Neue Bekanntschaften

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Ich hatte gerade einen kleinen Jungen mit schwerem Asthma behandelt,
als ich sah, wie Lexie Grey auf mich zu gelaufen kam.
"Dr. McKenzie, dass CT von Clara Rogers ist OB.
Sie liegt jetzt auf Zimmer 3.4"
"Gut. Sie wird vielleicht nur drei oder vier Tage hierbleiben müssen, dann sollte sie sich so weit erholt haben,
dass sie zu Hause in Ruhe genesen kann."
"Super, da werden ihre Eltern sicher erleichtert sein."
Freute sie sich.
"Wo genau befindet sich das OP Brett hier im Haus?
Wenn ich operieren muss, dann würde ich das gerne wissen."
"Kommen sie, ich bringe sie hin."
Zum zweiten Mal an diesem Tag folgte ich Lexie durch den riesigen Irrgarten von Krankenhaus.
"Das ist das OP Brett."
Sie deutete auf eine Art weiße Tafel an der Wand,
auf der sämtliche Ops des Tages aufgeschrieben waren.
"Wie es aussieht habe ich heute Nachmittag eine
Appendektomie." Bemerkte ich leicht enttäuscht.
Ich hatte gehofft,
meine erste OP hier würde etwas interessanteres werden.
"Wollen sie mir assistieren?" Fragte ich Lexie deshalb.
"Gerne!"
"Gut, dann bereiten sie den Patienten in einer Stunde vor."
Lexie nickte: "Und kann ich jetzt noch etwas tun?"
Ich nahm einen Stapel Akten vom Tresen,
an dem wir gerade vorbeikamen
und drückte sie ihr in die Hände.
"Diese Patienten können heute entlassen werden."
Wieder nickte Lexie und eilte davon.
Ich war froh,
dass sie mir zugeteilt war, denn sie schien sehr fleissig und pflichtbewusst zu sein.
Während meiner Zeit an der Hopkins hatte ich schon mit ganz anderen Anfängern und Assistenzärzten zu tun gehabt,
die so ziemlich das Gegenteil von ihr waren.
Da ich gerade nichts zu tun hatte,
machte ich mich auf die Suche nach der Cafeteria, um eventuell ein paar Kollegen kennenzulernen.
Gerade wollte ich die Pädiatrie verlassen,
da wurde ich angepiept.
Wäre ja auch zu schön gewesen.
Ich sah nach, wer mich angepiept hatte:
Es war wieder die Notaufnahme.
Sofort rannte ich hin.
Inzwischen war dort die Hölle los.
Überall liefen Ärzte und Krankenschwestern wild durcheinander.
Die Betten waren allesamt belegt mit schreienden Patienten und immer wieder kamen
Rettungskräfte mit weiteren hinein.
Es musste wohl einen üblen Unfall gegeben haben.
Der rothaarige Unfallchirurg, Dr. Hunt, kam auf mich zu gelaufen.
"Wo brauchen sie mich?"
"Dort liegt ein kleiner Junge.
Ungefähr 10 Jahre alt.
Er wurde von einer Autotür eingequetscht."
Hunt winkte einen jungen Assistenzarzt herbei:
"Dr. Karev wird ihnen assistieren."
"Ich hätte lieber den Typen mit dem gespaltenen Schädel." Jammerte dieser,
folgte mir aber trotzdem zu dem Bett,
auf das Dr. Hunt gezeigt hatte.
Der kleine Junge, der darin lag, hatte einige Schrammen im Gesicht und an den Armen.
Auch atmete er schwer,
doch das, was mir am meisten Sorgen machte, waren seine Beine:
Aus mehreren Wunden floss Blut heraus und sie wiesen starke Quetschungen auf.
"Hallo, ich bin Dr. McKenzie und das ist Dr. Karev.
Wir werden dich jetzt erstmal untersuchen, okay?"
sprach ich den Jungen sanft an.
Ängstlich nickte dieser.
"Kannst du mir deinen Namen verraten?"
