Kapitel 6

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Mittlerweile ist es schon zwei Uhr in der Nacht. Die Gruppe die aus Kumpels bestand, ist vor einer weile verschwunden und auch der Typ am Tresen hat sich gut angeheitert verabschiedet. Ich denke der hat schon einiges hinter sich oder vielleicht auch eine schlimme Erfahrung gemacht. Aber was mich wundert, ist das Dylan noch immer auf dem selben Hocker sitzt, vertieft in sein Handy. Ab und zu schaut er mich nachdenklich an und dann wieder auf sein Handy. Wie gut das es hier dunkel ist und er meine Augen nicht richtig betrachten kann, denn nur an ihnen würde man mich erkennen, wenn wir Fingerabdrücke und Bluttest außen vor lassen. Ich bin grade dabei die letzten Gläser abzuwaschen, da kommt der schmierige alte Mann an die Theke um zu bezahlen, nur ist von seinem Mäuschen nichts mehr zu sehen. Er legt mir einen zweihunderter auf die Theke und grinst mich an."Süße, wann hast du Feierabend? Würde gern noch mit dir was trinken gehen." Ich verziehe angewiedert das Gesicht, was Dylan wohl auch sieht und sich ein lachen verkneift. " Tut mir sehr leid, aber ich darf nichts mit Gästen anfangen und außerdem bin ich vergeben." log ich schnell und krame im Portmonee rum, um ihm so schnell es geht sein Restgeld wieder zu geben. Ich lege ihm das Geld in die Hand, doch als ich sie zurück ziehen will, zieht er sie zu sich und küsst meinen Handrücken. " Schönen Abend noch Süße!" Und weg war er. Schnell laufe ich zur Spüle um mir meine Hände zu waschen. Ich will garnicht wissen wo der mit seinem Mund schon überall war.

Aufeinmal fängt Dylan laut an zu lachen und ich wahrscheinlich knall rot im Gesicht, weil er es sich die ganze Zeit verkneifen musste. " Ha ha sehr witzig!" sage ich zu ihm und rolle mit den Augen. Als er sich endlich wieder zusammen reißen kann, trinkt er den letzten Schluck von seinem Getränk, legt einen Fünfziger auf die Theke und verschwindet. "Warte doch mal" rief ich ihm noch hinterher, aber kam nicht wieder zurück. Naja dann steck ich ihm sein Restgeld in den Briefkasten. Plötzlich kommt David aus der Tür hinter mir und schaut sich um. " Du kannst Feierabend machen, ist eh nichts mehr los und ich muss auch gleich gehen. Bis Morgen!" und weg war er. Naja wenn er meint, obwohl es noch früh ist. Vielleicht liegt es auch daran das Mittwoch ist, da ist meistens nicht viel los und am Donnerstag wird es dann etwas mehr. Schnell stelle ich noch die sauberen Gläser weg, packe den Müll aus allen Räumen zusammen in eine Mülltüte und laufe mit einem "Bis Morgen" durch den Hinterausgang zu den Mülltonnen. Mit einem Ruck landet die Mülltüte in der Tonne und ich mache mich auf den Weg nach Hause.

Ich liebe es Nachts draußen zu sein! Es ist still, leer und kann den Himmel betrachten. Heute sind einige Sterne mehr zu sehen und auch der Mond ist fast vollständig zu erkennen. Ich entschließe mich noch einen Spaziergang durch den Park zu machen und bleibe an einem See stehen. Etwas weiter entfernt steht eine Bank die ziemlich alt aussieht und dennoch ihren Charm hat. Langsam schlendere ich zu dieser und setze mich, mit dem Blick zum See drauf. Es ist sehr angenehm draußen, also denke ich das es morgen sehr warm wird, was mir nichts aus macht, denn ich liebe es wie die warmen Sonnenstrahlen meine Haut kitzeln. Es ist schon ziemlich lange her das ich einfach irgendwo saß und inruhe nachdenken konnte. Doch meine Gedanken schweifen zu einer unangenehmen Situation, in der ich stecke. Meine nächste Flucht! Zum ersten mal bin ich wirklich traurig darüber wegziehen zu müssen, denn ich liebe diese Stadt und ich werde Leyla mega vermissen. In den wenigen Monaten ist sie mir echt ans Herz gewachsen und ich muss zugeben das sie die erste ist der ich alless erzählt habe.

"Wieso so alleine hier?" Ich schrie einmal auf, weil ich mich total erschreckt habe und schaue hinter mich. " Bist du nicht ganz dicht? Schleich dich nicht einfach an andere ran!" Ich versuche mich zu beruhigen und drehe mich wieder zum See. " Sorry. Dachte du hättest mich gehört, da man sich eigentlich unmöglich anschleichen kann auf einem Kiesweg." Ich höre an seiner Stimme wie er sich lustig über mich macht und frage ihn, " Verfolgst du mich? Wenn ich mich richtig erinner bist du schon vor etwas über einer Stunde aus der Bar verschwunden." Er setzt sich neben mich auf die Bank. Ich schaue ihr verwirrt an und es vergehen einige Minuten bevor er mir wirklich antwortet. "Kann es sein das wir uns kennen?" Mir stockt der Atem und ich schaue schnell weg. " Nicht das ich wüsste! Außerdem lenk nicht ab und beantworte mir mal meine Frage!" Kann es sein das er mich doch erkannt hat und mir deshalb gefolgt ist? Tausend Fragen schwirren mir durch den Kopf. " Ja und nein!" Mit weit aufgerissenen Augen sehe ich ihn an. " Wie ja und nein? Nein weißt du was? Ich gehe lieber nach Hause, das wird mir zu dumm." Ich stehe auf, klopfe mir den imaginären Dreck von den Schenkeln und laufe los. Keine Ahnung wieso ich aufeinmal so sauer bin, aber er regt mich auf. Soll er doch versuchen mich zu finden! Morgen werde ich alles planen und verschwinden. Plötzlich werde ich am Handgelenk zurückgezogen und umgedreht. Seine Hände wandern zu meinen Hüften, streifen dort zärtlich über meine Haut und ich bekomme eine Gänsehaut. "Lass mich los!" Zische ich ihm ins Gesicht und versuche mich aus seinem Griff zu befreien. "Und was wenn nicht?" fragt er mich grinsend. Auf meinem Gesicht bildet sich eine fieses Grinsen und ich schaue ihn an. Seine Augen werden groß, denn ich denke er weiß was ich vor habe und lässt mich anschliesend los. "Gute Entscheidung! Diesmal wäre es unter der Gürtellinie gewesen." Sage ich und drehe mich mal wieder um und mache mich schnell auf dem weg nach Hause.

Der Geist meiner VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt