"Hallo?", riefen Samantha und ich immer und immer wieder in die Dunkelheit. Dadurch, dass es im Winter immer schon zeitig dunkel wurde, hatten wir beide das Zeitgefühl verloren, ein Blick auf unsere Handys zeigte uns jedoch, dass es erst kurz vor fünf war.
"Ich hoffe, sie finden uns bald", sagte Sam, die immer noch am ganzen Körper zitterte. Mir war auch kalt, aber sie sah aus, als würde sie jeden Moment erfrieren, das war auch der Grund, warum ich ihr meine Handschuhe gab, die sie über ihre eigenen drüberzog und mich dankend ansah. Bibbernd steckte ich meine eisigen Hände in meine Manteltaschen, als ich plözlich ein Geräusch hörte, das klang, wie leise Schritte durch den Schnee.
"Hörst du das auch?", fragte ich an Sam gewandt und sie nickte ängstlich, während die Schritte sich schnell näherten. Aufgrund der beständigen Dunkelheit konnten wir jedoch nichts erkennen, auch dann nicht, als die Schritte so nah waren, dass wir uns vor Furcht aneinander klammerten. Das war definitiv kein Mensch, dafür waren sie zu leise und zu schnell, es musste irgendein Tier sein.
"Ali?", Sam umklammerte meine Hand in meiner Tasche, "Ich hab Angst."
"Ich auch", flüsterte ich zurück und verbarg meinen Kopf in ihren Haaren, die Schritte hatten angehalten. "Wo ist es hin?" Am Ende dieses Satzes brach meine Stimme und ich bekam einen riesen Schrecken, als ich plötzlich ein Schnüffeln hörte. Direkt vor mir. An meinem Bein.
"Aaaah", schrie Sam auf einmal und machte einen Satz nach hinten, dadurch fing ich an zu taumeln und fiel in den Schnee, die Schritte näherten sich mir und mein Herz raste. Ich konnte immer noch nichts erkennen und Lampen gab es auch nirgenwo welche. Da fiel mir etwas ein. Wir hätten doch unsere Handytaschenlampen verwenden können!
Gerade als ich Samantha von meiner glorreichen Idee erzählen wollte, spürte ich etwas Nasses an meiner Hand. Und das war definitiv nicht der Schnee, in dem ich noch immer lag, es sei denn, der hatte sich plötzlich verselbstständigt. Ich zuckte mit meiner Hand zurück und versuchte mit aufgerissenen Augen, etwas zu erkennen, doch da war nichts. Mein lauter Atem schien das Tier vertrieben zu haben. Erleichtert ließ ich meinen Kopf in den Schnee sinken.
"Sam, ich glaube es ist weg", sagte ich zu meiner Schwester, und sie hockte sich sofort neben mich, um mir aufzuhelfen.
"Gottseidank", erleichtert atmete sie auf, "Ich hatte so eine Ang..." Mitten im Satz stockte sie plötzlich und ich vernahm wieder das Schnüffeln, direkt vor uns. Bevor Sam wieder schreien konnte, wisperte ich ihr zu "Handytaschenlampe", griff nach meiner eigenen und schaltete sie an.
Wir beide mussten uns erst ein paar Augenblicke lang an das Licht gewöhnen und hielten es auf den Boden. Als unsere Augen sich an die Helligkeit angepasst hatten, sahen wir den Übeltäter für unser Herzrasen direkt vor uns sitzen.Vor uns saß ein Hund mit struppigem, weißem Fell mit braunen Flecken uns schaute und hechelnd aus großen Augen an.
"Oh, wie süß", quietschte Samantha, "Hatten wir ensthaft vor ihm die ganze Zeit Angst?"
"Scheint so", stellte ich fest und hockte mich vor den Hund. "Hallo, Süßer. Na, wo kommst du denn her?" Er kam auf mich zu und ich kraulte ihn im Nacken, Sam fragte:
"Denkst du, dass er Besitzer hat?"
"Nein, also ich weiß nicht. Er hat kein Halsband."
Auf einmal stand der Hund auf und lief auf den mittleren der drei Wege zu, dann drehte er sich schwanzwedelnd zu uns um und sah uns abwartend an.
"Sollen wir ihm folgen?", fragte Sam. "Sowas machen Hunde doch sonst nur in Filmen."
"Einen Versuch ist es wert, wer weiß, ob Mum und Dad meine Nachricht überhaupt bekommen haben und uns suchen."
"Okay, wahrscheinlich ist das besser als zu erfrieren", stimmte sie mir zu und wir stapften hinter dem Hund her, der uns noch immer abwartend ansah. Während wir ihm folgten und er ab und zu auf uns wartete, wurde die Umgebung immer vertrauter. Wir leuchteten den Weg mit unseren Handys aus und ich entdeckte zu meiner rechten einen Hochstand, der normalerweise nicht weit vom Ausgang entfernt war.
"Ich weiß wo wir sind", jubelte ich und erkannte in der Ferne schon ein paar Lichter. Als wir gerade aus dem Wald hinaus traten, kamen uns zwei Pferde entgegen, mit Mum und Dad auf ihren Rücken. Sobald die beiden bei uns angekommen waren, sprangen sie ab und nahmen uns nacheinander in die Arme.
"Habt ihr meine Nachricht gehört?", fragte ich, während ich in Dads Umarmung fast zerquetscht wurde.
"Nein, aber ihr wart so lange weg und da es ja auch schon dunkel geworden ist, haben wir entschieden, uns auf die Suche nach euch zu machen", antwortete Mum.
"Aber wie es scheint, habt ihr auch allein hinaus gefunden", stellte Dad fest.
"Nein, allein würden wir dort immer noch festsitzen", erklärte ich, "Der Hund dort hat uns heraus geführt." Ich deutete auf unseren Retter, der sich wohl angesprochen fühlte und den Kopf schief legte.
"Dann müssen wir ihm wohl danken", Dad streichelte ihm über den Kopf, "Und ist sein Besitzer auch irgendwo in der Nähe?"
"Nein, da war nur der Hund und ein Halsband hat er auch nicht", erzählte Samantha.
"Können wir ihn nicht erst einmal mitnehmen?", bettelte ich, "Biiiitte?"
"Und wer soll sich dann um ihn kümmern?", fragte Mum skeptisch.
"Ich natürlich." Sie beäugte mich widerwillig, aber ich sah sie flehend an, bis sie meine Hundeaugen nicht mehr ertragen konnte und schließlich nachgab.
"Aber nur, bis wir den Besitzer gefunden haben", sagte sie streng und ich jubelte.
Dann stiegen Sam und ich hinter Mum und Dad auf ihre Pferde und wir ritten nach Hause. Ich konnte mir vorstellen, warum sie uns mit den Pferden suchen wollten. Mit einem Auto durfte und konnte man schließlich nicht jeden Weg benutzen.Während unsere Eltern ihre Pferde in den Stall brachten, gingen Sam und ich mit dem Hund ins Haus und ließen uns in der Küche eine heiße Schokolade und eine Schale Wasser für den Hund geben. Mir war so kalt, dass ich das Getränk in ein paar Schlucken austrank und danach in mein Zimmer ging, um mich für den Whirlpool umzuziehen. In einer Ecke meines Zimmers richtete ich außerdem dem Hund, den Sam und ich vorerst Teddy getauft hatten, mit ein paar Kissen ein gemütliches Nest ein und stellte die Wasserschüssel daneben. Dankbar leckte dieser mir über mein Handgelenk, dann schnappte ich mir ein Handtuch und machte mich auf den Weg in den Whirlpool.
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Ihr hattet sicher etwas anderes erwartet, aber Shini wollte das so... UNBEDINGT
Wir freuen uns immer noch über Feedback! 🙈
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Forbidden Love
Teen FictionAlison Elizabeth of Hamilton, die Tochter eines Dukes aus Großbritannien, führt ein ganz normales Leben. Wenn man das Leben einer Lady denn als normal bezeichnen kann. Als sie eines Tages ausreiten geht, trifft sie auf jemanden, der ihr Leben komple...