Fragte ich ihn, während ich vorsichtig seine Beine untersuchte und Karev sich um die Schürfwunden kümmerte.
"Ich heiße Tommy. Tommy Davis."
"Okay, Tommy. Sind deine Eltern auch hier?"
fragte ich weiter.
"Nein. Die sind Zuhause. Der Vater von meinem Kumpel Luis wollte uns zum Tennistraining fahren."
erzählte Tommy uns.
"Und wie heißt der Vater?"
Tommy überlegte kurz.
"Stan Johannsen."
"Kannst du uns die Telefonnummer deiner Eltern sagen?"
Traurig schüttelte Tommy den Kopf.
"Tut mir leid, die weiß ich nicht."
Ich wandte mich an eine Krankenschwester,
die gerade vorbei lief:
"Können sie bitte die Orthopädie anspiepen?"
Die Schwester nickte und lief sofort los.
"Ist was gebrochen?"
Fragte Karev.
"Kommen sie her." Ich wunk ihn zu mir und zeigte auf eine offene Unterschenkelfraktur an Tommys Bein.
"Schauen sie, hier kann man den Knochen sehen.
Er steht in einem unnatürlichen Winkel heraus.
Das heißt, er ist vermutlich gebrochen."
Wir brachten Tommy mit Hilfe ein paar Pfleger in einen Behandlungsraum.
Dann wies ich Karev an, nach Stan Johannsen zu suchen,
denn dieser hätte ziemlich sicher die Kontaktdaten von Tommys Eltern.
Ich begann gerade damit, die Wunden am Bein zu säubern, als Karev zurückkam.
"Kann ich sie kurz sprechen?"
fragte Karev mich, als ich gerade hineingehen wollte.
"Natürlich. Was gibt's?"
"Ich hab Stan gefunden. Er wird gerade in den OP gebracht, aber er konnte mir die Telefonnummer von Tommys Eltern sagen."
"Sehr gut. Dann rufen sie sie bitte an."
"Ja, da ist noch was.
Ich hab auch nach diesem Luis gesucht, aber Tommy ist das einzige Kind,
dass eingeliefert wurde."
Das ergab Sinn. Wenn noch ein anderes Kind hier wäre, hätte man mich angepiept.
Und da dem nicht so war,
gab es nur noch zwei Möglichkeiten,
wo Luis Johannsen sein konnte.
"Entweder er ist noch nicht hier oder er ist...tot."
Schlussfolgerte ich.
Jetzt konnten wir nur noch hoffen, dass die Notaufnahme mich wieder anpiepen würde.
Karev wollte gerade den Mund aufmachen,
um noch etwas zu sagen,
da wurde die Tür aufgestoßen und eine schwarzhaarige Frau kam herein:
"Tut mir leid, dass es länger gedauert hat.
Ich hatte noch ein paar echt heiße Knochenbrüche."
Ihr Blick fiel auf Tommy.
"Oh, dass ist aber auch nicht schlecht."
Dann sah sie mich an.
"Sie müssen wohl die neue Leiterin der Pädiatrie sein. Ich bin Callie Torres."
stellte sie sich vor.
"Grace McKenzie. Sie sind dann ja wohl die Orthopädie."
"Genau." Grinste Torres und sah sich dann Tommys Bein an.
"Wo waren sie denn vor Seattle?" Fragte sie mich.
"Ich war erst im Hopkins und dann auf Hawaii."
"Wow, auf Hawaii wäre ich jetzt auch gerne."
"Und, was meinen sie?" Fragte ich und wies auf Tommy.
"Der muss in den OP." Beschloss Torres.
"Sie kriegen das doch bestimmt ohne mich hin.
Ich muss noch etwas erledigen." Bat ich Torres.
Etwas verwundert sah sie mich an.
"Natürlich. Kein Problem."
Sie machte sich sofort auf den Weg und kurz darauf verliesen auch Karev und ich den Raum.
"Was jetzt?" Fragte dieser ungeduldig.
"Wir machen uns jetzt auf die Suche nach Luis."

Long Way Home | Grey's AnatomyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt