Kapitel 43

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Pov Steff

Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit in der ich dieses Piepen höre und bin schon kurz davor die Hoffnung aufzugeben, als ich höre, dass Yvonne rangegangen ist.
Sie sagt gar nichts und ich weiß auch nicht ganz was ich sagen soll. "Y...Yvonne?" flüstere ich unsicher und hoffe, dass sie jetzt etwas sagt.
"Steff" haucht sie ins Telefon und ich höre wie ihre Stimme zittert.
Aus irgendeinem Grund steigen mir Tränen in die Augen. Ich versuche nicht laut zu Schluchzen, was mir aber nicht ganz gelingt.
"Was ist los?" höre ich wieder Yvonnes Stimme. Sie zittert immer noch, aber sie ist liebevoll, was mir ein kleines Lächeln aufs Gesicht zaubert.
"Ich...ich weiß nicht. Ich will...schon die ganze Zeit mit dir reden...aber...aber...ach keine Ahnung" stottere ich und höre sie seufzen.
"Wie...Also...Wie geht's dir?" fragt sie.
"Gut...denke ich. Naja, nein eigentlich nicht. Das mit meinen Erinnerungen nimmt mich doch mehr mit als ich dachte" antworte ich ehrlich. "Also weißt du immer noch nichts?" ich höre die Enttäuschung in ihrer Stimme.
"Leider nein" flüstere ich, "aber ich Jungs haben mir viel erzählt. Also ich weiß...ich weiß von uns". "Aber du liebst mich nicht" antwortet sie leise und ich höre, dass auch sie angefangen hat zu weinen. Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll. Sie hat recht. Ich fühle gerade nicht das für sie was ich wohl vor ein paar Wochen noch gefühlt habe, aber ich bin mir sicher, dass diese Gefühle irgendwo sind.
"Es tut mir leid Steff, aber ich kann das gerade nicht. Ich...ich weiß, dass du nichts für das alles kannst, aber es tut weh". "Ich versteh dich und ich wünschte ich könnte etwas tun", sage ich und muss mehr Tränen unterdrücken. Ich wollte sie eigentlich unbedingt etwas fragen, aber jetzt weiß ich nicht mehr ob das wirklich so eine gute Idee ist. Ich will sie nicht noch mehr verletzen. Ich weiß nicht mehr wer sie ist, ich kenne sie nicht, aber ich habe das Gefühl sie beschützen zu müssen. Ich will nicht, dass es ihr schlecht geht. "Warum hast du eigentlich angerufen?" reißt Yvonne mich aus meinen Gedanken.
"Ich...ich weiß es nicht mehr" lüge ich und höre Yvonne am anderen Ende leise lachen. "Ich weiß, du erinnerst dich nicht an mich, aber ich kenn dich sehr gut. Ich weiß, dass du lügst".
Froh darüber, dass sie wenigstens ein bisschen Humor wieder gefunden hat, muss ich leicht lächeln.
"Okay, ja. Ich wollte dich eigentlich etwas fragen" sage ich vorsichtig. "Dann frag" fordert sie mich auf. Ich höre in ihrer Stimme, dass sie Angst hat.
"Ich weiß, dass es viel verlangt ist, aber ich...ich würde dich gerne sehen", gebe ich zu. "Ich weiß nicht Steff" antwortet sie. "Bitte Yvonne. Wenn...wenn du mir vielleicht irgendwas erzählen kannst was die Jungs nicht wissen, vielleicht hilft mir das mich zu erinnern" versuche ich sie zu überzeugen, aber ich kann verstehen wenn sie es nicht möchte. Sie hat sich die ganze Woche von allen abgeschirmt und mit keinem geredet. Ihr muss es verdammt schlecht gehen und irgendwie tut es mir sehr weh zu wissen, dass ich in gewisser Weise der Grund dafür bin.
Yvonne seufzt. "Ich denk darüber nach okay? Es tut mir wirklich leid, dass ich so distanziert bin, aber-". Ich unterbreche sie. "Ich versteh dich, für mich ist das auch komisch, aber ich will irgendwie jede Möglichkeit ausnutzen um mich wieder erinnern zu können" sage ich und werde zum Ende immer leiser. "Ich weiß" antwortet Yvonne.
"Meld dich einfach, wenn du willst" schlage ich vor und sie stimmt zu.

Pov Yvonne

Während des gesamten Gesprächs mit Steff musste ich meine Tränen zurückhalten und ich habe gehört, dass es ihr nicht anders ging. Ich wünschte ich wäre stark genug einfach zu ihr zu fahren und sie zu unterstützen, aber ich kann es nicht. Ich bewundere sie so sehr dafür, wie stark sie ist. Sie erinnert sich nicht an mich, aber trotzdem ruft sie mich an und versucht alles um ihre Erinnerungen zurück zu bekommen.
Wäre ich in ihrer Situation, ich weiß nicht ob ich so wäre. Wahrscheinlich nicht. Schließlich bin ich gerade diejenige die alles abblockt und am Liebsten den ganzen Tag nichts tun würde, als zu weinen und eigentlich ist Steff die, die in dieser beschissenen Situation steckt.
"Here" reißt Samu mich aus meinen Gedanken und hält mir eine Tasse Tee hin. Ich lächele ihn schwach an und nehme sie. "Danke Samu" sage ich und trinke einen Schluck. "You don't need to thank me all the time Yvi. Du bist my beste Freundin und ich bin always da when you need me" lächelt er und ich kuschel mich wieder an ihn. "Ich wäre so gern bei Steff" flüstere ich. Er streichelt mir über den Rücken und zieht mich näher an sich. "What did you talk about?" fragt er und ich beginne zu erzählen, während mir wieder Tränen aus den Augen fließen.
"Fahr zu ihr. I know you can" ist seine erste Reaktion und ich weiß nicht ganz ob er damit recht hat. Er schaut mich an und scheint zu sehen, dass ich immer noch unsicher bin. "Maybe du kannst ihr really helfen. I know diese Situation hurts you, but you are strong Yvi".
Dankbar gebe ich Samu einen Kuss auf die Wange. Er hat recht. Ich muss das irgendwie schaffen. Ich muss und will Steff helfen, beziehungsweise es wenigstens versuchen.
Wir reden noch eine Weile, bis Samu mich überredet endlich mal die Nachrichten zu lesen, die ich über die Woche durchgängig ignoriert habe.
Ich nehme mein Handy und schaffe es tatsächlich einige Nachrichten zu beantworten. Sie bestehen zwar nur aus Entschuldigungen und, dass ich etwas Zeit für mich brauche, aber wenigstens etwas. Zuletzt öffne ich den Chat mit meinen Manager und mir springen direkt Bilder von diversen Presseartikeln über den Unfall entgegen. Ich überfliegen die Überschriften und eigentlich klingt es nicht wirklich schlimm, aber ich frage mich ernsthaft wie die Presse da schon wieder mitbekommen hat. Manchmal nervt es mich wirklich bekannt zu sein.

Bei dir (Catterkloß)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt