Am Nachmittag – ich erzähle gerade Natasha jedes kleinste Detail über Henry und meinen Cafèbesuch, weil ich bei jemanden meine gay-panic haben muss (komischerweise weiß aber auch sie nicht, warum Mira und Allison nicht aufgetaucht sind) – entscheidet mein WPA, dass es wieder Zeit für neues Drama ist.
Mein Telefongespräch mit Nat wird deswegen auf sehr unhöfliche Art und Weise unterbrochen (mein WPA-Ich sagt ihr, dass sie lieber in die Küche gehen soll und kochen) und ich fahre dann mit dem Motorrad in den Park, wo schon jemand auf einer Bank auf mich wartet.
Zu meiner Überraschung ist es nicht Amelia und auch nicht Carmen, die auf mich wartet, stattdessen sitzt dort ein schwarzhaariger Junge mit einem Saturday is for the boys-Hoodie. Er sieht sehr wie ein Chad aus, also beschließe ich ihn in meinen Gedanken vorläufig auch einfach so zu nennen. „Hey bro", begrüßt er mich, als ich zu ihm hin laufe und klopft mir freundschaftlich auf den Rücken.
„Was geht?", frage ich ihn meinerseits. „Nicht viel, bro", gibt dieser zurück und geht mit mir wieder zur Bank hinüber, wo wir uns hinsetzen - mit genügend Sicherheitsabstand 'cause we are not gay. „Aber was läuft denn bei dir so mit Carmen?", fragt er und wackelt mit den Augenbrauen. „Was ist mit ihr?" Ich stelle mich dumm, doch das selbstgefällige Grinsen, das sich auf meinem Gesicht ausbreitet, zeigt, dass ich genau weiß, was er meint. Mein Gegenüber rempelt mich leicht an. „Ach komm, du weißt doch genau was ich meine. Hat sie dich ran gelassen?"
Ich mache eine dramatische Pause und fange dann an zu lachen. „Natürlich hat sie! Wer würde denn bei mir schon nein sagen?" Ist das eine ernst gemeinte Frage? Denn darauf wurde die Antwort lauten: sehr viele würden (hoffentlich) nein sagen. Denn das Benehmen meines WPA-Ichs gerade ist wie ein riesiges, rot leuchtendes Stoppschild. Chad gib mir ein high five und klopft mir auf die Schulter, natürlich gefolgt von einem „no homo, bro".
„Und? Wie war sie so?", fragt er dann mit einem dreckigen Grinsen. Bevor ich antworten kann, stürmt eine mir wohlbekannte Person wutentbrannt auf uns zu. Es ist Amelia - höchstwahrscheinlich auch in ihrer WPA-Form - und sie sieht echt sauer aus. Da mein WPA-Ich aber absolut null Feingefühl hat, begrüße ich sie mit einem lockeren „Hey babe" und lege besitzergreifend einen Arm um ihre Taille.
Chad pfeift leise durch die Zähne – ob er meinen Mut bewundert, Amelia noch extra in meine Nähe zu ziehen, obwohl sie so aussieht, als ob sie mich gleich kratzen könnte oder ob er Amelia einfach nur heiß findet, weiß ich nicht. Wahrscheinlich aber eher letzteres.
„Na wie war dein Tag?", frage ich das blonde Mädchen und will ihr einen Kuss geben (wahrscheinlich um Chad zu zeigen, wie sehr ich meine Freundin im Griff habe (anders kann ich mir nicht erklären, warum mein WPA-Ich sonst dabei zu ihm hinüber schaut - außer vielleicht das no homo ist doch nicht so ganz no homo)). Doch Amelia schiebt mich energisch weg und schaut mich aufgebracht an. „Betrügst du mich?"
Ich lache machohaft auf (was die falsche Reaktion ist, an Amelias Gesichtsausdruck verdüstert sich nämlich) und schüttle den Kopf. „Nicht doch babe, wo denkst du denn hin! Du bist doch die Einzige für mich", sage ich wenig überzeugend und werfe nicht gerade unauffällig Chad einen 'omg dieses Mädchen ist so nervig'-Blick zu.
„Ach? Bin ich das? Da habe ich dich gerade über etwas ganz anderes reden gehört!" Aus meinem Augenwinkel sehe ich, dass sich Chad inzwischen zwischen den Bäumen im Park davonschleicht. Gute Entscheidung, denn Amelia legt mit ihrem (diesmal aber berechtigten) dramatischen Auftritt erst los.
„Ich wusste es von Anfang an! Ich wusste, dass du ein badboy bist und nur mit meinen Gefühlen spielen würdest, und genau das ist passiert!" Ein paar Spaziergänger werfen uns neugierige Blicke zu.
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bad•boy
HumorJustin wusste, dass es früher oder später passieren würde. Persönlich hatte er zwar auf später gehofft - momentan hatte er genug um die Ohren, wie zum Beispiel seinen crush auf seinen straighten besten Freund Henry (auch wenn alle anderen behaupten...