Eis Dusche

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Als der Bus endlich an meiner Haltestelle hielt, drängte ich mich an den anderen Fahrgästen vorbei zum Ausgang.

Ich schaute kurz auf meine Uhr und stellte schockiert fest, dass ich tatsächlich pünktlich war. Kaum zu glauben! Wie
ich dass gemacht hatte ? Ich hatte keine Ahnung, normalerweise habe ich es nicht so mit Pünktlichkeit.

Naja, egal. Joe meinte, ich müsste nur meinen Namen am Eingang sagen, dann würden
sie mich durchlassen. Also machte ich mich auf die Suche nach dem Eingang.

Lange suchen musste ich aber nicht, vor dem Eingang stand eine Menschentraube, soweit ich erkennen konnte, mixte sich diese Gruppe aus
Schaulustigen und Papperazzi. Na super, dachte ich genervt.

Ich begann mich durch die Menge zu schieben. Ab und an bekam ich einen Ellenbogen in die Rippen oder mir trat jemand auf den Fuß, aber das machte ja nichts; es ist ja nicht so, dass ich neue weiße Schuhe an hatte, nein !! Schon jetzt hatte ich keine Lust mehr auf meinen Arbeitseinsatz.

Ich fand den Gedanken, wieder zurück zu meinem heiß geliebten Bett zu fahren, gar nicht so schlecht. Innerlich verfluchte ich Elise, die blöde Kuh liegt wahrscheinlich jetzt im Bett und schläft, währenddessen ich hier meine Zeit verschwende.

Vorne bei dem kleinen Sicherheits Häuschen angekommen, klopfte ich an die Scheibe und wartete, dass der Security Mensch sich aus seinem Stuhl bequemte, um mir aufzumachen. Nachdem gefühlt ein ganzes Jahrzehnt verstrichen war, schaute er mich an und raunzste mir entgegen

"Name ..... Grund?"

"Katelyn Brown, ich bin wegen des Caterings hier"

Der Typ schaute mürrisch auf seine Liste, dann er schaute wieder mich an und wandte sich wieder der Liste zu.

"Geht in Ordnung, sie müssen in Halle B2" sagte er schnell und öffnete mit einem Knopfdruck das Tor, allerdings nur einen Spalt.

Gut, dass ich gestern Abend den Eisbecher nicht mehr gegessen habe, das hätte peinlich werden können. Ich quetschte mich durch den Spalt und
schaute mich kurz um.

*Wow* - hier sah alles so anders aus, wie in einer eigenen kleinen Welt. Ich sah noch einmal auf die Uhr und erschrak als ich
sah, dass ich bereits vor 5 Minuten hätte am Stand sein sollen. Hab doch gesagt, ich hab's nichts so mit der Pünktlichkeit.

Zum Glück fand ich Halle B2 relativ schnell und erkannte direkt den Verkaufstresen, zu dem ich musste. "Phhu", Glück gehabt, noch keiner da. Ich ging hinter den Tresen und stellte die Kaffeemaschinen an, räumte das schon angelieferte Gebäck und die belegten Bagel in die Auslagen.

Bei dem Duft der frisch gemahlenen Bohnen fiel mir auf, dass ich noch gar keinen Kaffee hatte heute Morgen. Erstaunlich, dass ich es bis hier her geschafft hatte, so ganz ohne Kaffee und dass ganz ohne Entzugserscheinungen. Normalerweise bin ich sogar nach meinem zweitem Kaffee noch nicht richtig ansprechbar.

Das zum Anlass nehmend goss ich mir das schwarze Lebenselixier in einen Becher und hielt ihn mir direkt unter die Nase. Tief einamtmend.... dachte ich, nachdem ich meinen ersten tiefen Schluck aus dem Besucher nahm ... ahhh, schon viel besser.

Innerhalb der nächsten halben Stunde war die Anzahl der Personen von null auf hundert geschossen, zwar wollten die Meisten nur einen Kaffee, aber dennoch war auch das Arbeit.

Ich hatte langsam Muskelkater im Arm, und wieder einmal war ich froh nicht bei Starbucks zu arbeiten. Den Namen von jedem einzelnen auf den Becher zu schreiben, hätte mir jetzt noch gefehlt und die beste Handschrift hatte ich hierfür leider auch nicht. Mein Englisch-Lehrer hat damals zu mir gesagt "ich dachte nur Jungen habe eine so grauenhafte Sauklaue." Naja, Lehrer eben. Völlig ohne Vorbehalte, was wissen die schon ? Okay, zugegeben - ich hatte manchmal auch Schwierigkeiten meine eigene Handschrift zu lesen, aber so schlimm war sie nun auch wieder nicht.
Nachdem ich die Menschenmenge "abgefrühstückt" hatte, wandte ich mich wieder meinem eigenen Kaffee uu, doch zu meiner
Enttäuschung war dieser mittlerweile so kalt wie mein Duschwasser heute morgen.

Die Zeit verging und die Menschen kamen immer wieder in Wellen, doch dann aber mehr als zahlreich. Doch für mich hatte es den Anschein als wäre ich schon Tage hier, dabei waren es gerade einmal 6 Stunden.

Ich hatte die freien Zeit wirklich produktiv verbracht, ja wirklich, ich habe zum Beispiel festgestellt, dass auf den Donuts immer die selbe Anzahl Streusel drauf ist. In meinem Kopf entstanden gerade lustige Bilder von Joe in der Backstube, wo er gerade die Streusel zählt. Diese Bilder sind einfach zu gut, aber ich musste
ihn wirklich einmal danach fragen, wie er das so exakt hinbekommt.

Bei meinen Gedanken an die Dounts meldete sich mein Bauch zu Wort. Mist, jetzt weiß ich, was ich vergessen habe. Genervt ließ ich den Kopf in den Nacken fallen. Essen! - ich hatte doch tatsächlich mein eigenes Essen vergessen. Wie konnte ausgerechnet mir das passieren ? Mir ? "Miss Gefräßig" persönlich!

Na toll, die Bagel waren alle weg. Na dann muss es eben ein Donut sein, zu blöd, grinste ich und nahm mir zwei der pinken Donuts mit exakt 27
bunten Streuseln.

Dafür gibt's aber heute nichts anderes Süßes mehr, schwor ich mir selbst, obwohl ich genau wusste, dass gerade das höchstwahrscheinlich nicht einzuhalten sein würde. Ha, was tut man nicht alles, um sein "Gewissen" zu besänftigen. Ich packte einen der beiden Donuts in eine kleine Box und ließ diese in meinem Rucksack verschwinden, den anderen verzehrte ich genüsslich an Ort und Stelle.

Nach kurzer Zeit kam wieder eine Welle Kunden. Ich schenkte einen Kaffee nach dem anderen aus,  verpackte und überreichte die letzten Gebäckteilchen. Man war ich froh dass ich mir vorher zwei Donuts gesichert hatte. Alles war weg, die Auslage war wie leer gefegt. Anscheinend hatten gerade alle Pause, denn der Größe Raum, in dem auch der Tresen platziert war, war rappelvoll.

Überall berühmte Persönlichkeiten - ja lauter VIPs. Ich hatte schon viele wiedererkannt, die meisten anwesenden Leute gehörten wohl zur Marvel Crew, schätzte ich zumindest.

Gelangweilt wendete ich mich wieder meinem Buch zu und kitzelte Schlüsselwörter und Notizen an den Rand.

Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich nicht bemerkte, wie jemand am Tresen stand. Mit einem leichten Räuspern machte er auf sich aufmerksam. Ich setzte mein
freundlichstes Lächeln auf und schaute
den jungen Mann vor mir an.

"Entschuldigung, wie kann ich Ihnen helfen?"

Verlegen und leicht frustriert blickte er in die leere Auslage und fragte
"Gibt es noch die pinken Donuts?"

Unverhofft kommt oft (DEUTSCH)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt