Kapitel 27 ~ Vorbereitungen

172 9 0
                                    

Entschlossen so schnell wie möglich zu handeln, packte ich die Blume wieder in meine Tasche und ging zurück ins Gebäude. Wir hatten nicht viel Zeit uns auf den Kampf vorzubereiten und gleichzeitig waren ein Großteil der Schüler noch viel zu jung um überhaupt in eine solche Erfahrung gezogen werden zu sollen.

---

Wir versammelten alle Schüler, die sich bereits auf ein Element spezialisiert und damit einige Erfahrungen gemacht hatten im Schulhof. Es waren nicht besonders viele - was nicht verwunderlich war - und so begann meine Unsicherheit immer größer zu werden. Würden wir fähig sein, Lydia auf diese Weise zu schlagen? Sie hatte so viele Verbündete.

Wir verbrachten die nächsten Tage mit stundenlangem Training. Die Wächter und Wachen des jeweiligen Elements halfen uns dabei. Die zwei mächtigsten Elemente, für deren Beherrschung eine gute Ausbildung unabdingbar war, waren jedoch auf sich gestellt.
Und so gaben Charen und ich mit einigen anderen älteren Schülern und einigen Lehrern unser Bestes, unser Wissen zu vermitteln.

Die letzten Tage hatte ich vollständig im Internat verbracht. Natürlich auch um eventuellen Angriffen entgegenhalten zu können und um den anderen Schülern Schutz zu bieten. Aber an diesem Abend beschloss ich, noch einmal nach Hause zu fahren.
Es war nun schon eine Woche vergangen, seit Lydia in unser Haus einbrach und mich ohne meine Mutter zurückließ. Und auch wenn es eine grausige Vorstellung war, wieder in dieses Haus zurück zu kehren, wollte ich zumindest noch einmal die Möglichkeit haben, mich zu verabschieden. Was wäre, wenn ich nie wieder die Möglichkeit dazu hätte?

Als ich mit dem Auto in die Auffahrt einbog, füllte sich mein Herz mit einer Mischung aus Emotionen die ich noch nie zuvor in diesem Ausmaß gefühlt hatte. Angst und Wut. Liebe und Geborgenheit. Ich hätte in diesem Moment weinen können. Vor Trauer und vor Glück. Dieses Haus war immer noch mein Zuhause. Das Zuhause meiner Mutter.

Ich riss mich zusammen und stieg langsam aus dem Auto aus. Begrüßt wurde ich diesmal von niemandem. Wir hatten alle nach Hause geschickt.

Mit zittriger Hand holte ich den Hausschlüssel aus meiner Tasche und öffnete die Tür. Es war, wie als würde mir ein Strahl von Wärme und Licht entgegen kommen, als ich ins Foyer ging. Ich konnte die Anwesenheit meiner Mutter praktisch spüren. Ich ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen und meine Taschen im Eingangsbereich stehen. Mit langsamen Schritt schlenderte ich im Haus herum. Immer wieder blieb ich an alten Fotos von mir uns meiner Mutter hängen. Wie schön wäre es doch gewesen, wenn wir mehr Zeit zusammen gehabt hätten. Und warum muss einem so etwas erst auffallen, wenn man nicht mehr die Möglichkeit hat, Zeit mit der Person zu verbringen?

Mein Weg führte mich ins alte Schlafzimmer meiner Mutter. Aus irgendeinem Grund überkam mich in diesem Raum eine unglaubliche Leichtigkeit. Sie Energie meiner Mutter war im ganzen Raum zu spüren. Ich setzte mich an den Fuß des Bettes und schloss meine Augen. Für einige Minuten saß ich einfach nur da. Ich hatte mir lange nicht mehr die Zeit genommen um einfach nur zu existieren. Die letzten Tage und Wochen waren stressiger als alles andere, was ich in meinem jemals erlebt hatte.

Nach einiger Zeit stand ich wieder vom Bett auf und ging noch ein bisschen im Raum herum. Er roch noch nach ihr. Mein Blick wanderte zum Bücherregal, welches sich über die ganze Wand links vom Bett erstreckte. Ich ließ meine Hand sanft über die Buchrücken gleiten, bis ich vor einem Buch zum halten kam. "Die Kunst der Lichtbeschwörung" stand verschnörkelt auf dem Rücken. Ich zog das Buch aus dem Regal und setze mich mit ihm wieder aufs Bett. Es sah so alt und doch so gepflegt aus. Meine Hand strich einige Male zart über den Buchdeckel, bevor ich es öffnete.

"Für meine liebe Tochter Leila" stand auf dem fliegenden Blatt geschrieben. "In Gedenken an unsere Familienvergangenheit und für deine Zukunft"

Meine Mutter hatte nie unsere Familienvergangenheit in diesem Zusammenhang erwähnt. Aber ohne mich beirren zu lassen und mit neuer Neugierde fing ich an durch das Buch zu blättern. Es umfasste Wege der Lichtbeschwörung, von denen ich wusste, dass ich sie lernen würde, wenn ich Wache werde, aber auch solche, von denen ich noch nie gehört hatte. Je länger ich herumblätterte, desto nervöser wurde ich. In meinem Kopf wurde die Angst immer größer, dass wir auf unserem Niveau keine Möglichkeit hatten, gegen Lydia und ihre Verbündeten anzukommen. Der Reiz mir Kombinationen aus dem Lehrbuch beizubringen wurde immer größer. Damit ist allerdings alles andere als zu spaßen. Geht ein Versuch schief, könnte ich mich im schlimmsten Fall selbst zerstören, sollte sich die aufgebaute Energie gegen mich wenden...

Bei diesem Gedanken schlug ich das Buch ruckartig zu. Wollte ich dieses Risiko wirklich eingehen?

Nun ja, blieb mir eine andere Wahl? An diesem Punkt in meinem Leben musste ich bereit sein, jedes Risiko einzugehen um das Wohlbefinden der anderen zu gewährleisten. Wenn wir uns diese Macht nicht zu eigen machen würden, hätten wir wohl kaum eine Chance gegen Lydia.

Entschlossen stand ich vom Bett auf, lief in Richtung Arbeitszimmer, setzte mich an den Schreibtisch und fing an, mich durch das Lehrbuch zu arbeiten. Bis in die späten Abendstunden studierte ich die Kombinationen, bis ich mich endlich bereit fühlte sie auszuprobieren. Ich nahm all meinen Mut zusammen und ging in den Garten. Das Buch legte ich neben mich ins Gras und atmete einmal tief ein und wieder aus.

Gut. Ich war bereit.

Ich hoffe es hat euch gefallen ♡

Xoxo

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 20, 2021 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

School of elementsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt