Kapitel 24

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Pov Yvonne

Diesmal betrete ich ohne Klopfen die Garderobe. Steff ist gerade dabei ihre Sachen einzupacken. "Können wir reden?" frage ich sie leise und gehe einen Schritt auf sie zu.
"Worüber?" fragt sie mit einem gleichgültigem Ton, der sich wie 1000 kleine Messerstiche in mein Herz anfühlt. "Darüber warum du gestern meinen Anruf ignorierst und heute so dermaßen distanziert bist! Was habe ich falsch gemacht, Steff?" ich versuche meine Stimme nicht zu verzweifelt klingen zu lassen, was mir aufgrund der aufsteigenden Tränen, aber nicht sonderlich gut gelingt. "Gar nichts Yve, das ist ja das Problem" antwortet sie und verwirrt mich damit noch mehr.
"Was meinst du damit?" frage ich. "Man Yvonne ich halte das nicht mehr aus! Du weißt was ich für dich fühle und ich weiß, dass du nicht das Gleiche fühlst und das ist okay und ich versteh's, aber bitte lass mir etwas Zeit damit fertig zu werden" erklärt sie und mir bleibt fast die Luft weg. Sie denkt wirklich, dass ich nichts für sie empfinde. Ich könnte mich selbst dafür ohrfeigen, dass ich sie so lange hab warten lassen. Ich mache einen Schritt auf sie zu und will ihre Hände nehmen, aber sie zieht sie zurück und bringt wieder Abstand zwischen uns. "Lass mich einfach. Wir haben noch ein paar Tage, dann müssen wir uns nicht mehr so oft sehen" sagt sie und will aus der Tür verschwinden, aber ich halte sie fest.
"Wer sagt denn, dass ich das will?" frage ich und ziehe eine Augenbraue hoch. "Kannst mich denn gar nicht verstehen? Ich will dich als Freundin natürlich nicht verlieren, aber ich muss erstmal mit meinen Gefühlen klar kommen" sagt sie und will wieder die Türklinke runterdrücken. Ich lege meine Hand auf ihre um sie davon abzuhalten. "Kannst du mir jetzt bitte mal zuhören?" ich schaue sie eindringlich an. Diese Frau macht mich wirklich fertig. Sie schaut auf den Boden und geht einen Schritt von der Tür weg. "Ich habe dir doch gesagt, dass ich Zeit brauche und du wolltest sie mir geben. Ich habe diese Zeit gebraucht um mir darüber klar zu werden, dass-" "Dass du das mit uns nicht willst und wir nur Freunde sein sollten. Ich weiß" unterbricht sich mich. "Stefanie Kloß! Jetzt lass mich doch endlich mal ausreden" schreie ich, was mir als ich sie zusammenzucken sehe sofort wieder leid tut. Ich fahre mir mit den Händen durch die Haare, atme einmal tief durch und schaue sie an. Dann beginne ich zu erzählen: "Ich will nicht nur mit dir befreundet sein, ich will mehr. Es tut mir leid, dass ich dir das nicht schon längst gesagt habe, aber diese Gefühle haben mich überfordert. Ich habe noch nie so etwas für eine Frau empfunden, ich glaube ich habe nie so viel für irgendjemand empfunden wie für dich. Aber ich bin jetzt bereit diese Gefühle zuzulassen, wenn es noch nicht zu spät ist". Während ich geredet habe, haben sich Tränen in meinen Augen gesammelt, die ich mit dem letzten Satz endgültig nicht mehr zurückhalten kann. Steff schaut mich mit ihren großen Rehaugen an und ich meine auch bei ihr Tränen erkennen zu können. Sie bewegt sich nicht und sagt auch nichts, was mich immer unruhiger werden lässt. "Steff bitte...sag irgendwas" schluchze ich und schaue auf den Boden. Plötzlich steht Steff ganz nah vor mir und zieht mich in ihre Arme. Erleichtert atme ich auf und vergrabe meinen Kopf in ihrer Halsbeuge.
Eine Weile stehen wir einfach in dieser Umarmung da und genießen den Moment. Dann löse ich mich langsam von Steff und schaue sie an. "Wie kommst du eigentlich darauf, dass ich das mit uns nicht will?" frage ich leise und streichel ihr über die Wange. "Ich weiß nicht...irgendwie sind diese besonderen Momente zwischen uns weniger geworden und außerdem hätte ich es komplett verstanden, wenn du allem was du jetzt weißt auf Abstand gehst. Ich bin halt nicht einfach" antwortet sie mit senktem Blick. "Einfach wäre ja auch langweilig" sage ich leise lachend, "aber mal ehrlich Steff, ich habe mich in dich verliebt bevor ich das wusste und diese Gefühle verschwinden deshalb nicht einfach und das würde ich auch gar nicht wollen. Das mit uns fühlt sich einfach gut an". Sie schaut mir wieder in die Augen und beginnt breit zu grinsen. "Was?" frage ich verwirrt. "Du hast gesagt, dass du dich in mich verliebt hast" stellt sie fest und lächelt noch mehr. "Und das habe ich auch genauso gemeint" sage ich lächelnd und komme ihr langsam näher. "Ich mich auch in dich Yvonne" flüstert sie, bevor sie die letzten Millimeter zwischen unseren Lippen überbrückt. Langsam bewegen sich unsere Lippen gegeneinander und sie legt ihre Hände an meine Hüfte um mich näher an sich zu ziehen.
Es ist zwar nicht unser erster Kuss, aber aus irgendeinem Grund fühlt es sich so an. Ich habe das Gefühl noch nie so viel bei einem Kuss empfunden zu haben wie in diesem Moment. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich es endlich geschafft habe Steff meine Gefühle zu gestehen. Am liebsten würde ich diesen Moment anhalten, aber aus Luftmangel muss ich mich von ihr lösen. Als ich ihr in die Augen schaue, sehe ich das erste Mal seit Wochen wieder dieses typische Steff-Glitzern darin, was mich in diesem Moment noch glücklicher macht als ich es eh schon bin.
"Es ist schön, dich wieder strahlen zu sehen" sage ich leise und lehne meine Stirn an Ihre. "Das ist allein dein Verdienst" antworte sie und zieht mich in eine feste Umarmung.

Bei dir (Catterkloß)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt