Kapitel 40

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Pov Yvonne

Steff ist aufgewacht. Im ersten Moment kann ich es gar nicht glauben, aber dann fallen ich Nowi überglücklich in die Arme.
Gemeinsam mit Janet und Monika laufen wir zurück zu Steffs Zimmer, vor dem sich Thomas gerade mit Dr. Schulte unterhält.
"Yvonne warte mal" hält Thomas mich auf, als ich gerade in Steffs Zimmer gehen will. Ich schaue ihn und dann Dr. Schulte fragend und etwas ängstlich an.
"Was ist los?" frage ich und ich sehe die Besorgnis in Thomas Augen. "Thomas, sag mir jetzt bitte was los ist!" fordere ich ihn auf und auch Nowi, Janet und Monika scheinen verwirrt von seinem Verhalten.
"Steff ist wach und es geht ihr soweit gut, aber es gibt ein Problem", fängt er an, "sie leidet unter einer Amnesie". Thomas schaut mich mitfühlend an und ich runzele die Stirn. "Was willst du mir damit jetzt sagen?" bohre ich nach und Thomas schluckt, bevor er weiter spricht.
"Sie...sie erinnert sich nicht am eure Beziehung" sagt er leise. "Sie...was?" mein Magen zieht sich zusammen und ich spüre wie mir wieder die Tränen kommen. "Ihr fehlt das komplette letzte Jahr" fügt Thomas hinzu und ich realisiere langsam was das bedeutet. "Heißt das, sie...sie...kennt mich gar nicht?" schluchze ich und als Thomas leicht nickt, fühlt es sich an als würde mir der Boden unter den Füßen weggerissen werden. Ich beginne immer stärker zu weinen und merke nur noch wie mich jemand in eine feste Umarmung zieht und mir über den Rücken streichelt.
"Shhh, es wird alles gut" höre ich Nowis leise Stimme an meinem Ohr. Ruckartig löse ich mich von ihm und schaue in entgeistert an. "Alles wird gut? Nichts wird gut! Wie soll bitte alles gut werden, wenn die Frau die ich über alles liebe nicht mal mehr weiß, dass sie mich kennt?!" schreie ich ihn an.
Nowi schaut mich nur traurig an und sagt nichts mehr. In gewisser Weise tut es mir leid, dass ich ihn angeschrien habe, aber dieses 'Alles wird gut' Gerede kann ich gerade absolut nicht gebrauchen. Ich soll ohne Steff jemals wieder irgendwas gut werden?
"Frau Catterfeld, beruhigen Sie sich. Eine Amnesie ist gerade in der Situation ihrer Freundin nichts Seltenes und in den meisten Fällen nicht dauerhaft" spricht Dr. Schulte mit ruhiger Stimme.
"Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass sie sich wieder erinnern wird, aber die Chance besteht. Geben Sie die Hoffnung nicht auf" sagt sie, streichelt kurz über meinen Rücken und macht sich wieder auf den Weg.
Ich habe gehört was sie gesagt hat, aber der Sinn ihrer Worte ist nicht zu mir durchgerungen. Unbeholfen stehe ich zwischen Nowi, Thomas, Janet und Monika und weiß nicht was ich tun soll. Am Liebsten würde ich sofort zu Steff rennen und sie in den Arm nehmen, weil ich so froh bin, dass sie wieder wach ist. Doch das geht natürlich nicht. Dann fällt mir plötzlich etwas ein, was mir noch mehr Tränen in die Augen steigen lässt.
"Wenn...wenn sie nichts mehr vom letzten Jahr weiß...dann...dann denkt sie ja ihr wärt noch zusammen" sage ich zu Thomas. Er nickt und ich spüre sofort wie mein Herz sich zusammen zieht.
Ich weiß, dass Thomas und auch Steff absolut nichts für diese ganze Situation können, aber es tut trotzdem unglaublich weh zu wissen, dass seine Freundin denkt sie wäre noch mit ihrem Exfreund zusammen.
"Ich muss hier weg" flüstere ich und ohne auf eine Antwort zu warten laufe ich los. Ich höre noch wie Janet mir hinterher ruft, aber ich ignoriere sie.
Ich hole meine Tasche aus meinem Zimmer und laufe immer noch in Tränen aufgelöst aus dem Krankenhaus und geradewegs in Oli rein. Ich hatte komplett vergessen, dass er mich holen wollte.

Pov Steff

Kurz nachdem die Ärztin bei mir war, ist sie mit Thomas aus dem Zimmer verschwunden und Johannes ist bei mir geblieben. Kurz darauf habe ich vor meinem Zimmer meine Mutter, Janet, Nowi und eine Frau gesehen, die ich nicht direkt zuordnen konnte.
Von dem Gespräch welches sich dort abspielte konnte ich leider nichts hören, aber als die Frau kurz durch die Glasscheibe in mein Zimmer geschaut hat, habe ich sie erkannt. Yvonne Catterfeld. Meine Gedanken waren sofort bei dem was Thomas ein paar Minuten zuvor gesagt hatte. Er würde Yvonne bescheid sagen. In meinem Kopf bildeten sich noch mehr Fragezeichen. Dann habe ich Johannes so lange gelöchert und bequatscht bis er mir alles erzählt hat.
Jetzt liege ich in meinem Bett und kann nicht aufhören zu weinen. Johannes versucht mich zu beruhigen, aber gelingt tut es ihm nicht wirklich.
Ich habe durch den Unfall und das Koma über ein Jahr an Erinnerungen verloren. Ein Jahr in dem laut Hannes wohl unglaublich viel passiert ist in meinem Leben. Vor allem privat.
"Hey Steff, was ist denn los?" höre ich plötzlich Thomas Stimme. Er muss wohl wieder reingekommen sein und mit ihm Nowi, Janet und meine Mutter, die mich alle besorgt ansehen. "Hannes hat mir alles erzählt" schluchze ich und ich sehe wie Thomas seinem Bruder einen bösen Blick zuwirft. "Sei nicht sauer auf ihn, du weißt wie stur ich sein kann" sage ich zu Thomas und er lächelt mich leicht an. "Kommst du klar? Die Ärztin meint, es besteht eine gute Chance, dass deine Erinnerungen wieder zurück kommen" schaltet sich Nowi ein und ich zucke mit den Schultern. "Es ist komisch, vor allem, dass ich von unserer Trennung nichts weiß", ich sehe zu Thomas, "und von Yvonne", füge ich etwas leiser hinzu.
"Wo ist sie eigentlich? Sie war doch eben bei euch" möchte ich wissen.
Auch wenn ich keinerlei Erinnerungen daran habe, was passiert ist, geschweige denn daran, dass wir uns kennen, würde ich sie gerne sehen. Schließlich scheine ich sie ja zu lieben und das muss doch irgendwo tief in mir sein, auch wenn ich nicht daran erinnern kann und vielleicht würde ein Gespräch mit ihr meinen Erinnerungen helfen.

Bei dir (Catterkloß)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt