer hatten.
"Was verschafft mir die Ehre eurer Gesellschaft?", fragte ich. Nach einem kurzen Moment der Stille ergriff Theresa - wiedermal - das Wort:
"Wir wollten dich nur darum bitten, dich von Edward fernzuhalten, sonst wirst du ein großes Problem haben." Sie lächelte mich zuckersüß an und ich wusste, dass es keine Bitte war, sondern ein Befehl.
"Sagt lieber ihm, dass er sich von mir fernhalten soll. Ich mache mich nicht an ihn ran." Auffordernd sah ich sie an und Theresa verdrehte genervt die Augen, als wäre ich ein dummes kleines Kind, das nichts verstand.
"Tu einfach das, was ich dir sage", fügte sie noch hinzu, dann standen die drei Mädchen auf, warfen ihre Haare über die Schulter und ließen mich endlich allein in Ruhe mein Steak essen.Zwei Stunden später verabschiedeten meine Familie und ich uns von den Windsors, zuvor hatte Edward-Charles noch seine Geschenke geöffnet. Ich war froh darüber, dass wir gingen, somit musste ich keine weiteren Anmachsprüche oder Drohungen mehr über mich ergehen lassen.
Bill, der sich die ganze Zeit im Auto aufgehalten hatte, öffnete uns wie immer die Türen und sobald es losging, schlief ich auch schon ein.
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Hallo Leute!
Das ist das erste Kapitel unseres gemeinsamen Buches.
Wir hoffen sehr, dass es euch gefällt und würden uns über Feedback jeder Art freuen.
Das nächste Kapitel kommt dann sicher bald!LG Shini und Fritzi ♥
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Forbidden Love
Teen FictionAlison Elizabeth of Hamilton, die Tochter eines Dukes aus Großbritannien, führt ein ganz normales Leben. Wenn man das Leben einer Lady denn als normal bezeichnen kann. Als sie eines Tages ausreiten geht, trifft sie auf jemanden, der ihr Leben komple...