9. Der goldene Schnatz

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pov: Harry

Ich spüre einen Luftzug neben meinem Kopf und rechne mit einem Zusammenstoß, aber bevor mich ein Schlag treffen kann haben die beiden Sucher schon ihre Besen herumgerissen und steigen wieder steil in den Himmel auf. Völlig perplex starre ich ihnen hinterher. Ich sehe sie nur noch als gelben und grünen Schleier, so schnell fliegen sie hintereinander her. Der grün gekleidete Spieler ist ein Stück weiter vorne und vor ihm in der Luft, nur ein paar Zentimeter vor der Spitze seines Besenstiels entfernt, blitzt etwas Goldenes. Der Schnatz.

Alle Schüler um mich herum rasten aus und feuern die beiden Sucher an. Auch ich starre gespannt in den Himmel. Unser Sucher holt langsam auf.
Die Schüler auf den Tribünen halten kollektiv den Atem an. Für eine Sekunde fühlt es sich an als würde die Luft erstarren. Aber er ist zu langsam.
Die Menge atmet aus.
Tomlinson streckt blitzschnell den Arm aus und einen Wimpernschlag später ist alles vorbei.

Die gegnerische Tribünen jubelt, der Boden bebt förmlich und der tosende Applaus übertönt die Stimme der jungen Moderatorin. Ich höre den Punktestand nicht. Ich weiß nur das wir verloren haben. Und er hat gewonnen. Er hat es allen gezeigt. Er hat allen gezeigt, dass er nicht einfach nur der Sohn einer berühmten Spielerin ist, sondern, dass er auch selber Talent hat. Und das beeindruckt mich mehr als ich erwartet hätte.

Eigentlich sollte ich enttäuschter sein. Enttäuscht darüber, dass wir in der Tabelle weiter zurück fallen. Enttäuscht darüber, dass meine Freunde nicht gewonnen haben. Aber gleichzeitig bin ich viel zu beschäftigt damit mir Gedanken über den neuen Sucher zu machen. Über den stechenden Blick. Über seine geschmeidigen Bewegungen. Darüber, dass er mich fast über den Haufen geflogen hätte. Louis Tomlinson.

Als Niall und die Mannschaft niedergeschlagen in den Gemeinschaftsraum zurückkehren ist von der überschwänglichen Stimmung am Morgen nichts mehr zu spüren. „Wir waren so knapp dran", flucht Ashton laut got sich hin und boxt frustriert in einen Sessel. Der Sessel quietscht beleidigt auf und verändert seine Farbe. Die andern Spieler nicken zustimmend. „Ihr wart super", versuche ich meine Freunde aufzumuntern. „Super reicht nicht Harry", fährt Ashton mich harsch an und ich zucke zusammen. „Hey Harry kann auch nichts dafür...", sagt Niall beschwichtigend.

„Ach ja?...", meint eine andere Spielerin aus der Mannschaft schnippisch. Dann fügt sie mit gerunzelter Stirn hinzu: „Er hat Tomlinson doch geradezu zugewunken und ihm gezeigt wo der goldene Schnatz ist..." Meine Augen werden tellergroß. Und ich weiß nicht was ich darauf erwidern soll. Gibt sie mir gerade etwa die Schuld an unserer Niederlage? Ich schüttle vehement den Kopf. Meine Locken fliegen wild durch die Gegend. Sogar Ashton schaut sie jetzt halb perplex, halb verärgert an: „Das ist doch Schwachsinn Sophia! Und das weißt du genauso wie ich. Der Schnatz ist zwar in Harrys Nähe gewesen, aber er hätte Tomlinson nie absichtlich darauf aufmerksam gemacht!"
Dankbar schaue ich ihn an. Natürlich hätte ich das nicht, ich war viel zu beschäftigt Louis auf seinem Besen zu beobachten, als das ich überhaupt wahrgenommen habe, dass der goldene Schnatz genau neben mir war. Aber das muss ich den anderen nicht so genau schildern...

Das Mädchen rollt mit den Augen. „Wie auch immer. Wir haben verloren und beim nächsten Spiel müssen wir gegen Ravenclaw gewinnen. Hoffen wir nur, dass die Gryffindors die Slytherins besiegen. Sonst können wir den Sieg dieses Jahr sowieso vergessen! Und Harry - tut mir leid. Ich meinte es nicht so. Es ist nur so ... frustrierend.", mit den Worten wendet sie sich ab und verschwindet in Richtung Mädchenschlafsaal.

Später am Abend sitze ich alleine mit Niall in einer ruhigen Ecke des Gemeinschaftsraums. Die meisten anderen Schüler sind schon in die Schlafsäle verschwunden. Nur noch ein paar Viertklässler Sitzen in einer Nische des Gewölbekeller und spielen Karten.

„Wieso habe ich diesen Louis eigentlich vorher noch nie gesehen?", frage ich Niall. Mein bester Freund hebt den Kopf und grinst mich an. Der Blondschopf hat die Niederlage deutlich besser weggesteckt als manch anderer. Seine Frohnatur bleibt nie lange verborgen.

Ich glaube Niall ist das wandelnde Hufflepuff Klischee überhaupt. Er liebt es zu lachen, er liebt es neue Menschen kennen zu lernen, er ist eine absolute loyale und freundliche Person und wenn er für eine Sache brennt, dann kann er sich voller Geduld und Engagement dafür aufopfern. Vor allem die letzten zwei Eigenschaften stellt er jeden Tag beim Essen und ansonsten beim Quidditch unter Beweis.

Er grinst immer noch, als er endlich auf meine Frage nach Louis antwortet. „Wahrscheinlich, weil du dich nicht genug für Quidditch interessierst. Und weil wir mit den Slytherins keine Fächer haben. Außerdem hat er vorher auch noch nie irgendwo mitgemacht, dass er aufgefallen wäre. Ich sehe ihn manchmal auf dem Gang, aber ich kenne ihn auch nur weil seine Mutter bekannt ist. Er hat noch eine kleine Schwester, die ist in der Ersten soweit ich weiß..."

Das was Niall sagt klingt plausibel. Wir haben wirklich so gut wie nichts mit den Slytherins zu tun. Nicht mal mit denen aus unserem Jahrgang und ich kenne nur ganz wenige mit Namen. So wie Max George zum Beispiel und das liegt nicht daran, weil wir so gute Freunde wären, sondern eher am Gegenteil.

Aber jetzt kenne ich wohl noch einen Namen mehr: Louis Tomlinson.

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Ein bisschen Action, ein verlorenes Match und eine kleine Auseinandersetzung. Ach so und natürlich Louis. Ich hoffe ihr habt in diesem Kapitel gefunden, was ihr euch erhofft habt.

Das Kapitel ist zur Abwechslung etwas länger geworden, weil ich meine Überarbeitung vor dem hochladen nochmal überarbeitet habe. Ich hoffe die Unterschiede in den Kapitellängen stören niemanden. Und auch nicht die unregelmäßigen Updates. Meistens ist es mitten in der Nacht, wenn ich nochmal überarbeite und dadurch kommt der nicht vorhandene Upload Plan zustande 😅

Bis zum nächsten Kapitel
cu.

Im Bann der Schlange [l.s.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt