Die Medikamente taten das, was sie sollten - Sie stellen mich weitestgehend Ruhig. Doch das wollte nicht sehr lange halten. Ich kam langsam immer mehr in die Pubertät. Mein Körper reagierte anders und das sehr zu meinem Leidwesen. Denn nun summierte zu der augenscheinlichen Überforderung bezüglich meiner Person, nun auch noch eine Überforderung zu meinem Zustand. Man zog mich zum Arzt, von einem zum Anderen. Einmal weiß ich, war ich wieder in Celle. Dort war ich bei so einem großen Ärztehaus, bei einem Kinderarzt. Ich hasste Nadeln so oder so schon, seit ich diese Liquorpunktion hatte, doch ich sollte damit nicht verschont bleiben. In einem Zeitraum von 4 Stunden nahm man mir alle 15 Minuten Blut ab. Ich war mehrere Stunden nüchtern und die Nadel in meinem Arm tat mir irgendwann weh. Zudem war ich nie Alleine und in einer Art Dauerkontrolle. Ich empfand es als schrecklich, auch als ich von dieser Nadel erlöst wurde. Mein Arm tat weh, hatte einen Blauen Fleck und das Bewegen war unangenehm. Warum ich dort war?! Ich hatte mit Neun Jahren meine Menstruation bekommen. Viel zu früh und das als eine Nebenwirkung des Dipiperon. Ich ging in eine Hormon Therapie und bekam somit immer wieder Hormone gespritzt. Ich saß im Wartezimmer. Der Arzt trug immer ein Holzfällerhemd, mit Stethoskop und ein paar anderen Instrumenten. Die Praxis wirkte immer Freundlich und auch der Arzt schien recht nett zu sein. In dem Heim jedoch ging es weiterhin drunter und drüber. Ich erlebte die ein oder andere Schikane und gab mich damit hin. Mobbing war für mich mittlerweile der Alltag. Kalt, Schlicht und Schmerzhaft. Immer mal wieder wurde ich angegangen. Man schubste mich, schrie mich an mit “Du Stinkst” und sonstigen Dingen. Mir wurden auch fiese Spitznamen wie “Gamelie” oder “Ramelie” gegeben und immer wieder erlebte ich es, weg gesperrt, angespuckt oder auch körperlich angegriffen zu werden. Ich wurde immer wieder vom Essen ausgeschlossen und erlebte nur sehr selten ein wirkliches Privileg. Das konnte wohl ein Besuch in der Stadt sein, als auch ein Besuch bei der Bücherei, einem Schwimmbad oder, noch viel seltener, auch einem Kino. Ich habe nie wirklich was mit den anderen machen können, weil sei zu alt waren oder aber sie nicht wollten. Oft gab man mir diese “Time-Out” Phase oder sperrte mich ins Zimmer ein. In diesem Time Out raum, einem im alten gelegenen kleinen Raum, mit fliesenboden, 4 Duschen, einer Waschmaschine und einer art Strandliege. Unbequem zu schlafen. Direkt daneben eine Sauna, dabei aber auch an die 500 “Lustige Taschenbücher”. Ich wurde eingesperrt. Man schloss die Tür ab, ließ mich dort alleine. Morgens, Mittags und Abends brachte man mir essen, oft entweder kalt, oder lieblos auf den Teller geklatscht. Dazu noch diese Tabletten. Verweigerte ich die Einnahme packte man mich grob, drückte meinen Kiefer auf und schob mir die Tabletten in den Mund. Anschließend hielt man mir Wasser an die Lippen und zwang mich zum Schlucken. Ich war machtlos. Ich war ein Kind. Heute schießen manche Bilder in meinen Kopf, Gänsehaut kommt und der Gedanke, das andere Menschen einem nicht glauben, da sowas nie passieren würde. Ich fühle mich alleine mit meiner Geschichte, wohl wissend, das ich nicht alleine bin. Es gab eine Erzieherin, die ich mochte. Immer wenn ich im Timeout war, versuchte sie sich etwas zeit für mich zu nehmen. Sie zeigte, das ihr was an mir lag. Ich erinnere mich daran, das meine Hände ihr Handgelenk vollständig umfassen konnten. Sie hatte mich unterrichtet. Ich war eine ganze weile nicht beschulbar, weil ich nciht klar kam. Sie half mir und brachte mir ein paar Dinge bei. Ich lernte Mathe, Deutsch, Englisch, Sport und Musik. Oft saßen wir morgens zusammen, sie mit der Gitarre und ich mit dem Text und dann sangen wir um die Wette. Sie war Klein. Etwa 1.60m groß. Sie hatte weinrot gefärbte Haare. Ihren Namen nenne ich nicht. Aber ich erinnere mich gut daran. Sie verließ den Hof, als unsere Bindung anscheinend zu groß wurde. Sie sendete mit eine Postkarte aus Berlin, ihrer neuen und auch alten Heimat. Denn sie war damals in Berlin geboren und wohl zurückgegangen Diese Post besitzt ich heute noch. Ich bekam einen neuen Bezugsbetreuer. Sie war etwa 1.70m groß, füllig, hatte kurze blonde Haare und eine klare Meinung. Mit ihrer Art kam ich an sich gut klar, aber schnell wurde sie gewalttätig. Sie drückte mich und auch andere Jugendliche zu Boden, wenn wir eine Aufgabe verweigerten. Oft zog sie mir an den Haaren, riss damit meinen Kopf unangenehm hoch und schrie mich an. Manchmal hatte ihr ihren Speichel gesicht. Fast immer wehrt eich mich vor schmerzen, aber mit jeder gegenwehr zog sie nur fester. Ich lernte meinen Schmerz zu ignorieren. Es ging soweit, das ich einfach Barfuß, nur mit Hemd und Hose fort lief. Ich versteckte mich in Ilex, oder anderem Dornigen Gestrüpp. Hoffte so immer nicht gefunden zu werden. Die Schnitte die ich mir dabei zuzog ignorierte ich ebenso wie den Ärger nach meiner Flucht. Oft flüchtete ich mich unter unseren Deich in eine Dornenwand, kaum zu durchschauen und mein Rückzugsort für mehrere Jahre. Mein 10ter Geburtstag rückte immer näher. Unser Hausmeister war an einem Bau und oft war es gerade an uns Bewohnern ihm zu helfen. Teils wurde uns aufgetragen schwere Balken zu schleppen oder für ihn hoch zu halten.
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SELBST ⁱⁿ ˢⁱᶜʰ GEFANGEN
General FictionDieses Buch ist meine persönliche Autobiografie. Sie basiert auf wahren Ereignissen und zeigt wie ich aufgewachsen bin. Bitte lest dieses Buch nur, wenn ihr mit kritischen Inhalten umgehen könnt.