𝐓𝐡𝐞 𝐅𝐨𝐫𝐠𝐨𝐭𝐭𝐞𝐧 𝐖𝐚𝐫𝐫𝐢𝐨𝐫

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Die Mittagssonne knallte unerbittlich auf das Atrium. Dank der flirrenden Hitze hatten sich die meisten Leute in ihre Häuser verkrochen und auf dem Platz war eine friedliche Stimmung eingekehrt. Ein Schwarm kleiner Vögel trällerte ein Liedchen, als das Klirren von Schwertern sie schlagartig aufscheuchte.

Eisen krachte gegen Eisen, dass die Funken nur so stoben. Ich liebte den Gesang der Klinge, die knapp neben meinem Ohr die Luft zerschnitt. Das Gefühl des kostbar geschmiedeten Hefts in meinen Händen übertraf alle meine Vorstellungen bei weitem und kaum, dass ich einmal in diesen Genuss gekommen war, erahnte ich schon, wie schwer es mir fallen würde, diese sprühende Eleganz wieder gegen einen plumpen Holzstock zu tauschen.

"Kannst du mithalten?"

Ich schnaubte. Was so ein bisschen roter Flaum am Kinn nicht alles mit dem Selbstbewusstsein eines Jungen anstellen konnte. Von großen Klappen ließ ich mich allerdings ebenso wenig beeindrucken wie von großen Klingen. Nicht umsonst hatte ich so lange trainiert - die Fertigkeiten beherrschte ich mühelos im Schlaf.
Trotzdem erwischte mich die Wucht des nächsten Hiebs unvorbereitet. Nur meiner gut koordinierten Beinarbeit war es zu verdanken, dass ich es noch schaffte, mich in der Luft abzufangen. Ich knirschte mit den Zähnen, verärgert darüber, wie unsauber meine Konter ausfielen: Mal holte ich zu schwungvoll aus, mal wandte ich viel zu wenig Kraft auf. Kleine Unregelmäßigkeiten, die im Ernstfall über Leben und Tod entschieden. Vielleicht war ich tatsächlich zu überzeugt von mir selbst gewesen.
Verbissen schlug ich auf meinen Rivalen ein. Er schlug zurück. Ich parierte - er blockte. So ging es in zermürbendem Tempo hin und her und hin und her und hin und her.
Indes versetzte ich ihm einen Stoß und schickte sogleich einen Präventivschlag hinterher, jede Möglichkeit zum Gegenangriff im Keim erstickend. Dieses Mal hatte ich ein wenig besser kalkuliert und landete einen recht gut platzierten Treffer mit dem flachen Klingenblatt. Wirkungsvoll genug, um mir ein paar bitter nötige Sekunden zu verschaffen. Meine Lungen brannten bereits. Ich zwang mich dazu, meinen Geist freizubekommen.
Um den Fluss des Kampfes kontrollieren zu können, musste ich ihn zuerst finden und gänzlich darin eintauchen.
Zeit. Ich brauchte mehr Zeit.
Noch beherrschte die tänzelnde Waffe in meiner Hand, von Knauf bis Ort so vollendet ausbalanciert, mehr mich als umgekehrt. Ich wusste sehr gut, wie man ein Schwert schwang, doch dieses Prachtstück hier führte ein Eigenleben, mit dem ich mich erst vertraut machen musste.
Konzentration.
Ein tiefer Atemzug. Vereinzelte Sandkörner knirschten unter meinen Sohlen, die über den staubtrockenen Boden glitten, bedacht darauf, die Balance zu wahren. Irgendwann vergaß ich, was genau ich tat, blendete alles aus bis auf mein Zielobjekt.
Die Schneiden wetzten wieder und wieder gegeneinander und ließen ihr Lied erklingen.
Mein Herzschlag pochte in meinen Ohren.
Ich parierte. Links. Oben. Links. Rechts. Oben. Unten.
Die Muster, in die mein Gegenüber verfiel, waren nun wirklich nicht schwer zu durchschauen.
Er deutete einen Stoß auf meine rechte Schulter an, doch hatte er einmal zu viel in die genau entgegengesetzte Richtung gelinst.
Nicht ohne Genugtuung blockte ich gezielt linksseitig ab.
Langsam wurde ich Herr über die Situation und mit einem Mal hatte sich auch die Natürlichkeit wieder in meinen Bewegungen eingefunden.
Das unstete Pumpen meines Herzens pendelte sich ein und mit ihm fand ich in den Rhythmus des Gefechts.
Das Schwert agierte wie ein Teil von mir. Ich agierte wie ein Teil von ihm.
Und mein kühnes Lächeln blitzte mit der gleichen Schärfe der Klinge.
Es war keineswegs durchscheinende Arroganz. Nichts war tödlicher als Arroganz.
Doch es war nun einmal so, dass ich ein sehr klares Bild über meine Fähigkeiten besaß. Ich wusste durchaus, wann es besser war, Bedingungen für die Kapitulation zu verhandeln. Und, wem wollte ich etwas vormachen, jetzt war das nicht der Fall.
Behände setzte ich all die Kniffe um, die ich so oft heimlich von den besten Kriegern auf den Trainingsplätzen abgeschaut und im fahlen Licht des Mondes in meinem Zimmer nachgeahmt hatte.
Links parieren. Einen Schlag abblocken. Kontern. An der unsichtbaren Linie der Defensive kitzeln, sie fürwitzig durchbrechen. Das Gegenüber umkreisen, wie ein Raubvogel auf der Jagd nach leichter Beute. Es hatte etwas von einem Reigentanz. Mit ein paar wesentlichen Unterschieden.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 25, 2021 ⏰

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