chap 1

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[Kuroo POV]

Der Sonnenuntergang färbte den Himmel beinahe rot, als ich den Park betrat. Ich lief zu einer Bank in einem Teil des Geländes in dem weniger Menschen unterwegs waren und ließ mich darauf nieder. Dann sah ich auf die Uhr. Es war beinahe schon Zeit, dass er kam. Ungeduldig wartete ich auf seine Ankunft. Ich benötigte seine Hilfe so bald wie möglich.

~Rückblick; am vorherigen Tag~

Wie so oft saß ich in einer meiner Bars und trank einen Whisky. Zur Zeit gab es recht viel Unruhe  in meinem Revier und so genoss ich die seltene Auszeit. Ich nahm einen weiteren Schluck aus meinem Glas und spürte wie der Alkohol in meiner Kehle brannte. Zufrieden seufzte ich, als plötzlich ein lauter Knall ertönte.

Die wenigen Personen im Raum zogen augenblicklich ihre Waffen und richteten sie in Richtung der aufgeschlagenen Tür. "Uahhh! Nicht schießen!", erschrak der Mann, der schnaufend im Eingang stand und hob schnell die Arme.

"Takeda-san! Was machen Sie denn hier?", fragte ich ihn und er kam schnellen Schrittes zu mir herüber. "Problem!", keuchte er, noch immer erschöpft, da er anscheinend eine beträchtliche Strecke gerannt war. "Ich habe doch gesagt, Sie sollen für weniger Aufruhr sorgen!", zischte ich meinen Informant an.

Ittetsu Takeda war ein Beamter, der für mich spionierte und Informationen sammelte. Am Anfang hatte ich ihn bestochen doch nach einigen Jahren der Zusammenarbeit hatte er das Geld nicht mehr annehmen wollen.
Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie scheint er mich und meine Gang ins Herz geschlossen zu haben.

"Ja...Puh! Entschuldigung!", meinte dieser nachdem er etwas durchgeschnauft hatte. "Aber es gibt ein großes Problem.", fügte er dann in ernstem Ton hinzu. Still gab ich ein Zeichen, dass es hier sicher war und er sprechen konnte.

"Es gibt einen neuen Staatsanwalt in der Stadt, der es auf dich abgesehen hat. Er ermittelt gegen dich!", erklärte der jung aussehende Beamte besorgt. "Take-chan, es dürfte keine Beweise geben, wo ist das Problem?"

"Es ist nicht nur irgendein Anwalt, er ist der beste auf seinem Gebiet. Er hat es sogar mal geschafft den Miya-Brüdern auf die Spur zu kommen!"

"Miya? Die Zwillinge haben sich von ihm schnappen lassen?", erwiderte ich erschrocken. Dass es dieser Mann auf mich abgesehen hatte schien wirklich schlecht zu sein.

"Das nicht.", meinte Takeda und beugte sich etwas näher zu mir, "Aber fast. Er hatte Beweise gegen sie und sie sind ihm nur dank Suna entwischt. Das musst du ernst nehmen!"
Nachdenklich sah ich auf das Glas in meiner Hand. "Du reagierst zwar gerne über Take-chan, aber diesmal scheint es wirklich ernst zu sein."

Noch immer in Gedanken nahm ich einen Schluck des bitteren Getränks. Wenn uns ein Staatsanwalt auf der Spur war, wollte ich keines meiner Gangmitglieder schicken.

Ein direktes Aufeinandertreffen wäre zu gefährlich und möglicherweise könnten wir in eine Falle laufen. Also brauchten wir jemanden, der aus Distanz schießt.
Akashi konnte zwar gut mit der Sniper umgehen, aber der Plan, der sich in meinem Kopf langsam bildete, würde seine Fähigkeiten übersteigen.

"Einen Sniper. Ich brauche einen richtig guten Sniper Take-chan.", teilte ich dem Mann neben mir mit. Nun auch nachdenklich legte Takeda eine Hand an sein Kinn und strich darüber, als er langsam nickte.

"Hmm... Ja ich glaube da habe ich jemanden.", sagte er langsam.

Ich fragte nicht genauer nach, sondern wartete darauf, dass der unschuldig aussehende Beamte ein wenig mehr erläuterte.

"Ich habe ein Gerücht von einem echt guten Sniper gehört. Nicht einmal hier im Untergrund kennt man seinen Namen oder sein Gesicht. Ich glaube er verwendet das Pseudonym 'Ko'."

"Ko?", fragte ich. "Ja. Ich denke es bezieht sich nicht nur auf einen Spitznamen oder ähnliches, sondern auch die Redewendung: 'Jemanden K.O. schlagen.'", führte Takeda aus.

Entschieden stellte ich mein Glas auf dem hölzernen Tresen ab und ordnete an: "Besorg mir ein Treffen mit ihm so schnell es geht, Take-chan. Ich habe das Gefühl mit jeder Sekunde die vergeht kommt uns dieser Anwalt näher."

Der Beamte stand sofort auf und verbeugte sich. Dann ging er zügig aus der Tür um mir ein Treffen zu arrangieren.

Vier Stunden später hatte ich eine Mail von ihm erhalten: 'Es war wirklich nicht leicht, ihn dazu zu bewegen sich mit dir persönlich zu treffen, aber ich habe es geschafft. Geh zu dieser Adresse, morgen um 19:00 Uhr: ***** Das ist ein öffentlicher Park. Ich habe dir im Anhang noch ein paar Informationen zu diesem Sniper geschickt.'

~Gegenwart~

Nun saß ich hier also im Park und wartete seit inzwischen 10 Minuten auf das Eintreffen des Scharfschützen. Angenervt seufzte ich. "Kommt der auch noch?", fragte ich mich selbst.

"Anwesend.", hörte ich da plötzlich eine leise Stimme über mir. Blitzschnell sprang ich auf und wollte meine Waffe zücken, als ich sah, dass eben eine solche auf mich gerichtet war.

Versteckt im Schatten des Baumes hinter der Bank auf der ich gesessen hatte, lungerte eine kleine Gestalt. Nicht nur wegen der Dunkelheit, sondern auch weil die Person sich hinter einer Maske und einer Kapuze versteckte konnte ich ihr Gesicht nicht sehen.

Ich spürte einen stechenden Blick auf mir, während noch immer der Lauf eines Revolvers auf mich zeigte. Die Waffe hielt die Person recht nah am Körper und ihre Haltung war beinahe unmenschlich entspannt.

Nachdem sich der erste Schock gelegt hatte, setzte ich mich möglichst normal wieder auf die Bank: "Ko, nicht wahr?"
Ein zustimmendes "Mhm." kam aus dem Baum. "Was willst du?", fragte er mich da.

Ja, ich war mir recht sicher, dass es ein 'er' war, jedenfalls seiner Stimme nach zu urteilen. Seine Stimme war jung, aber dennoch zu tief für ein Mädchen.
Soweit ich wusste war der Sniper sowieso offiziell männlich. Ich ließ meine Hand wieder von meiner Waffe gleiten und meinte: "Beweis mir, dass ich mit der richtigen Person spreche." Ich konnte nie vorsichtig genug sein.

"Die Dose.", meinte Ko und machte eine wage Handbewegung in Richtung einer Dose, die am Rand eines recht vollen Mülleimers 20 Meter entfernt von mir stand.
Dann hörte ich das dumpfe Geräusch eines Schusses und die Dose fiel um, auf den Rest des Mülls.

Der Junge schien einen Schalldämpfer benutzt zu haben, doch die Waffe die er benutzt hatte, musste der Revolver gewesen sein. Eine so kleine Dose so locker aus der Entfernung und Position zu treffen war eine wirklich reife Leistung. Ich durfte also davon ausgehen, dass es sich hier wirklich um Ko handelte.

"Bring den hier um.", meinte ich und warf der Person im Baum in einer fließenden Bewegung einen Umschlag zu. Ich hörte das rascheln des Papiers, als der Umschlag geöffnet wurde.

"Wie viel?", fragte da die ruhige Stimme. "1 000?", erkundigte ich mich.
"Zu wenig.", entschied Ko und warf den Umschlag zurück auf meinen Schoss.
"Wie viel?", fragte ich seufzend. Ich hatte schon erwartet, dass ein professioneller Sniper nicht billig sein würde.

"Das zehnfache.", meinte der Schütze.

"7 000.", versuchte ich ihn den Preis zu senken.
"12 000.", kam kalt von der anderen Stimme zurück.

"9 000?"
-"15 000."

'Wieso wird das immer teurer?', fragte ich mich.
"10 000.", gab ich nach. "Deal."

Heart ShotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt