Kapitel 3

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Es ist es schon früher Abend als ich schließlich zu Hause ankomme. Kaum habe ich eingeparkt und bin aus dem Auto ausgestiegen, löst sich dieses auch schon in Luft auf. Ich mache mich ziemlich müde auf ins Haus (so eine Verwandlung in einen Werwolf, Kampf um den Alphaposten und anschließende Spurenlesen-Session sind ganz schön anstrengend) und als ich die Tür öffne, springt mich sofort ein weiß-brauner Fellwuschel an und ich knie mich nieder um den Border-Collie zu begrüßen. "Hey Pete, na wie geht's? Ja, ist schon gut, ich freue mich ja auch dich zu sehen!"

Nach ein paar Streicheleinheiten stehe ich wieder auf und gehe in die Küche (Peter wuselt dabei aufgeregt zwischen meinen Beinen herum und sorgte damit fast dafür, dass ich stolpere und hinfalle) wo mich schon meine Mom erwartet. "Wo warst du?", fragt sie aufgebracht, als sie mich entdeckt. "Ich komme nach Hause und was ist? Du bist nicht da, kein Zettel, keine Nachricht, nichts! Ich rufe dich an und dein Handy fängt drei Meter neben mir an zu klingeln. Ich habe mir Sorgen gemacht!" Peter hat sich während der Tirade meiner Mutter unter dem Küchentisch verzogen und sieht etwas erleichtert aus, dass er nicht derjenige ist, der ausgeschimpft wird (sofern Hunde erleichtert aussehen können).

Ich lasse mich auf einen Küchenstuhl fallen. "Es tut mir leid, Mom", entschuldige ich mich. "Na, das will ich auch hoffen. Ich habe mindestens drei neue graue Haare wegen dir bekommen", meint meine Mom und stellt einen Kessel mit Nudeln auf den schon gedeckten Tisch. "Aber jetzt erklär mir mal, wo zur Hölle du warst und warum Grasflecken auf deiner Jeans sind."

"WPA", antworte ich mit einem Mund voll Spaghetti Carbonara und meine Mom wirft mir einen missbilligende Blick zu. "Mit vollem Mund spricht man nicht." Ich kaue fertig und setze dann noch mal zum Sprechen an: "Ich sagte: WPA. Der ist heute nämlich wie aus dem Nichts aufgetaucht und hat mich in einen Werwolf verwandelt." Meine Mom kichert. "Das erklärt dann wohl die zusätzlichen Wolfsohren die du noch hast."

"Was?", frage ich entgeistert und beginne panisch meinen Kopf nach den besagten Ohren abzutasten. "Wo? Oh mein Gott, das kann doch nicht wahr sein, ich will keine Wolfsohren habe-" Ich breche mitten im Satz ab, als mein Blick wieder auf meine Mom fällt, die sich mit Mühe das Lachen verkneift. "Mom, das ist nicht witzig!", beschwere ich mich und breche meine Suche nach den nichtexistierenden Ohren ab, doch meine Mutter fängt endgültig an zu lachen. "Doch, ich finde schon", sagt sie, als sie sich wieder beruhigt hat. "Findest du?", grummle ich, muss aber auch schmunzeln.

"Wie ist denn dein WPA sonst so?", erkundigt sich meine Mom neugierig, während sie geschickt die Spaghetti auf ihre Gabel wickelt. "Höchstwahrscheinlich einer mit einer relativ niedrigen Skalierung, so wie bei Natasha. Das kann ich jedenfalls bis jetzt aus meinem schrecklichen Badboy-Outfit, meinem Auto mit schlechter Farbwahl und BH auf dem Rücksitz und dem Kampf mit dem Ex-Alpha-Werwolf, den ich mit Links gewonnen habe, herauslesen", erzähle ich. "Na dann viel Spaß", gibt meine Mum mit einem etwas schadenfrohen Grinsen zurück. "Hey, du solltest eigentlich mit mir Mitleid haben und nicht über mich lachen!", merke ich an. "Aber wie war denn dein Tag heute so?", frage ich sie dann. Während wir fertig essen erzählt Mom noch von ihrem Tag als Innenarchitektin und nachdem ich abgeräumt und das Geschirr in die Spülmaschine gestellt habe, klemme ich mir Peter unter den Arm und rufe ein "Ich gehe in mein Zimmer, ja?" in Richtung Wohnzimmer, wohin meine Mom verschwunden ist.

In meinem Zimmer angekommen, lege ich mich zusammen mit meinem Hund aufs Bett. Peter hat aber anscheinend andere Pläne, denn anstatt sich friedlich neben mich hinzulegen, rennt er zur Tür, setzt sich davor und bellt kurz. Ich wende ihm meinem Blick zu. "Was denn? Du kannst doch Türen öffnen", rufe ich ihm zu, doch Peter macht keinerlei Anstalten, die Tür selbst zu öffnen, so wie er es jeden Samstag und Sonntagmorgen macht, um mich in aller Herrgottsfrühe zu wecken.

Ich setze mich mit einem Seufzen auf und gehe hinüber, um dem Border Collie die Tür aufzumachen, da er angefangen hat, mitleidserregend zu jaulen. "Du kleines Biest", sage ich zu ihm, wuschle ihm aber freundschaftlich durchs Fell. Peter schlabbert meine Hand kurz ab und rennt dann mit fliegenden Pfoten die Treppen hinunter, wo er dann ins Wohnzimmer abbiegt. Ich wette er legt sich jetzt zu meiner Mom auf Sofa und schläft dort. Dieser Verräter.

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