IMMORALITY

28.🙏🏻

"Habt ihr gefickt?!"

Felix POV:

Das wars dann wohl mit meinem Eyeliner.
Die Linie über meinen Wimpern verlief noch sauber, doch der Wing sah aus als hätte ein dreijähriger ihn gemalt, da mich Hyunjins Worte mehr als nur aus dem Konzept gebracht hatten.

"NEIN NATÜRLICH NICHT!" rief ich für meine Verhältnisse laut und empört.
"Hahahha dein Eyeliner is-"
"Jajajaja los gib mir ein Abschminktuch!"

Seufzend ließ ich mich auf dem geschlossen Klodeckel nieder und rubbelte mir mit dem nassen Tuch die verschmierte Schminke vom Gesicht.

"Wir waren doch die ganze Zeit mit unseren Familien..." erklärte ich, doch konnte es nicht verhindern etwas Enttäuschung durchklingen zu lassen.

"Aber er hat doch bestimmt trotzdem kleine Annäherungsversuche gestartet so wie ich unseren heißen Playboy so einschätze hm?" schmunzelte Hyunjin als er sich die zehnte Schicht seines Lipglosses auf die Lippen schmierte, als wolle er sicher gehen, dass er auch ja den ganzen Abend halten würde.

"Er also Ähm er..."
Meine Wangen wurden ganz heiß bei der Erinnerung daran wie sich seine Hand heimlich unter dem Tisch zu mir bewegt und mich gestreichelt hatte.
"Hat mich unter dem Tisch angefasst..."

„ER HAT DIR VOR DEINEN ELTERN EINEN RUNTER GEHOLT!??" rief Hyunjin als hätte er gerade den Tratsch des Jahres gehört.

„NEIN OH GOTT HYUNJIN!!!!"

"Och Mann ist ja langweilig" schmollte er und tupfte sich erneut schimmernden Gloss auf die Lippen.

"Er hat nur bisschen mein Bein gestreichelt... und ich ich also ich hab es zugelassen... einfach so... ich hätte das nicht tun dürfen."
Bestürzt ließ ich das Tuch sinken und blinzelte den Fußboden an.

"Och jetzt doch nicht schon wieder wegen diesem Jesus schnick schnack" murmelte Hyunjin und verdrehte die Augen.

Das traf mich etwas... für Hyunjin der nicht religiös war schienen meine Zweifel unverständlich, doch ich war so aufgewachsen. Bis vor wenigen Wochen war Religion der einzige Inhalt meines Lebens gewesen.

Hyunjin sah meinen bestürzten Blick und schloss seufzend den Lipgloss, welcher dann achtlos zurück in seine Schminktasche geworfen wurde.

"Och Schatzi, du weißt ich hab das nicht böse gemeint. Ich hätte das nicht so sagen sollen..." Hyunjin ging vor mir in die Hocke, sodass wir ungefähr auf Augenhöhe waren und strich mir sanft eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Ich denke nur dass du dir selbst das Leben schwer machst, indem du in ständiger Angst vor dem Typ da oben im Himmel lebst.... Und dabei weißt du ja noch nichtmal wie er wirklich ist... deine Eltern haben dir diese konservativen Eigenschaften aufgetischt, die er angeblich haben soll.
Vielleicht ist er der größte LGBTQ Supporter wer weiß?"

"Und was wenn nicht?" piepte ich leise und blinzelte ihn schüchtern an.

"Und selbst wenn nicht glaube ich dass er jeden Mensch so nimmt wie er ist. Du tust doch niemandem weh. Ist ja nicht so als würdest du rumrennen und Leute abknallen. Du fantasierst von nem Schwanz na uuuuuund?!" betonte er kräftig und fuchtelte mit seinen Händen wild vor meinem Gesicht herum um seine Worte zu unterstreichen.