Kapitel 30

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Die beiden unterhielten sich die ganzen zwei Stunden über alles Mögliche. Sirius fragte sein Patenkind natürlich auch über den Tränkemeister aus. Er wollte immerhin wissen, ob der Mann ihn gut behandelte. Harry ließ sich selbstverständlich nicht alles entlocken. Besondere Momente, Geheimnisse und Privates behielt er für sich.

,,Und was macht ihr beide heute noch?", fragte der Mann, als sie die Treppe runter gingen.

,,Das weiß ich noch nicht genau", antwortete Harry.

Sirius nickte und sie blieben im Wohnzimmer stehen. Severus hob den Blick von seinem Buch und schlug es schlussendlich auch zu. Er erhob sich aus seinem Sessel und trat zu ihnen. Die Miene von Sirius wurde finsterer und er hatte das Verlangen den Mann anzuknurren.

Sirius war ihm zwar dankbar, dass er seinem Patenkind geholfen hatte, aber das würde er nie zugeben. Severus hatte hingegen das Verlangen dem Mann ins Gesicht zu schlagen. Er hatte sich nicht um sein Patenkind gekümmert und ihm bei seinen Verwandten auch nicht geholfen.

,,Ich glaube du musst jetzt los", mischte sich Harry ein, damit es nicht eskalierte. ,,Ich bring dich noch zur Tür."

Sirius nickte.

Harry begleitete seinen Patenonkel zur Tür und umarmte ihn. Ohne das der Junge es mitbekam, warf der Mann dem Tränkemeister ein kleines Päckchen zu. Dieser fing es auf und packte es ordentlich weg.

,,Schreib mir, wenn etwas ist, ja?"

,,Mach ich."

Die beiden umarmten sich nochmal kurz und Sirius verschwand wieder in die anfangende Dunkelheit. Harry schloss die Tür und ging wieder zu dem dunklen Mann zurück.

,,Ich hab mich zurück gehalten", sagte dieser murrend.

,,Du wolltest ihn schlagen."

,,Verübel mir das nicht, Harry", antwortete Severus. ,,Ich hab mich nie mit den Rumtreibern vertragen. Genau so wenig wie andere Schüler."

,,Und warum? Was haben sie dir getan?", fragte der Junge.

Er hatte gehört, dass sie ihn heute noch mit einem Spitznamen aufzogen, welcher nicht sehr freundlich war, aber das konnte ja kein Grund sein.

,,Wenn ich dir das erzähle, dann wirst du deinen Patenonkel nicht mehr sehen wollen und das kann ich nicht erlauben."

,,Als würde es dich stören ihm etwas auszuwischen."

Severus schaute ihn an und deutete nach oben.

,,Komm."

Der Junge folgte dem Tränkemeister nach oben und sie betraten zusammen sein Schlafzimmer. Mit einer Bewegung seines Zauberstabs fuhr die Wand ein Stück zur Seite und ein kleines Denkarium erschien.

,,Sag aber nicht, dass ich dich nicht gewarnt hatte", sagte Severus und ließ einige Erinnerungsfäden hinein fallen.

,,Ich hätte auch die Okklumentik anwenden können", stellte Harry fest und trat näher an das zauberhafte Artefakt.

,,Ja, dass hättest du, aber so kann ich entspannt zusehen", antwortete Severus und setzte sich auf sein Bett.

,,Faulpelz."

Ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen und Harry tauchte in die Erinnerungen ein. Zuerst sah er nur Kleinigkeiten, welche nicht alzu schlimm waren, aber danach wurde es immer schlimmer. Zum ersten Mal sah er richtig wie gemein sein Vater mit seinen Freunden war. Sie hängten den Mann kopfüber an einen Baum und blamierten ihn vor allen Schülern.

Das schlimmste an allen Erinnerungen kam aber zum Schluss. Sirius machte Severus mit Absicht neugierig, sodass er den Freunden folgte. Dabei begegnete er Remus in seiner Werwolfgestalt. Eine Gestalt mit der es der Junge nicht aufnehmen konnte. Das einzig Positive an der Erinnerung war, dass James Potter ihn gerettet hatte.

Als er auftauchte, stützte er sich auf den Rand des Denkariums und schaute auf das bläuliche Wasser. Severus erhob sich von seinem Bett und trat hinter ihn.

,,Harry...?"

