13. Kuchen und Quäken

205 30 24
                                    

pov: Harry

Wie durch Magie kreuzen sich unsere Blicke. Seine blauen Augen finden meine grünen und wir schauen uns einen Moment lang einfach nur an. Die Intensität seines Blickes erschüttert mich. Ich habe das Gefühl, als würde er direkt durch meine Augen in meine Gedanken sehen können. „Harry", ertönt es laut von meiner Seite. Ich zucke zusammen und drehe mich abrupt um, dann spüre ich etwas Nasses an meinem Fuß und blicke auf den Teppich, den Niall gerade gewässert hat. Ein Brandloch ist darin zu erkennen.

Niall lacht laut. Mit hochrotem Kopf frage ich: „Das ist nicht wirklich passiert, oder?" Niall bekommt sich kaum ein vor Lachen. Er krümmt sich zusammen, eine Träne läuft über seine Wange und er prustet einfach weiter. „Niall, bitte sag mir, dass ich nicht gerade aus Versehen den Teppich in Brand gesetzt habe..." Der blonde Ire klopft mir auf die Schulter. „Komm, wir holen uns was zu trinken", sagt er dann und zieht mich in Richtung einer kleinen Bar. Vielleicht ist etwas zu Essen und zu Trinken jetzt die Richtige Wahl. Hoffentlich hält ein Stück Kuchen in meiner Hand mich davon ab noch mehr spontane Feuer zu legen.

Auf einem Tisch stehen bergeweise verschiedene Schüsseln mit Getränken und Essen. Einer der Ravenclaws muss gute Verbindungen zur Schulküche haben. In einer Schüssel rührt eine Kelle eine rote Flüssigkeit um, in einer anderen schwimmen ein paar Goldfische im Kreis. Ich nehme mir einen kleinen Kuchen, der einigermaßen harmlos aussieht und beiße vorsichtig davon ab. Sofort prickelt es auf meiner Zunge. Niall greift zu den Pasteten, die eine unnatürliche lilane Farbe haben und schiebt sich gleich mehrere auf einmal in den Mund. 

„Hi."

Wie vom Blitz getroffen drehe ich mich um und da sind sie wieder. Blaue Augen, die mich erstarren lassen. Sein Blick fixiert meinen. Ich verschlucke mich an dem Stück Kuchen, dass ich mir gerade in den Mund geschoben habe und fange hektisch an zu husten. Niall unterdrückt diesmal sein Lachen und klopft mir auf den Rücken und gibt Louis dann ein High Five. „Hi", stammle ich. Zu meinem Entsetzen ist meine stimme ganz piepsig. Jetzt lacht Niall wieder und auch Louis kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Hast du von dem Kuchen gegessen?", fragt er. Ich nicke und merke wie mein Gesicht ganz warm wird. „Der ist verzaubert. Zayn hat vorhin auch ein Stück davon erwischt und danach zehn Minuten beim Sprechen gegrunzt wie ein Schwein." Jetzt lache ich auch. „Solange es nur zehn Minuten sind", piepse ich als Antwort.

„Wollt ihr mit zu den anderen kommen? Zayn hat vorgeschlagen irgendwas zu spielen", lädt Louis uns ein, „aber ich würde vorher die Schuhe eventuell trocken", fügt er hinzu und grinst verschmitzt. Mein Blick fällt auf meine Füße, die in den frisch gelöschten Schuhen stecken. Sofort merke ich wie mein Gesicht wieder warm wird. Ich muss aussehen wie eine Tomate. Mir wird langsam alles zu peinlich. Eine Blamage folgt der nächsten und natürlich muss Louis jede einzelne davon mitbekommen. „Darf ich?", fragt der Slytherin in diesem Moment. Ich kann nur stumm nicken. Mit einem schnellen Zauber trocknet er meine Schuhe. 

Bestimmt denkt er jetzt ich könnte das nicht selbst. Wäre ein unfähiger Zauberer. Oder vielleicht ein Squib. Hilfesuchend schaue ich zu Niall, oder besser gesagt dorthin, wo er eben noch gestanden hat. Der blonde Ire ist nämlich schon wieder verschwunden und hat mich mit Louis allein am Buffet zurückgelassen. „Also – ein Spiel?", fragt Louis wieder und hebt fragend eine Augenbraue. Er hält mir erwartungsvoll seine Hand entgegen und zögernd nehme ich sie. Meine Hand ist viel größer als seine. Und trotzdem fühle ich mich klein. Ein bisschen wie ein neugieriges Kind, dem jemand eine neue Welt eröffnen möchte. Ein angenehmes Prickeln breitet sich in mir aus als unsere Hände so ineinander liegen. Er hat schöne Hände. Etwas rau, wie bei den meisten Quidditchspielern, aber trotzdem angenehm. 

Louis zieht mich in Richtung seiner Freunde. Von den Slytherins, die dort zusammen auf dem Boden sitzen erkenne ich nur Zayn, aber zu meiner Erleichterung sind auch Liam, Ashton und Niall da. Alle sitzen in einem Kreis. In der Mitte von ihnen schwebt circa zwanzig Zentimeter über dem Boden eine Glasflasche mit einer trüben Flüssigkeit darin. „Flaschendrehen? Fällt dir nichts anderes ein Zayn?", fragt Louis und rollt mit den Augen. Der Angesprochene zuckt nur mit den Schultern. „Als wüsstest du nicht gerne was in den Köpfen mancher hier vorgeht", kontert er und grinst Louis herausfordernd an. Ich spüre, wie dieser sich jäh versteift und dann meine Hand fallen lässt. 

Mein Arm fühlt sich abrupt zehn Kilo schwerer an und meine Haut, die eben noch durch seine gewärmt wurde wird sofort kalt. Louis setzt sich kommentarlos neben Zayn. Ich stehe immer noch und weiß nicht wo ich hin soll. In dem Kreis ist kein Platz mehr und ich fühle mich fehl am Platz. Da rückt Liam zur Seite und klopft auf den Teppich. Dankbar gehe ich zu ihm und sinke zwischen Liam und Ashton auf den Boden. „Ich habe das noch nie gespielt", flüstere ich Ashton zu. Zumindest wollte ich flüstern, aber meine piepsige Stimme durchschneidet die Luft und alle schauen mich auf einmal an. Ich würde am liebsten im Boden versinken. Noch nie in meinem Leben habe ich mir so sehr gewünscht, ein Geist zu sein, der einfach abtauchen kann.

„Es ist ganz einfach", erklärt Zayn, „Ich drehe die Flasche, wenn sie auf dich zeigt bestimmt die Farbe der Flüssigkeit was du machen musst. Rot – Mutprobe. Oder zumindest eine Aufgabe, die du erfüllen musst. Gelb – der Spieler, der vor dir an der Reihe war, darf dir eine Frage stellen... egal was für eine", sein Blick huscht kurz zu Louis, der neben ihm sitzt und einen Fussel im Teppich zwischen seinen Fingern hin und her rollt. „Und um das Ganze etwas spannender zu machen", bedeutungsvoll greift Zayn in seine Hosentasche und holt ein kleines Fläschchen heraus, welches er dramatisch in die Luft hält. Das Licht bricht sich in dem Glasflacon und reflektiert einen kleinen Regenbogen auf Louis Kopf. Misstrauisch schaue ich die Flasche an. 

Ich erkenne den Zaubertrank in dem Moment in dem Zayn es ausspricht: „Veritaserum."


--

Meine Klausur ist überstanden - ob sie auch bestanden ist... daran zweifle ich. Aber wie versprochen nach der Klausur ein neues Kapitel. Ich muss die nächsten Tage erst ein wenig weiter schreiben bevor das nächste Kapitel online kommen wird.

Habt ihr Ideen  (& Wünsche) wie es weiter gehen könnte? Ich finde es schön, wenn wir die Story gemeinsam ausbauen.

cu.

Im Bann der Schlange [l.s.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt