chap 2

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[Kenma]

Ich lag auf dem kalten Beton des Dachs eines Hochhauses. Langsam baute ich meine Sniper vor mir auf und stellte das Perspektiv ein, sobald ich fertig war.

Nun würde ich warten müssen, bis die Zielperson aus dem Gebäude kam. Der Staatsanwalt dürfte sich in fünf Minuten auf dem Weg zu einem Geschäftsessen machen und bevor er in sein Auto gelangen konnte würde ich ihm eine Kugel in den Kopf jagen. Zu töten machte mir nichts aus.

Ich war weder sardisitsch und mochte es, noch hatte ich wirklich Mitleid mit diesen Personen. Irgendwann würden wir eh alle sterben, aber ich würde länger leben, als manch anderer. Dafür würde ich jedoch töten müssen.

Mein Herz schlug in seinem alltäglichen Takt und mein Atem ging ruhig. Mein Auge beobachtete gelassen den Eingang des Gebäudes und erblickte eine Bewegung: Ein Mann mittleren Alters in schwarzen Anzug und mit grauem Aktenkoffer verließ das Gebäude.

Mit einem Blick auf das Foto, dass ich neben mir auf dem Handy hatte kontrollierte ich, dass es der Richtige war. Da dem so war, zielte ich den Lauf meiner SR-25 auf den Anzugträger. 'Ziel erfasst', dachte ich.

Der Schalldämpfer dämpfte den Knall des Schusses und die metallene Kugel bohrte sich durch das Gehirn meines Ziels. 'HEEEAD SHOT!', stellte ich mir die Stimme eines Sprechers wie bei meinen Ego-Shooter Games vor.

Von der Straße auf der nun die Leiche des Mannes ausblutete und die dickflüssige, rote Masse den Asphalt färbte, hörte ich den Schrei einer Frau. Ich sollte lieber mal gehen.

[Kuroo]

'Auftrag ausgeführt.', erhielt ich die Nachricht einer unbekannten Nummer. 5 000 Euro hatte ich dem Sniper schon überwiesen und die restlichen 5 000 würde er jetzt bekommen.

"Das hört sich an, als ob das ziemlich einfach für diesen Typen gewesen wäre...", murmelte ich. Wenn er wirklich so gut war, wäre es nicht schlecht, ihn im Team zu haben.

Besonders jetzt, da ich einige Probleme hatte, hasste ich es, dass unsere Gang einen Schwachpunkt hatte. Die anderen Bosse hier in der Gegend hatten sich in der letzten Zeit wirklich gute Sniper angelacht und so stieg ihr Einfluss.

In meiner Truppe konnten zwar viele mit dem Gewehr umgehen, doch ihre Treffsicherheit war nicht so hoch. Die meisten von ihnen waren auf den Nahkampf oder das Schießen mit normalen Pistolen spezialisiert.

Ich, Akashi und Sugawara waren die besten Schützen, doch unser Talent reichte nicht aus. Ja, ich war tatsächlich in Schwierigkeiten und musste um meine Position fürchten.

Im Moment war ich mit meiner Gang, den Killer Cats, der Stärkste im Untergrund Tokyos, doch wenn ich meine Konkurrenten nicht bald unter Kontrolle bekam...

Ich hatte die besten Verbindungen, die besten Informanten und Dealer. Wir hatten die stärkste Kampfkraft, was Straßenkämpfe anbelangt und da bisher auch niemand bessere Sniper hatte als wir, konnten wir unseren Besitz verteidigen.

Seit einem Jahr gab es eine Gruppe, die uns immer mehr in Bedrängnis brachte. An ihrer Spitze stand ein schmieriger, fetter Mann, der den ganzen Tag Frauen um sich scharte und Kinderhandel betrieb. Auch wenn ich tötete und Drogen verkaufte, hielt ich Kinderhandel für grauenhaft und eklig.

Diesem Typen würde ich niemals mein Revier überlassen, damit er den Frieden zerstören konnte. Noch bevor der Bandenkrieg endgültig ausbrechen konnte, benötigte ich ebenfalls Sniper um eine Absicherung zu haben.

Die Stärke eines Scharfschützen...eines wie Ko.

Ich nahm mir ein Wegwerfhandy und wählte Takedas Nummer.
"Take-chan. Mach mir nochmal ein Treffen.", wies ich an.
"Waaas? Weißt du wie schwer das war?", verzweifelte dieser.

"Gib ihm meinetwegen ein bisschen Geld, dann kommt er bestimmt. Der ist doch gerade eh in der Nähe, nicht?", erwiderte ich und legte auf.

Einige Stunden später bekam ich dann eine Benachrichtigung in der Takeda mir mitteilte, dass er es doch irgendwie geschafft hatte etwas zu arrangieren.

Diesmal würde der Sniper tatsächlich sogar zur Bar kommen. Immer wieder meinte Take-chan, dass er etwas nicht schaffen konnte, doch irgendwie schaffte er es dann doch.

Manchmal verschaffte er mir sogar noch bessere Treffen oder wertvollere Informationen als ich gehofft hatte. Zufrieden las ich, dass Ko in ein paar Stunden, also gegen Mitternacht, hier eintreffen würde.

Ich saß mit Bokuto, sowie Akashi, Sugawara, Kageyama und Oikawa, meinen vier Handlangern im Kreis auf ein paar Sofas in einer der ruhigen Ecken der Bar, als eine durch Maske, Sonnenbrille und Kapuze vermummte Person den Raum betrat.

Das musste er sein. Er hatte eine zierliche Statur und war kleiner als ich, beinahe ein Kind. Und doch musste er derjenige sein, auf den ich wartete. Ich winkte ihm also zu und bedeutete ihm herzukommen.

Mit dem Rücken zu mir lehnte er sich gegen eine der Sofalehnen und offenbarte mit einer kurzen Bewegung die Waffen unter seiner Jeansjacke.

Nur seine graue Kapuze sehend, lehnte ich mich gegen die Couch und seufzte.

"Hi Ko."
Der andere schwieg mich an und ich konnte sein Misstrauen förmlich spüren.
Dann sprach er leise: "Was willst du?"
"Ich brauche einen Sniper.", erklärte ich resigniert und spürte einen stechenden Blick von Akashi.

"Jaja. Wir haben zwar welche, aber trotzdem tut es mir Leid, das sagen zu müssen, aber wir brauchen einen Profi wie dich, Ko."

"AKAASHI! Nicht beleidigt sein!", wuselte Bokuto um ihn herum.
"Für mich wirst du immer der Beste sein!"

Leicht sah ich, wie Akashis Mundwinkel sich nach oben bewegten. Doch ich konzentrierte mich wieder auf das Geschäft.
"Also?", fragte ich den Jungen hinter mir.
"Ich trete niemandem bei.", meinte dieser als mal wieder die Tür der Bar, die im übrigen nur noch für mich und meine Gang offen hatte, mit einem Knall aufflog.

"Boss!", rief Yaku, aufgebracht und wütend. "Unser Hauptdealer, Keishin Ukai, wurde angeschossen!"

Augenblicklich sprang ich auf.
"Von wem?" Yaku antwortete nicht aber sah mich vielsagend an.
"Wir müssen ihnen eine Lektion erteilen.", sprach er aus, was ich auch dachte.

"Wenn wir sie nicht bald in den Griff bekommen, bringen sie Ukai noch um!", jammerte Bokuto und klammerte sich an seinen Freund Akashi.

Spontane Entscheidungen verfestigten sich in meinem Kopf und ich drehte mich zu Ko um.
"Ich brauche dich. JETZT!", erhob ich meine Stimme.
Ich nahm grob eine seiner Hände, ignorierend, dass er nun auf mich zielte und drückte ihm um die 12 000 in die Hand.

"Probezeit. Ein Monat. Ich zahl dir 200 pro Tag, meinetwegen 300 aber versuch's wenigstens."

Da der vermummte Junge nichts mehr sagte, aber sich auch nicht wehrte, zog ich ihn einfach mit mir in einen nahe gelegenen Raum um mit dem Team den Plan zu besprechen.

Heart ShotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt