Während ich die Treppe hinunter stürmte, hielt ich Ausschau nach meinen Eltern oder einem der Bediensteten, aber es war niemand zu sehen. Wo waren die denn alle?, fragte ich mich im Stillen. Da entdeckte ich Bill, unseren Chauffeur, in der Eingangshalle stehen und ging zu ihm hinüber.
"Wo sind meine Eltern?", wandte ich mich an ihn.
Er blickte zu mir auf und antwortete: "Ihre Eltern sind mit Lady Samantha zu Lord Jackson und seinen Eltern gefahren, um sich besser kennenzulernen, Lady Alison."
Ich sah ihn verwirrt an. "Warum haben sie mich nicht mitgenommen?"
"Sie wussten, dass Sie nicht mitkommen wollen würden", teilte er mir mit.
"Gut, danke. Dann werde ich jetzt ausreiten gehen", erwiederte ich und zog mir meinen roten Mantel und die Handschuhe an. Ich machte mich auf den Weg durch die Hintertür in den Garten, von dort aus gelangte ich in unseren kleinen Stall. Als ich die Stalltür öffnete, schlug mir sofort der Geruch nach Pferd entgegen und ich betrat das Gebäude. Ich ging in die Sattelkammer, wo ich mir eine Reithose und einen roten Pulli anzog, außerdem tauschte ich meine Winterstiefel gegen Reitstiefel aus und nahm meine Reitkappe vom Haken.
Ich griff nach dem Putzzeug und lief zu meiner Fuchsstute Acapella, die mir freudig entgegen wieherte. Im Gegensatz zu meiner Schwester bestand ich darauf, mein Pferd selbst zu putzen, also kümmerte ich mich nun darum, Acapellas Fell sauber zu bürsten.
Als ich fertig war, führte ich sie aus ihrer Box und band sie mit ihrem Strick am Gatter fest. Danach brachte ich das Putzzeug zurück in die Kammer und nahm auf dem Rückweg ihr Sattelzeug mit. Während ich ihr den Sattel aufschnallte, rieb mein Pferd seinen Kopf an meiner Schulter, weil es das nicht mochte. Dann holte ich das Zaumzeug und legte die Zügel über ihren Kopf. Nachdem ich ihr das Stallhalfter abgestreift hatte, beeilte ich mich, ihr das Zaumzeug anzulegen, damit sie nicht auf dumme Gedanken kam, obwohl ich mir da noch nie Sorgen drüber machen musste.
Ich führte Acapella aus dem Stall, schloss die Tür hinter mir und saß auf. Es fühlte sich toll an, wieder auf ihrem Rücken zu sitzen. Das Reiten hatte ich in letzter Zeit ziemlich vermisst, aber aufgrund meiner verplanten letzten Woche, war ich nicht dazu gekommen. Ich trieb mein Pferd an, indem ich ihr mit den Fersen an den Bauch klopfte. Augenblicklich setzte sie sich in Bewegung und trabte in Richtung Ausgang, danach nahmen wir den verschneiten Weg in den Wald.
Der Neuschnee hatte die Spuren unserer gestrigen Schlittenfahrt bereits wieder überdeckt, dafür konnte man hier und da neue Spuren entdecken. Es war kaum ein Geräusch zu hören, das einzige was ich ausmachen konnte, war das dumpfe Hufgetrappel von Acapella und das Zwitschern einiger Vögel in den Baumkronen.Nachdem ich eine halbe Stunde geritten war, tauchte vor mir der kleine Weg auf, den ich immer nahm, wenn ich zu meinem Lieblingsort wollte. Diese Abbiegung war fast nicht zu erkennen, da der Schnee unberührt auf dem Weg lag und nichts darauf hindeutete, dass man dort entlanggehen konnte.
Ich lenkte Acapella nach rechts und wir bogen in den Weg ein. Nach kurzer Zeit führte dieser uns aus dem Wald hinaus und auf einen kleinen Hügel, auf dem im Frühling und Sommer immer massenweise bunte Blumen blüten. Jetzt allerdings war das nicht der Fall, da der Schnee alles verdeckte.
Doch eines war heute anders, ich fühlte mich nicht so allein. Als ich meinen Blick auf den Baum lenkte, unter welchem die Bank stand, auf der ich normalerweise saß, erkannte ich, dass sich dort jemand hingesetzt hatte. Ich ritt näher heran. Es war ein Junge in einem dunkelblauen Hoodie, unweit entfernt stand ein Motorrad, was vermutlich ihm gehörte.
Als er den Schnee knirschen hörte, drehte er sich zu mir um und musterte mich, als würde er überlegen, woher er mich kannte.
"Warum sehen Sie mich so an?", fragte ich, da es mir unangenehm wurde, und zog eine Augenbraue hoch.
"Äh, ich überlege woher ich dich kenne ...", antwortete er stirnrunzelnd.
"Ich glaube nicht, dass wir uns schon einmal irgendwo gesehen haben."
"Ja, keine Ahnung. Wie auch immer", winkte er ab, "Willst du nicht absteigen?"
Ich schwang mein Bein aus dem Steigbügel und landete sicher auf dem Boden. Ich ging einen Schritt vor, um Acapellas Zügel zu nehmen, doch noch im selben Moment glitten meine Füße unter mir weg und ich landete mit Schwung rücklings auf dem harten, verschneiten Boden. Ich gab ein leises "Autsch" von mir, blieb jedoch liegen, als sich ein Schatten über mein Gesicht beugte.
"Kommt uns diese Situation nicht bekannt vor?", grinste mich der Typ an und reichte mir seine Hand, um mir aufzuhelfen, die ich dankbar ergriff und mich hochziehen ließ.
"Jetzt wo Sie es sagen ...", antwortete ich und klopfte mir den Schnee von den Klamotten. Das war der Junge von gestern, der mir hochgeholfen hatte, nachdem ich auch da schon im Schnee gelandet war.
"Kannst du bitte aufhören, mich die ganze Zeit zu siezen? So alt bin ich noch nicht", und wieder grinste er mich frech an, was mir die Röte ins Gesicht trieb.
"Aber ... das macht man doch so?", stotterte ich unbeholfen.
"Ich bin Troy. Und bitte, sag Du zu mir, ja?", bat er mich und setzte sich zurück auf die Bank.
Ich folgte ihm zögernd und setzte mich neben ihn, Acapella ließ ich einfach wo sie war, sie würde nicht weglaufen, das wusste ich.
"Ähm, und ich bin La... Alison", stellte ich mich vor. Ich war kurz davor gewesen, mich mit meinem kompletten Namen vorzustellen, hatte mich aber dann umentschieden, da ich auch mal nicht besonders sein wollte. Ich wollte behandelt werden, wie ein normaler Mensch, ich wollte, dass man in mir einen normalen Menschen sah, und vor allem wollte ich keine Sonderbehandlungen oder ähnliches.
"Also, erzähl mir was über dich", forderte der Junge mich auf und fuhr sich durch die dunkelbraunen Haare.
"Und was willst du wissen?", fragte ich unsicher.
"Naja, wie alt bist du? Woher kommst du? Warum hast du einen Diener? Solche Sachen eben", bei seiner letzten Aufzählung begann er wieder, zu grinsen.
"Ich bin fast siebzehn, ich komme aus London, und der Diener hilft mir und meiner Familie", dann fragte ich ziemlich einfallslos: "Was ist mit dir?"
"Ich bin achtzehn, ich komme aus Los Angeles, wohne aber bei meinem Großvater am Rande Londons, und ich habe keinen Diener", sein Grinsen war mittlerweile zu einem dauerhaften geworden und ich verdrehte die Augen.
"Und was machst du hier so ganz allein?", wollte ich von ihm wissen.
"Wahrscheinlich das Gleiche wie du." Er sah mich die ganze Zeit über unverwandt an.
"Also unterhälst du dich mit dir?" Diesmal fing ich laut an zu lachen, was er als das Startsignal für eine Schneeballschlacht zu sehen schien, denn er griff in den Schnee und formte eine kleine Kugel. Er zielte mit einem hinterhältigen Grinsen auf mich und feuerte. Der Ball traf mich an meinem Hals und der eisige Schnee rieselte mir den Rücken und Bauch hinunter, was mich erschaudern ließ. Allerdings hatte ich dadurch auch eine Entscheidung getroffen: Das würde er zurückbekommen!
Mit einem Kriegsgebrüll, das kein Indianer besser hinbekommen hätte, stürmte ich auf ihn zu und riss ihn zu Boden. Bevor er in irgendeiner Weise reagieren konnte, setzte ich mich auf ihn drauf und schaufelte ihm den umliegenden Schnee ins Gesicht und stopfte auch ein wenig unter seinen Pullover. Das war eine angemessene Rache für einen kleinen Schneeball, fand ich, und ich musste zu geben, dass ich lange nicht mehr so viel Spaß gehabt hatte.
Bevor ich mich versah, war er wieder zu Verstand gekommen, schubste mich von sich runter uns begann, sich wie ein Irrer im Kreis zu bewegen und komische Verrenkungen zu machen, um den Schnee aus seiner Kleidung zu bekommen. Bei diesem Anblick konnte ich nicht anders und kugelte mich vor Lachen im Schnee herum. Hinterher stellte sich heraus, dass es keine gute Idee gewesen war, denn sobald der erste Ton über meine Lippen gekommen war, sah Troy zu mir und entschied, dass er das rächen würde. Er kam auf mich zu und sammelte Schnee auf dem Weg hierher.
"Nein, nein", keuchte ich immer wieder, während ich immer noch lachte. Ich versuchte, aufzustehen und vor ihm zu flüchten, aber mein Körper wurde von Lachkrämpfen geschüttelt, sodass es sich als ziemlich kompliziert herausstellte. Sobald er bei mir ankam, drückte er mich zu Boden und schmiss mir seinen gesammelten Schnee ins Gesicht. Doch das wollte ich mir nicht gefallen lassen. Ich strampelte mit meinen Beinen und schlug wie wild um mich.
"Stop, stop", japste ich, "Ich tue auch alles, was du willst."
"Bist du dir da ganz sicher?", fragte er und sah mich mit funkelnden Augen an. Ich war wie erstarrt und konnte keine Antwort von mir geben. Der Schnee musste meine Muskeln eingefroren haben. Ganz sicher.
"Du brauchst nicht gleich sonst was denken", beruhigte er mich, "Das Einzige, was ich möchte, ist deine Nummer." Mit großen Augen und eingeschneitem Gesicht sah ich zu ihm auf.
"Nö."
"Das bedeutet mehr Schnee für dein hübsches Gesicht", erpresste er mich.
Bevor er noch eine Ladung Schnee auf mein Gesicht schippen konnte, rief ich: "Nein, stop, du bekommst meine Nummer, aber hör bitte auf damit." Flehend sah ich ihn an.
"Das ging ja einfach", stellte er zufrieden fest. "Hier, tipp deine Nummer ein." Er zog sein Handy aus der Hosentasche und reichte es mir. Ich tippte sie grummelnd ein und wischte mir den verbliebenen Schnee aus dem Gesicht.Nachdem Troy und ich uns noch ein wenig unterhalten hatten, war es schon Nachmittag geworden und ich bemerkte, dass ich Hunger hatte. Also verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Heimweg.
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Das Bild da oben ^^ ist von ShiningMoonlightFury
Wir wurden heute bei einer dieser Szenen von ihr inspieriert, da sie auch im Schnee ausgerutscht und auf den Rücken gefallen ist.
Wir hoffen, das Kapitel gefällt euch.
LG
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Forbidden Love
Teen FictionAlison Elizabeth of Hamilton, die Tochter eines Dukes aus Großbritannien, führt ein ganz normales Leben. Wenn man das Leben einer Lady denn als normal bezeichnen kann. Als sie eines Tages ausreiten geht, trifft sie auf jemanden, der ihr Leben komple...