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"Deine Eltern haben uns zum Essen eingeladen also bis heute Abend~"

———

Felix POV:

Seufzend wischte ich mit dem feuchten Abschminktuch über mein Gesicht und vernichtete so jeglichen Hinweis auf mein wahres Ich.
Es musste sein, denn meine Eltern würden jeden Moment von der Arbeit heimkommen und sie dürften mich so natürlich nicht sehen. Vermutlich würden sie das Essen vorbereiten, da sie ja die Bangs eingeladen hatten.
Und das machte mir höllische Angst.

Wie in aller Welt sollte ich mich Chan gegenüber verhalten nach all dem?!
Wir hatten heute rumgemacht! Er hat mich geküsst und ich ihn! Mitten auf dem Schulflur!
Hyunjin und Changbin hatten uns sogar gesehen...
Aber das war nicht das schlimmste an der Sache. Das schlimmste war, dass es mir gefallen hatte.
Dass sich meine Haare am ganzen Körper aufgestellt hatten, dass ich das Gefühl hatte zu schweben und als würde die Welt für einen Moment still stehen während alles um uns herum verschwamm und unwichtig wurde.

Mein Finger glitt in Gedanken zu meinen vom Abschminken noch leicht feuchten Lippen und strich verträumt darüber.
Wir haben uns geküsst.
Seufzte die Stimme in meinem Kopf verträumt und ließ mein Herz schneller klopfen.
Meine Vernunft hingegen wurde zum Richter und verurteilte mich für die Sünden welche ich begangen hatte.
Ich war auf eine Party gegangen, hatte Alkohol getrunken, hatte einen Porno angesehen, hatte mich selbst dabei angefasst, hatte einen JUNGEN zweimal geküsst.

Es war als würde ich ein Doppelleben führen. Zuhause und in der Kirche war ich der fromme Felix, welcher auch nur jemals daran denken würde gegen das Wort seiner Eltern und das Wort des Herrn zu handeln.
Dann gab es den Chan-Hyunjin Felix. Der Felix der mit Hyunjin mehr oder weniger freiwillig über Jungs sprach, der Felix der mit seinen neuen Schulfreunden auf eine Party ging, der Felix der sich schminkte und wünschte er könne einen Rock tragen, der Felix der nicht aufhören konnte an einen gewissen Jungen zu denken.

Welcher war der echte Felix?
War alles mit dem er aufgewachsen war, was er sein Leben lang geglaubt hatte wirklich falsch?
Waren Leute wie Hyunjin und Co wirklich ein schlechter Einfluss weil sie sich von Gott abgewendet hatten?

Das Verlangen mich in Chans Arme zu werfen und nie wieder aus ihnen zu verschwinden sowie die Schuld solch ein Sündiger zu sein nahm mich Stück für Stück weiter ein und fraß mich von innen langsam und stetig auf.

Tränen wollten sich in meinen Augenwinkeln sammeln, doch ich wischte sie schnell weg.
Ich war 17 Jahre alt und wusste selbst kaum wer ich überhaupt war. Hyunjin und co schienen es zu wissen, sie wirkten so frei und glücklich und ausgeglichen. Würde ich auch so frei sein wenn ich Gott losließe? Oder würde ich ein tiefes Loch der Verzweiflung fallen? Aber wie sollte ich ihn loslassen wenn ich davon überzeugt war, dass der Herr allein Freiheit bedeutete?!

Aber wenn der Herr angeblich mein rechter Pfad war... weshalb zog es mich dann so auf diese Abwege?

Das Vibrieren meines Handys holte mich aus meinen Gedanken und ich kramte es von meinem Schreibtisch herunter.
Ich sah ein paar überdramatische Nachrichten von Hyunjin, dass es irgendein super geiles Oberteil online nicht mehr in seiner Größe gab... und ich musste ein wenig lächeln. Hyunjins hang zur Dramatik war wirklich einmalig. Auch wenn er fern von Gott war schaffte er es mich aufzubauen und mir ein Gefühl von Sicherheit zu geben, auch wenn er mich manchmal etwas überforderte. Doch ich war ihm dankbar.
Darunter sah ich eine Nachricht die mein Herz anschwillen ließ:

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