Kapitel 19

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⚠️ Trigger Warning Wunden/SV

Pov Yvonne

Am nächsten Morgen wache ich von einem leisen Schluchzen auf. Ich mache langsam die Augen auf und schaue neben mich. Verwundert stelle ich fest, dass Steff nicht mehr neben mir liegt. Die Schlafzimmertür ist offen und jetzt höre ich das Schluchzen immer lauter. Steff! Ich stehe auf und verlasse das Zimmer. Ich finde Steff im Bad. Sie steht vor dem Spiegel und ihre Augen sind rot. "Hey Steff.." sage ich leise und sie zuckt zusammen. Sie schaut mich an und versucht sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. "Was ist los?" ich gehe einen Schritt auf sie zu, lege behutsam meine Hand auf ihren Rücken und schaue sie durch den Spiegel an. "Ich weiß nicht. Ich kann gerade einfach nicht mehr" sagt sie leise und senkt ihren Blick. Ich lege meine Arme um sie und halte sie fest. Ich weiß nicht was genau in ihr vorgeht und hoffe, dass sie bald bereit ist mit mir darüber zu sprechen, aber bis es so weit ist will ich einfach da sein. Sie soll wissen, dass sie nicht allein ist.
Als sie sich wieder etwas beruhigt hat gehen wir in die Küche und Steff kocht Kaffee. "Du Steff, ich will dich nicht drängen mit mir zu sprechen, aber ich hoffe du weißt, dass ich da bin. Du kannst mir alles sagen" sage ich, als sie mir die Kaffeetasse hinstellt. Sie lächelt mich an. "Danke" antwortet sie und setzt sich mir gegenüber an den Tisch. Hunger haben wir beide nicht wirklich, deshalb machen wir uns nach dem Kaffee nacheinander fertig und machen uns, dann auf den Weg ins Studio.
Die Generalprobe läuft super, aber ich merke, dass es Steff immernoch nicht gut geht. Sie kann es gut überspielen, aber ich sehe es ihr an.
An dem Abend fahre ich mit einem komischen Gefühl zurück nach Hause. Am Liebsten wäre ich bei Steff geblieben, aber ich will mich ihr nicht aufdrängen nur, weil ich mir Sorgen mache.
Sie ist erwachsen und ich hoffe sehr, dass sie ihr Versprechen mit mir zu reden, wenn es ihr schlechter geht, hält.
Ich liege noch sehr lange wach und bin am Morgen dementsprechend unausgeschlafen.

Pov Steff

Halbfinale. Das heißt nur noch eine Woche bis diese wunderschöne Zeit wieder vorbei ist und das heißt, vor allem, dass ich Yvonne bald nicht mehr fast täglich sehe. Der Gedanke daran macht mich echt traurig. Ich habe Angst, dass das zwischen uns für immer endet. Ich kann und will diese Frau nicht verlieren.
Ich stehe in meiner Garderobe und betrachte mein Outfit. Ich trage ein weite schwarze Stoffhose, ein schwarzes Tshirt, eine dunkelrote Lederjacke und natürlich meine geliebten weißen Docs.
Zufrieden bin ich nicht, aber das bin ich momentan so oder so nie. Am liebsten würde ich mich in Jogginghose und Oversize Hoddie in mein Bett verkriechen. Ich fühle mich einfach gar nicht wohl in meinem Körper. Ich bin schon geschminkt, also versuche ich die Tränen die mir in die Augen stiegen so schnell es geht wieder runterzuschlucken. Ich frage mich immernoch woran es liegt, dass meine Selbstzweifel wieder da sind, eigentlich gibt es keinen Anlass, der es ausgelöst hat. "Hallo schöne Frau" reißt Yvonne mich aus meinen Gedanken, als sie meine Garderobe betritt. Sie lächelt mich an und begutachtet mein Outfit. Sie selbst trägt eine schwarze Jeans und ein eng anliegendes schwarzes Tshirt, welches nur bis kurz über ihren Bauchnabel reicht. "Du sieht super aus" sage ich lächelnd, um meine eigene Unsicherheit zu überspielen. Ich sehe wie Yvonnes Wangen etwas rot werden und sie murmelt ein leises: "Danke".
"Wie geht's dir?" fragt sie anschließend und schaut mich ernst, aber liebevoll an. Ich zucke mit den Schultern. Ich will nicht lügen und sagen, dass alles gut ist, aber jetzt vor der Show ist auch definitiv der falsche Zeitpunkt Yvonne die Wahrheit zu sagen. "Mach dir bitte keine Sorgen, ich komm klar" sage ich schnell und setze ein Lächeln auf. Sie mustert mich skeptisch, lächelt dann aber auch. Sie macht einen Schritt auf mich zu und schon legt sie ihre Arme um mich. Ich vergrabe meinen Kopf in ihrer Halsbeuge und gabe mich dieser Umarmung komplett hin. Ich habe zwar nicht gesagt, dass es mir nicht gut geht, aber ich habe das Gefühl, dass sie es gespürt hat. Als ich mich von ihr löse schaut sie mich an und ich verliere mich mal wieder in wunderschön blauen Augen. Ich spüre ihren Atem in meinem Gesicht und mein Verlangen einfach meine Lippen auf Ihre zu legen wird von Sekunde zu Sekunde stärker.
Ihr Blick liegt auf meinem Lippen, was mir zeigt, dass sie wohl das Gleich denkt wie ich. Bevor ich unsere Lippen vereinigen kann klopft es an der Tür und wir schnellen auseinander.
"Ladies, wir müssen!" sagt Mark, der seinen Kopf in meiner Garderobe steckt. Wir nicken schnell und folgen ihm ins Studio.
Nach der Show bin ich unglaublich müde. Es kostet mich sehr viel Kraft und Energie die ganze Zeit die glückliche Steff zu sein, die alle in mir sehen und die ich vor der Kamera sein muss. Ich lasse mich seufzend auf der Sofa in meiner Garderobe fallen und schließe die Augen. Stumm beginnen Tränen meine Wangen runter zu laufen. Warum muss ich mich so fühlen? Kann nicht einfach alles wieder sein, wie es vor ein paar Monaten war? Ich würde zu gern wieder einfach glücklich sein.
Ich ziehe meine Jacke aus und lege sie neben mich. Mit Tränen in den Augen betrachte ich meine Arme und die frischen Wunden, die sich zwischen den alten Narben befinden. Letzte Nacht habe ich es nicht mehr ausgehalten und damit das Versprechen gebrochen, dass ich Yvonne gegeben habe.

Bei dir (Catterkloß)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt