"Nun Sofya," begann er. "Wie geht es dir?" Ich antwortete nicht, sondern schenkte ihm nur einen verachtungsvollen Blick zu. Ich kannte dieses "Hinhalte-Spiel" von ihm schon. Er sah mich erwartungsvoll an, aber ich antwortete nicht auf seine Frage. Stattdessen sagte ich: "Kommen wir diesmal lieber gleich zum Punkt. Darf ich daheim bleiben oder nicht?" Er zögerte. Man merkte ihm direkt an, wie unwohl er sich fühlte. "Nun, Sofya. Du bist in einer sehr instabilen Lage wie du weißt, und dazu kommt noch dein starkes Untergewicht." Das stimmte. Ich war magersüchtig. Mit meinen 16 Jahren wog ich knapp 40Kilo. Auch wenn ich wollte, konnte ich nichts dagegen tun. "Wir haben lange überlegt," setzte Dr. Banékowitch fort. "Und wir kamen zu dem Entschluss, dich vorerst hier zu behalten. Nur bis du wieder in einer stabilen Lage bist. Außerdem..." "NEIN!", schrie ich dazwischen und sprang auf. "Ich will nicht weg! Das könnt ihr mir nicht antun! Mein Zuhause ist das letzte was ich in meinem Leben habe!" "Aber Sofya..." "NEIN!" Mir wurde schwindelig und kalt. Ich begann zu zittern. "Sofya.", setzte Dr. Banékowitch nochmal an. "Es ist nur zu deinem besten. Wir haben auch schon mit deiner Stiefmutter geredet und..." "Also wusste sie schon Bescheid!? Und sie hat mir nichts gesagt!" Mir wurde schlecht und ich musste mich setzen.
*TÖTE IHN!* Diese Worte brannten sich in meinen Kopf. *TÖTE IHN!* Ich bekam Kopfschmerzen. So schreckliche Schmerzen. *TÖTE IHN! JETZT!* Ich hielt es nicht mehr aus. Panisch sprang ich auf und schrie. "HILFE!" Ich wirbelte um mich. *TÖTE IHN! SOFORT!" Ich konnte nicht mehr. Ich rannte zur Tür, nahm die Glasflasche, welche am Boden stand. Ich schlug und sie zerbrach, bis auf den Hals. *TÖTE IHN!* Ich war besessen. Alles schien so weit weg. Ich sah schwarz. "Sofya! Nicht! NEIN!" Dr. Banékowitchs Stimme rief. Und plötzlich sah ich nur noch Blut. Sein Blut. Ich zitterte. Was hatte ich bloß getan? Wieso?! Ich rannte aus dem Zimmer, aus der Klinik. Mein einziger Gedanke: Ich muss fliehen. Hätte ich bloß damals schon gewusst, dass es nichts bringen würde. Dem Tod kann man nicht entrinnen...
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Stimmen
RandomDeine Gedanken sind immer bei dir. Sie helfen dir. Bis sie böse werden und dein ganzes Leben eine einzige Flucht wird.