Kapitel 2

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Wir beide schwiegen uns an, bis er meine Hand ergriff und mich mit in die Richtung seines Hauses zog.
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Umso näher wir seinem Elternhaus kamen, desto größer wurde der wachsende Kloß in meinem Hals. Mir stockte der Atem, weil ich Angst hatte. Bis jetzt war ich noch nie bei Bucky zuhause. Mein Kopf rauchte nur so vor Gedanken. Was ist, wenn sie mich nicht leiden können? Was ist, wenn seine Eltern genauso denken, wie mein Vater es über mich tut?!....Ich habe im Moment mehr Angst als vor der Bestrafung, die nachher auf mich wartet..
Bucky machte die Tür auf und ich blieb wie angewurzelt stehen. In Gedanken vertieft nahm ich eine rauschende Stimme wahr. Jedoch bin ich so überfordert, was sie von mir denken, sodass ich nichts mehr richtig mitbekomme. Ich sehe das Bucky versucht mit mir zu reden, aber ich kann ihn nicht verstehen. Das Einzige das ich spürte war die brennende Träne auf meiner Hund die langsam meine Wange hinunterkullert. Plötzlich hörte ich sehr gedämpft wie Bucky nach seiner Mutter schrie.
Keine Minute später kam sie sofort angerannt und zog Bucky und mich in das Haus herein. Ehe man sich versah standen wir auch schon im Wohnzimmer. Bei dieser plötzlichen Bewegung wurde ich aus meiner Art Starre genießen und ich bekam alles wieder normal mit. Mein Blick schweifte von Bucky zu seiner Mutter, als sie ihn "Was ist los Bucky? Ist etwas vorgefallen?". Er blickte darauf nur mit einer Traurigkeit in seinen Augen auf mich, wie ich sie noch nie sah. Mein Herz schmerzte bei seinem Blick. Nun guckte mich auch seine Mutter an. "Was ist geschehen, Liebes?" fragte sie mich. Geschockt sah ich sie an, als sie mich Liebes nannte. Bucky drückte meine Hand und signalisierte mir mich gegenüber ihr zu öffnen. Mit zaghaften und schüchternen Worten sagte ich ihr "Ich..ich habe Angst, Miss..". Langsam lies Bucky meine Hand los und ich merkte wie ihre zarte Hand nach mir griff und mich sehr vorsichtig zu sich zog. Ich ließ mich einfach von ihr ziehen und schon nahm sie mich liebevoll in den Arm. Mir kullerten die heißen Tränen meine Wange herunter. So wie es aussah merkte sie es. "Du musst mich nicht Miss nennen, okey? Nenn mich bitte einfach Helen." - "Werde ich machen Helen" schob ich schnell hinterher und weinte nun auch schon nicht mehr. Mit ihren Augen sah sie mich so sorgend und liebevoll zugleich an. "Also Liebes. Du bist bestimmt Ella." setzte sie an und ich nickte nur. "Bucky redet die ganze Zeit von dir. Ich freue ich dich kennenzulernen, aber dennoch habe ich eine Frage. Was ist passiert?". Als sie mich dies fragte kamen mir wieder die ganzen Schmerzen der Bestrafung und die schrecklichen Bilder in dem Kopf. Nun kamen mir erneut die Tränen und ich erzählte Helen was gestern passiert war.

Als ich dann fertig war sah ich Tränen in ihren Augen. Ich wunderte mich nur wieso sie deswegen etwas weinen musste. "Bucky, Schatz. Geh bitte in dein Zimmer, ja?" sagte sie ihn uns sah ihn an. Jedoch wollte er zum reden ansetzten, als Helen jedoch mit bestimmenden Ton "Jetzt." sagte. Bucky verließ mit zaghaften Schritten das Wohnzimmer. Nun wandte sie sich zu mir. "Dürfte ich mir deine Verletzungen angucken Ella? Bitte?" bat sie mit einer leicht gebrochenen Stimme. Erst überlegte ich, ob ich sie wirklich an mich ran lassen sollte. Tausend Gedanken kamen mir in den Kopf. Was würde sie über mich denken? Darf ich danach überhaupt noch mit Bucky spielen? Wird sie merken, dass ihr Sohn mit einem Miststück (wie mein Vater immer zu mir sagt) wie mir Zeit verbringt? Im Endeffekt nickte ich jedoch leicht stockend. Vielleicht mache ich mir nur zu viele Gedanken.. Helen wirkt so sehr besorgt. Da kann man kaum nein sagen. Langsam zog ich also mein Kleid aus und ich hörte wie sie die Luft scharf einzog. Ebenfalls sah ich an mir herunter und verstand ihre Reaktion. Mein Körper trug Narben und noch nicht verheilte, neue Wunden. Er wurde durch blaue Flecken verziert. Das schmerzende Blau färbte sich immer nach einiger Zeit zu einer Mischung aus Blau, Gelb und Lila.

"Okey.. Sieh mich an bitte an Ella." sagte sie mit einer etwas unsicheren und betroffenen Stimme. "Wir müssen die Wunden versorgen mein Schatz. Ich will dich nicht anlügen Ella... Es wird weh tun. Sehr weh tun, aber es ist notwendig damit es sich nicht entzündet. Danach gucken wir was wir mit dir machen. So kann das nicht weitergehen. In Ordnung?" fragte sie mich aufrichtig zu mir gewandt. Zaghaft antworte ich "Ja.. Aber Helen?" - "Ja Liebes?" fragte sie zurück und guckt mich erwartend an. "Ich habe Angst davor.." gab ich von mir. Helen nickte und schien eine Weile zu überlegen, weswegen sie kurz weg sah. Jedoch schnellte ihr Kopf wieder zu mir und sie setzte an. "Ich habe eine Frage. Würde es dir helfen, wenn Bucky deine Hand währenddessen halten würde?" fragte Helen an mich gerichtet. Bucky mochte ich wirklich sehr und ich vertraute ihm mehr als ich mir selbst, was schon etwas zu heißen hat. Daher bejahte ich ihre Frage durch ein einfaches Nicken. Als sie Bucky gerufen hatte, kam dieser auch schon die Treppe hinuntergestolpert und stand nun ebenfalls im Wohnzimmer. Er wusste was mir widerfahren ist, aber hatte das Ausmaß dessen noch nicht gesehen. Geschockt kam er langsam zu uns rüber. Was er wohl denkt? Ich kann es mir nicht vorstellen..

Buckys Sicht:

Abwartend saß ich in meinem Zimmer. Warum sollte ich auf mein Zimmer? Ich muss doch bei Ella sein! Sie braucht mich doch.. Die Entscheidung meiner Mutter kann ich nicht nachvollziehen, bei Gott.. ich will Ella beschützen, aber das kann ich nicht, wenn ich nicht bei ihr bin.
Plötzlich höre ich Mama wie sie mich ruft. Schnell gehe ich runter und versuche dabei nicht zu fallen. Als ich dann im Wohnzimmer stand war ich geschockt. Ella stand dort in ihrer Unterwäsche. Geschockt betrachte ich sie. Ihr Körper sah schlimm aus. Abgesehen davon das sie abgemagert aussah, hatte sie über all blaue Flecken, noch offene Wunden und Narben. Ich konnte nicht anders als auf sie zu zugehen und sie vorsichtig an mich zu drücken. Jedoch so, dass es ihr nicht weh tat. Langsam streichelte ich ihren Kopf und bekam Tränen. Sie tat mir so leid und ich spürte das verlangen sie noch mehr beschützen zu müssen. Als zwölfjähriger kann man noch nicht all zu viel ausrichten, aber trotzdem lasse ich nichts unversucht. Egal vor wem und egal vor was..ich werde sie beschützen.

After all the TimeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt