Es beginnt alles, als ich mitten im Spanischunterricht plötzlich aufspringe und meine Muskeln (die irgendwie viel größer als sonst sind) spielen lasse. Natasha, die neben mir sitzt, wirft mir einen verwunderten Blick zu. "Justin!", zischt sie. "Hör auf damit, wir haben nur mehr zehn Minuten um unseren Dialog fertig zu bekommen!" Sie deutet energisch auf das Blatt auf ihrem Tisch und streicht sich etwas gestresst eine Strähne ihres schwarzen Haares zurück (Nat hat sich ihre Haare vor ein paar Monaten von braun auf schwarz gefärbt (laut Mira ist es eigentlich ein sehr dunkles dunkelbraun) und es steht ihr überraschenderweise ausgesprochen gut).
Ich höre nicht auf sie (beziehungsweise ich würde gern auf sie hören, aber es geht nicht) und werfe mich mit strahlendem Lächeln in die nächste Pose. Ich kann nur von Glück reden, dass unsere Spanischlehrerin bisher von meiner Show nicht mitbekommen hat und immer noch auf ihrem Laptop herumtippt.
"Justin!" Natasha zieht jetzt energisch an meinem Ärmel. "Setz dich verdammt nochmal hin und hilf mir bei diesem Scheiß Dialog! Denn falls du es noch nicht mitbekommen hast, der wird bewertet und wir haben noch nicht mal die Hälfte!" Sie wirft mir einen halb wütenden, halb panischen Blick zu und kritzelt dann etwas auf das Blatt Papier.
Ich mache jedoch immer noch keine Anstalten mich hinzusetzen. Nat setzt zum dritten (diesmal sehr aggressiven und genervten) "Justin!" an, merkt dann aber endlich, dass es so gar nicht meine Art ist, mitten im Unterricht mit meinen Muskeln zu protzen, während meine (und auch ihre) Chance auf eine halbwegs gute Note in Spanisch auf der Kippe steht. Genau genommen ist das so was von überhaupt nicht meine Art.
"Justin?", fragt Natasha jetzt etwas zögerlich und boxt mir leicht gegen den Arm. "Fängt gerade deine WPA-Zeit an?" Ich verdrehe mental die Augen. Nein, ich wurde gerade von einem Fluch getroffen und habe mich in eine lebendige Statue verwandelt. Oh Gott, natürlich hat meine WPA-Zeit angefangen, würde ich sonst dastehen wie ein kompletter Vollidiot? "Da du keine Antwort gibst, vermute ich mal, dass es letzteres ist", murmelt Nat und sieht mich prüfend an. No shit, Sherlock. "Eine große Hilfe bist du aber nicht gerade", fügt sie dann mit einem Seufzen hinzu.
"Mr. Danvers, könnten Sie mir bitte erklären, was sie da gerade machen?", ertönt in diesem Augenblick die Stimme unserer Spanischlehrerin, Mrs. Romero. Sie hat ihren Laptop zugeklappt und sieht mich mit strengem Blick an. "Ähh...er streckt sich nur!", mischt sich Natasha geistesgegenwärtig (wenn auch nicht sehr überzeugend) ein. Mrs. Romero hebt skeptisch eine Augenbraue. "Tut er das? " Glücklicherweise erlange ich just in diesem Moment wieder die Kontrolle über meinen Körper zurück und ich beginne mich ausgiebig zu strecken. "Ja, genau das mache ich. Wissen Sie, die...äh...Stühle sind manchmal auf Dauer sehr unbequem", sage ich und versuche so unschuldig wie möglich auszusehen (Mrs. Romero ist nämlich dafür bekannt, dass sie jegliche Unterbrechung ihres Unterrichts hasst und deswegen auch gut und gerne mal mit schlechten Noten um sich wirft).
"Wenn Sie das sagen", meint unsere Spanischlehrerin dann nach einer kurzen Stille und wirft mir noch einen warnenden Blick zu. Ich lasse mich wieder auf meinen Stuhl fallen und tausche mit Natasha erleichterte Blicke aus. Das ist nochmal gut gegangen. Doch die Freude währt nicht lange, denn Mrs. Romero meldet sich nochmal zu Wort. "Mr. Danvers, da Sie ja anscheinend schon fertig sind, können Sie ja mit Miss Warrington nach vorne kommen und ihren Dialog vortragen."
Nat und ich erstarren mitten in unserem High Five und schauen uns geschockt an. Ich weiß, dass sie gerade dasselbe denkt wie ich: oh shit.
***
"Und? Wie ist Spanisch gelaufen?", ist das erste was ich von Damian höre, als ich mich in der Pause zu den anderen setze. Natasha, die schon da ist, hat die Frage anscheinend auch gehört (was fast an ein Wunder grenzt, denn seit sie und Allison ein Paar sind, haben die beiden nur Augen für sich (aber die beiden sind eines der süßesten Paare die ich kenne)) und stößt gleichzeitig mit mir ein Seufzen aus.
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bad•boy
UmorismoJustin wusste, dass es früher oder später passieren würde. Persönlich hatte er zwar auf später gehofft - momentan hatte er genug um die Ohren, wie zum Beispiel seinen crush auf seinen straighten besten Freund Henry (auch wenn alle anderen behaupten...