Der Junge drehte sich zu ihm um und drängelte sich vorbei. Severus unterdrückte es den Jungen festzuhalten und ließ ihn lieber gehen. Ihn jetzt zu etwas zu zwingen machte auch keinen Sinn. Er blickte einen Moment lang in sein Denkarium und ließ es dann wieder verschwinden. Als er nach unten gehen wollte, fing sein Unterarm an zu brennen und der Mann zischte leicht auf.

,,Unpassend...", murmelte er leise und holte sich seine Robe.

Er schnapte sich unten seine Tasche mit Tränke, er hinterließ unten eine Nachricht und machte sich auf den Weg. Die Tür fiel hinter ihm zu und Harry blieb alleine in dem Haus zurück.

Nach einer kurzen Apperation betrat er das große Manor und stellte sich neben Lucius. Der Mann nickte ihm leicht zu und sie schauten schweigend auf den Dunklen Lord.

,,Severus!"

Der Mann trat zu ihm vor und deutete eine Verbeugung an. Severus wusste zum Glück, dass er hier schnell wieder wegkam. Er musste nur die Tränke abgeben und sagen wann das Ordenstreffen war. Zu Weihnachten war der Mann immer besonders gnädig. So war es jedenfalls früher.

,,Ich nehme an du hast meine Tränke fertig?"

Severus nickte. Er reichte ihm die Tasche und der Dunkle Lord nickte zufrieden.

,,Das Ordenstreffen wurde auf das nächstes Jahr verschoben. Mehr habe ich noch nicht erfahren", erklärte der Professor.

,,Dann berichte mir, wenn das Treffen vorbei ist."

Der Mann nickte und ging wieder zurück in die Reihe neben Lucius. Sie hörten dem Rest des Treffens schweigend zu und machten sich am Ende gemeinsam auf den Weg.

,,Kommst du noch kurz mit zu uns?", fragte Lucius. ,,Deine Tränke können sicher noch einige Minuten länger warten."

,,Können sie, ja."

Die beiden apparierten zum Anwesen der Malfoys und betraten die große Eingangshalle. Zusammen gingen sie ins Wohnzimmer und trafen dort auf Narzissia und Draco.

,,Onkel Sev", lächelte Draco und erhob sich. ,,Ich hab gedacht du hast keine Zeit."

,,Hab ich eigentlich auch nicht, aber ich muss dir doch dein Geschenk geben", antwortete der Mann.

Draco lächelte und Severus zauberte ein kleines Päckchen groß. Der Junge legte es auf den Tisch und fing an es auszupacken. Aus dem Inneren holte er eine neue Quidditchausrüstung heraus.

,,Das habe ich gebraucht."

,,Ich weiß", antwortete der Mann. ,,Ich will meinen Quidditchpokal immerhin wieder."

Der Junge nickte. Severus verabschiedete sich und apparierte wieder zu seinem Haus. Dort trat er ein und ein leckerer Geruch kam ihm sofort entgegen.

,,Du warst fleißig", stellte der Mann fest und packte seine Todesserrobe weg.

,,Und du bist unverletzt", antwortete Harry und er stellte die Klöße mit dem Fleisch auf den Tisch.

,,Ich musste nur einige Tränke abgeben."

Harry nickte und er setzte sich mit dem Mann an den Tisch und er tat sich etwas auf. Während des Essens herschte eine sehr unangenehme Stille. Harry sprach nicht viel und Severus wusste nicht wie er anfangen sollte. Erst nach fast einer halben Stunde räumten sie ab und Severus legte seinen Arm um den Jungen.

,,Mir geht es gut", sagte der Junge.

,,Das glaube ich dir nicht, Harry."

Der Gryffindor versuchte sich aus dem Arm des Mannes zu befreien, aber scheiterte. Severus legte beide Arme enger um den Jungen und er zog ihn in eine Umarmung. Es dauerte einige Minuten bis der Widerstand des Kindes nachließ und er sich in die Arme des Mannes fallen ließ.

Dieser hielt ihn einfach nur still fest und wartete. Wenig später nahm er den Jungen mit nach oben und brachte ihn ins Bett. Eigentlich wollte er noch einen Film mit ihm schauen, aber er war der Meinung, dass es für Harry erstmal zu viel war. Langsam deckte er das Kind zu und wartete bis er schlief.

Der Tränkemeister erhob sich vom Bett als der Junge schlief und arbeitete noch etwas in seinem Zimmer. Allerdings legte auch er sich wenig später hin, um am frühen Morgen ausgeruht zu sein.

Angst und Schmerz?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt