Vom Anderssein.

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Vom Anderssein.

Warum bin ich, wie ich bin? 
Warum hast du mich so geschaffen, Herrin?

Ich bin die Nonne der Schule, werd' nicht ernstgenommen. 
Also gehör' ich zur Kirche?

Nein, denn da bin ich die Lesbe, die lauwarme.
Also gehör' ich zu den Gays?

Nein, die haben nämlich Angst vor Gott. 

Ich will doch nur sein, wie alle anderen. Sein wie ihr. Dazu gehören. 

Doch ich tu's nicht. 

Hab andere Standards, andere Meinungen. Hab niemanden, der ist, wie ich.
Der's versteht.

Bin eben nur die queere Christin, die ihre Religion und ihre Sexualität verrät.
Die beides und doch nichts ist.

Bin gefangen in der Vorstellung von Christinnen. In der Vorstellungen von Lesben.
Bin beides und doch nichts. 

Wieso, Gott?
Warum hast du mich so geschaffen? Weshalb bin ich 'ne queere Christin? Die andere liebt, aber nicht geliebt wird?
Warum nur, Gott? 

Christliche Standards. Unerreichbar für mich. 

Ich bin anders, aber das ist gar nicht so, wie alle sagen.
Ich bin nicht besonders, einzigartig.

Ich bin einfach nur anders.

Und das ist verdammt einsam, um ehrlich zu sein.
Das lässt mich zweifeln, um ehrlich zu sein. 
Das zerstört mich, um ehrlich zu sein.

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