Kapitel 6

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Zum späten Nachmittag hin saß das Trio im Gemeinschaftsraum und hörte sich die Geschichten von ein paar Schülern an, die heute bei der pinken Kröte hatten an. Anscheinend lernten andere Altersstufen auch nur noch theoretisch und nicht mehr praktisch.

,,Und bei euch? Müsst ihr auch haufenweise abschreiben?", fragte der Junge.

Ron nickte.

,,Da können wir auch gleich das ganze Buch lesen und auswendig lernen."

,,Da hättest du deine Schwierigkeiten, Ron“, lachte Hermine.

Harry lachte mit und stieß seinen besten Freund leicht an.

,,Lacht ihr nur. Mit Hermines Hilfe schaffen wir das schon“, gab der Rothaarige zurück.

Zum Abendessen aß das Trio am Gryffindor-Tisch und unterhielt sich. Harry bekam sein Brot von Hermine geschmiert, weil er mit seiner Hand, erstens nicht so gut arbeiten konnte, und zweitens sie nicht wollte, dass er den Hunger dabei verlor.
Fred und George grinsten sich dabei an und machten sich einen kleinen Spaß daraus. Sie zogen den Jungen etwas auf.

Ohne, dass es jemand am Tisch bemerkte, wurde das Trio beobachtet. Besonders Harry. Minerva ging es besser und sie saß nun neben ihm.

,,Du machst dir Sorgen“, stellte sie langsam fest. ,,Mister Malfoy?"

,,Nein, etwas Anderes“, gab er zurück und aß etwas.

Minerva folgte seinem Blick und schaute zum Trio, aber sagte nichts dazu. Die beiden Lehrer aßen in Ruhe weiter und schwiegen. Nach dem Essen holte Harry seinen Tarnumhang und lief langsam zu den Kerkern.  Servus saß bereits am Tisch, als der Junge eintrat.

,,Heute pünktlich“, sagte Severus und hob den Kopf.

Der Junge setzen sich auf den Stuhl und wartete.

,,Für eine richtige Heilung sollten Sie zu Madame Pomfrey gehen und nicht zu Miss Granger“, stellte Severus fest und stand auf.

,,Ich weiß nicht, was Sie meinen, Professor“, antwortete Harry und tat, als wüsste er nicht, was der Mann meinte.

,,Besonders ahnungslos heute, Potter, was? Geben Sie mir ihre Hand."

Harry zog seine verbundene Hand näher zu sich. Diese Tat ließ in Severus Wut aufsteigen. Sonst wollte der Junge so viel Aufmerksamkeit und wenn man helfen wollte, weigerte er sich.

,,Fordern Sie mich nicht heraus, Potter. Ihre Hand“, forderte der Lehrer erneut.

Dieses mal klang seine Stimme ruhiger, aber dennoch fordernd.  Der Junge zögerte, hielt ihm dann jedoch die Hand hin. Snape war vermutlich nicht so schlimm, wie ein
ganz-Körper-Check von Madame Pomfrey. Dabei würde sie nämlich auch seine anderen Wunden finden und darauf, konnte der Junge gut verzichten.

Mit einem Wink seines Zauberstabs verschwand der Verband. Es dauerte ein paar Sekunden bis Severus' Miene sich wieder veränderte. Von streng und kalt, zu neutral und auch einem Zucken seiner Mundwinkel. Für einen Moment dachte der junge Gryffindor, er hätte Besorgnis gesehen, aber das war vermutlich nur Einbildung.

Eine Salbentube flog in die Hand des Mannes, nachdem er seinen Zauberstab erneut bewegte. Sie war von außen komplett schwarz und die goldenen Buchstaben ,BF’ befanden sich darauf. Die Abkürzung kannte der Junge nicht, und er wusste auch nicht, was sie bedeuten könnte oder was diese Salbe bewirkt.

Severus setzte sich auf einen Stuhl gegenüber und fing an die Salbe auf die Wunde aufzutragen. Der Junge war dabei überrascht, wie vorsichtig er vorging. Die Hände des Mannes waren leicht rau, aber nicht kalt wie sich alle immer vorstellten. Sie waren angenehm warm.

Harry hoffte innerlich, dass der Lehrer seine Handgelenke nicht sah. Als er fertig war, schraubte der Mann die Tube zu und wusch sich die Hände. Der Goldjunge schob seine Ärmel weiter runter und schaute zu seinem Zaubertrankprofessor zurück.

,,Das nächste Mal werden Sie zu mir kommen, und nicht zu Miss Granger“, erklärte er ungewöhnlich ruhig.

Harry nickte langsam.

,,Danke, Professor"

Severus nickte mit neutraler Miene und nahm seinen Zauberstab wieder zur Hand.

,,Wir fangen gleich an, also machen Sie sich bereit."

Harry versuchte sich einen leeren Raum vorzustellen, aber scheiterte. Severus konnte ohne jede Probleme in den Kopf des Jungen eindringen und sämtliche Erinnerungen sehen. Es spielte sich der erste Besenflug vor den Augen des Jungen ab, dann der brennende Umhang beim ersten Quidditch-Spiel und, wie Sirius ihn umarmte. 

Der Mann zog sich zurück und schaut den Jungen ohne jede Emotion an.

,,Strengen Sie sich an, Potter! Legimens."

Sirius erschien vor Harrys Augen wie er ihm erzählte, dass er sein Patenonkel war. Danach wie Hagrid ihn seine Eule schenkte,  Hermine die ihm im zweiten Schuljahr umarmte und dann, wie er ihr linkes Handgelenk eincremte. Servus brauch die Verbindung ab und drehte sich um.

,,Das geht Sie nichts an!", sagte Harry schwer atmend.

,,Dann halten Sie mich ab, Potter“, gab der Mann streng zurück und ging auf ihn zu. ,,Jede Erinnerung, zu welcher er Zugang hat ist eine Waffe gegen Sie."

Der Junge atmete aus und blickte wütend auf seinen Lehrer. Wie sollte er es auch lernen, wenn der Mann ihm nur Vorwürfe machte und ihm nicht zeigte, wie man sich richtig abschirmte?

,,Wenn er in ihren Kopf eindringt werden Die nach zwei Sekunden umkippen. Sie sind genau wie ihr Vater“, sagte Severus und ging zurück. ,,Arrogant. Faul."

,,Erzählen Sie keine Lügen über meinen Vater!", schrie Harry uns sprang auf.

Seine Wunden schmerzten, aber das war ihm in diesem Moment egal. Severus schaute ihn an.

,,Schwach."

,,Ich bin nicht schwach!"

,,Dann beweisen Sie es und kontrollieren Sie ihre Gefühle und Gedanken. Ohne Disziplin kommen sie nicht weit, Potter!"

In Severus kochte die Wut, aber er bemühte sich nicht komplett die Fassung zu verlieren. Wenn der Junge doch nur wüsste wie sein Vater wirklich war.

,,Legimens!"

Erneut sah er Erinnerungen über Sirius und seine Eltern. Dazu über seine Freunde und das Fliegen. Der Mann zog sich wieder zurück.

,,Sie sind genauso erbärmlich wie ihr Vater“, antwortete Severus.

,,Mein Vater war ein großer Mann!"

Harry stand auf, aber wurde von Severus leicht in den Stuhl zurück gestoßen.

,,Ihr Vater war ein Schwein!"

Severus drehte sich kurz weg und dann zurück. In diesem Moment trat Harry in die Gedanken des Mannes ein. Harry konnte seinen Vater sehen und, wie er den Mann ärgerte. Sirius und Remus machten sich genauso darüber lustig, wie alle anderen Schüler.

Sie hängten ihn kopfüber an einen Baum, warfen seine Bücher runter oder beleidigten ihn. Zum ersten mal in seinem Leben sah Harry wie sein Vater wirklich war ohne, dass jemand es ihn erzählte. Er konnte es mit eigenen Augen sehen.

Severus stieß ihn aus seinen Gedanken und warf ihm den Umhang zu. Dann schmiss er den Jungen aus seinem Labor. Harry brauchte eine Weile, um zu verstehen, was eben passiert war und ging dann zum Gemeinschaftsraum. Dort legte er sich schlafen. Der Lehrer setzte sich in seinem Privatgemach in einen Sessel und überlegte.

Seine Gedanken schweiften zum Schriftzug auf der Hand des Jungens. Er wurde von einer Blutfeder verursacht und das war schwarze Magie. Er dachte an Umbridge und, dass Minervas Sorge berechtigt war. Er würde morgen nach anderen Erinnerungen im Kopf des Jungen schauen.

Er musste sich schützen können, aber Severus musste auch erfahren, was mit ihm los war. Nachdem er mehrere Stunden gegrübelt hatte, ging auch er schlafen.

Angst und Schmerz?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt