Am Samstagmorgen wache ich ausgeschlafen und überraschend munter eine Viertelstunde vor meinem Wecker auf. Ich bleibe diese Zeit aber noch unter meiner warme Decke liegen und erst als das nervtötende Piepen anfängt, klettere ich aus meinem Bett. Ich strecke mich ausgiebig und hüpfe erstmal unter die Dusche, bevor ich wieder in mein Zimmer gehe, um mir etwas ordentliches anzuziehen – in etwas mehr als einer halben Stunde sollte ich nämlich am Café sein, wo ich mich mit Henry, Mira und Ally zum frühstücken treffen will.
Meine Mom ist schon vor eineinhalb Stunden gestartet, sie geht nämlich mit ihrer besten Freundin ein Stück wandern, wie sie es mir gestern Abend mitgeteilt hat. Ich verstehe zwar nicht den Sinn dahinter, ein paar Stunden durch die Gegend zu laufen, nur um zu einem „wunderschönen kleinen See" zu gelangen und dann den gleichen Weg wieder zurückzugehen, doch solange ich nicht mit muss, ist es mir relativ egal. Außerdem freut sich Peter sicher über den überdurchschnittlich langen Auslauf und die ganze frische Luft die er bekommt.
Ich stehe kurz etwas ratlos vor meinem Kleiderschrank und weiß nicht genau, was ich anziehen soll. Ich werfe einige Sachen auf mein Bett und starre sie kritisch an, doch recht viel weiter hilft mir das auch nicht. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich mich langsam entscheiden sollte, wenn ich nicht zu spät kommen will.
Schlussendlich ziehe ich einfach eine schwarze Jeans, einen blassrosa Hoodie (ein Geschenk von Mira) und meine Jeansjacke an und verlasse (minimal in Eile) das Haus. Ich gehe den Weg zu Fuß – erstens weil es eh nicht so weit ist und zweitens, weil mir eh nichts anderes übrig bleibt, da meine Mom ja das Auto hat.
Aus einiger Entfernung sehe ich schon Henry, die Hände in den Hosentaschen vergraben, vor dem Café stehen und ich jogge das letzte Stück zu ihm hin. Allison und Mira sind noch nirgends zu sehen, obwohl es eigentlich schon etwas nach zehn Uhr ist. „Hey", sage ich zu Henry als ich neben ihm ankomme und er erwidert die Begrüßung.
„Sollen wir vielleicht schon mal reingehen?", frage ich und deute leicht fröstelnd in Richtung Eingang. Die Sonne erreicht den keinen Platz vor dem Café Sheena noch nicht ganz und kombiniert mit der frischen Herbstluft und dem leichten Wind ist es etwas kühl. Henry nickt und wir treten ein.
Uns schlägt gleich angenehm warme Luft und der Duft von Kaffee entgegen und es spielt leise Musik.
Henry und ich lassen uns an einem Tisch in einer kleinen Nische nieder, von der man den Eingang im Blick hat, sodass wir gleich sehen, wenn Mira und Allison dann auftauchen. Falls die denn auftauchen würden, denn nach einer Viertelstunde ist immer noch weit und breit keine Spur von ihnen und beide haben ihre Handys ausgeschaltet. Henry und ich beschließen uns inzwischen schon mal etwas zu bestellen, es duftet hier einfach zu lecker um noch länger damit zu warten.
Danach breitet sich kurz eine etwas unangenehme Stille aus (ich mach Damian und Natasha dafür verantwortlich, denn natürlich weiß man nicht genau was man reden soll, nach dem maid-dress-incident). „Wir sollten Mr. Jackson und Miss. White verkuppeln", platzt Henry plötzlich heraus und ich sehe in verwirrt an. „Aber...die beiden hassen sich?" Mr. Jackson und Miss White, der Englischlehrer und die Geschichtelehrerin an unserer Schule, sind dafür bekannt, sich fast jedes Mal zu streiten, wenn sie zusammen in einem Raum sind – und sei es über jede noch so winzige Kleinigkeit.
„Aaaaber", sagt Henry mit schelmisch leuchtenden Augen und beugt sich über den Tisch näher zu mir. „Du musst zugeben, sie haben tension. Warte!" Er steht von seinem Stuhl auf und rutscht neben mich auf die kleine Eckbank. Während ich versuche, darauf klarzukommen, dass er sehr sehr nah bei mir sitzt und nicht mal ein Blatt Papier mehr zwischen uns passen würde (können die nicht die Eckbänke in den kleinen Nischen etwas größer bauen? Mira würde meinen Gefühlszustand gerade als ‚gay panic' bezeichnen und insgeheim stimme ich ihr zu), zieht Henry sein Handy aus der Jackentasche und öffnet die Galerie.
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bad•boy
HumorJustin wusste, dass es früher oder später passieren würde. Persönlich hatte er zwar auf später gehofft - momentan hatte er genug um die Ohren, wie zum Beispiel seinen crush auf seinen straighten besten Freund Henry (auch wenn alle anderen behaupten...