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Felix POV:

Glücklich tupfte ich mir ein paar weitere Tropfen des Concealers in mein Gesicht und verteilte diese, in leicht klopfenden Bewegungen mit einem Beauty Blender.
Zufrieden trat ich einen Schritt zurück um mein Werk im Spiegel zu betrachten und mein Grinsen wurde breiter als ich sah wie gut der rosane Lidschatten meine Augen betonte.

„Felix sie sind da!"

Mein Lächeln verschwand sofort als ich meine Schwester hörte.
Schnell schnappte ich mir ein Abschminktuch und entfernte mein gesamtes Make Up.

Meine Schwester beobachtete mich dabei mit einem Hauch von Mitgefühl in ihrem Blick.
Genau genommen handelte es sich nämlich um ihr Make Up und ich stand auch vor ihrem Spiegel in ihrem Zimmer.
Denn wenn meine Eltern sehen würde, dass ich, ein Junge, sich schminkte, wäre ich wohl einen Kopf kürzer. Sie meinten für einen Jungen gehöre sich das nicht und auch meine Schwester durfte nur sehr dezentes Make Up tragen, da es sonst zu anzüglich wäre.

Seufzend betrachtete ich mein ungeschminktes Gesicht im Spiegel und fühlte mich augenblicklich nicht mehr so schön und selbstbewusst.

„Feeeelix hilfst du deinem Vater bitte die Einkäufe reinzutragen" hörte man meine Mutter durch das ganze Haus schreien und ich machte mich nach einem letzten Blickkontakt mit meiner Schwester auf den Weg nach unten.


Einige Zeit später fand ich mit meiner Familie beim Abendessen wieder.
Wie vor jeder Mahlzeit griffen meine beiden Schwestern Olivia und Rachel, meine Eltern und ich uns an den Händen um gemeinsam das Tischgebet zu sprechen.

„Felix möchtest du heute eins aufsagen?"
Die erwartenden Augen meiner Mutter blickten mich an, es war mehr eine Erwartung als eine Frage.
Ich nickte und sagte das erste das mir in den Kopf kam auf:

„Komm, Herr Jesus, sei du unser Gast und segne was du uns bescheret hast. Amen."

Alle Anwesenden wiederholten meine Worte und wie jeden Tag fragte ich mich wieso sie es taten.
Es war nicht so, dass ich ungläubig war, ich wurde streng katholisch erzogen und ich kannte es überhaupt nicht anders, weshalb ich es damals einfach angenommen und als wahrhaftig aufgefasst hatte. Doch nun war ich alt genug um selbst zu denken und ich fragte mich ob ich das alles wirklich selbst dachte und glaubte oder nur weil es mir mein Leben lang so vorgesagt worden war.

Besonders seit ich mich für Make Up interessierte und meine Eltern mir sagten, dass das nichts für einen frommen Jungen sei, fragte ich mich wieso ich nicht tragen und aussehen durfte wie ich es gerne wollte.
Jedoch würde ich mich niemals trauen die Regeln meiner Eltern zu brechen.
Das heimliche Schminken im Zimmer meiner ältesten Schwester war das höchste der Gefühle.

Sie empfand die Regeln und Ansichten meiner Elten als völlig überflüssig und veraltet und plante zu Beginn ihres Studiums auszuziehen und einen ganz anderen Lebensstil zu beginnen.

Olivia hingegen war komplett überzeugt von den Prinzipien meiner Eltern und war das Muster Kind der Familie.

Ich befand mich gedanklich wohl irgendwo dazwischen.

„Freut ihr euch auf den ersten Tag in eurer neuen Schule am Montag?" fragte mein Vater uns plötzlich und nur bei dem Gedanken daran der „Neue" zu sein wurde mir schlecht.
Wir waren aufgrund der Arbeit meines Vaters gerade frisch umgezogen und in 2 Tagen würde hier mein erster Schultag sein.
Ich wünschte ich würde zu einem dieser beliebten Kids gehören, die im Basketball Team waren und niemals eine Pause allein verbrachten, doch leider war ich der schüchterne, in sich gekehrte Felix, dem es furchtbar schwer fiel Freunde zu finden.

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