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Die restliche Fahrt über redeten wir völlig unbeschwert über Gott und die Welt.
Ich fragte ihn ein paar Sachen über den Film, den er gerade drehte, bekam aber leider immer nur das selbe "lass dich überraschen" zu hören. Na toll, jetzt würde mir dazu pausenlos der Werbeslogan durch den Kopf spuken.

Ich blickte aus dem Fenster und ließ den überwältigenden Eindruck von London bei Nacht auf mich wirken.
Das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich schimmernd in den Pfützen und für einen Moment fühlte es sich an, als wäre alles nur eine romantische Szene aus einem Film. Wunderschön.
Der Regen war weniger geworden und doch liefen vereinzelte Tropfen die Fensterscheibe hinunter.
Mit dem Blick auf das nächste Straßenschild erkannte ich, dass wir nur noch zwei Straßen von meiner Wohnung entfernt waren.
Ich sollte schon Mal meinem Schlüssel suchen, sonst stehe ich gleich im Regen vor der Haustür und fange dann erst an zu suchen.
Eigentlich wollte ich gar nicht mehr raus aus diesem Auto, es war warm und gemütlich.
Außerdem war irgendetwas an Tom, dass ich nicht ganz definieren konnte, aber dieses irgendetwas zog mich magisch an. Waren es
seine Augen? .... bei denen man bei genauerem Betrachten der kleinen goldenen Sprenkel in dem endlosen Schokoladenbraun fast verloren ging ?
Ich hatte keine absolut keine Ahnung. Ich kramte weiter in meiner Tasche herum. Ich fand alles, nur noch das, was ich eigentlich suchte.
Also ging es nur auf die unschöne Art! Ich schüttete den kompletten Inhalt meiner Tasche aus und deponierte die Sachen übergangsweise im Fußbereich.
Tom schaute mich mehr als belustigt an, "Was machst du da ?", fragte er mit einem verwirrten Lächeln

"Es fehlt die persönlich Note in diesem Auto also dachte ich, ich dekoriere hier Mal ein wenig um" antwortete ich mit einen süffisantem Grinsen.

Tom's Mund öffnete und schloss sich wieder, jetzt war er völlig verwirrt der Arme. Aber oh Mann, dieser Blick...... einfach unbezahlbar.

"Ich suche nur meinen Schlüssel. Keine Sorge, ich hatte nicht vor den Kram in deinem Auto zu lassen" lachte ich.
Aus dem zuerst völlig verwundertem Gesicht von Tom entwickelte sich
ein breites Grinsen auf seinen Lippen.

Da war er, endlich. Triumphierend hielt ich den Schlüssel in der Höhe und klimperte damit wie ein übermotiviertes Kleinkind.
Das Auto stoppte an einer roten Ampel und so nutzte er diesen Augenblick, um begeistert zu klatschen.

Gespielt geehrt versuchte ich mich zu verbeugen, naja leider ließ der Sicherheitsgurt das nicht wirklich zu. Es sah von außen wahrscheinlich so aus als wäre eine alte Frau auf dem halben Weg zum Boden, um etwas aufzuheben stecken geblieben und könnte sich nun nicht mehr aufrichten.
Alt war ich zwar nicht, dennoch hätte ich teilweise das Gefühl mein Körper und ganz besonders meine Knochen wären schon 150 Jahre alt.

Wir beide lachten über meinen kläglichen Versuch. Schnell stopfte ich die restlichen Sachen aus dem Fußbereich wieder in meine Tasche und machte sie zu.

"Also jetzt hab ich eine Frage an dich", kam es nach kurzem Schweigen von Tom.
Ich schaute zu ihm und entgegnete "Schieß los".
Er lächelte.

Da war es wieder, dieses Irgendetwas, was ich nicht definieren konnte. Und schon wieder zog es mich komplett in seinen Bann.

"Es ist okay, wenn du die nicht beantworten willst, ich bin nur ziemlich neugierig und frage das alle Leute, die ich kennenlerne."

"Okay, jetzt machst du mir ein wenig Angst. Aber ich will sie hören. Also los, frag "
Verlegen kratzte er sich am Kopf "Okay, bist du bereit ?"

Ich nickte erst zögerlich doch dann immer mehr mit dem Kopf, Neugier stieg in mir hoch.

"Was war dein schlimmstes Date?"

Wow, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte, es kommt ihrgendetwas Schlimmes oder gar etwas Peinliches.

"Dass ist einfach, auf einer Skala von 1 bis 10 der schlimmsten Dates war das definitiv eine 12"

"Ohh okay, jetzt bin ich gespannt"

"Er war Zahnarzt, wir waren in einem Restaurant und mittendrin meinte, er ein Loch in meinem Zahn gesehen zu haben. Er hat danach versucht,
mich zu überreden direkt mit ihm in seine Praxis zu gehen, damit der das behandeln kann." Erzählte ich schmunzelnd Tom's Blicke wanderten von der Straße zu mir und wieder zurück.

"Und? Bist du mitgegangen?"

"Oh Gott, nein! Natürlich nicht. Ich bin auf die Toilette gegangen und habe meine Freundin angerufen und ihr gesagt, sie soll einen Notfall simulieren, damit ich da verschwinden kann"

Wir beide lachten laut los und bekamen uns kaum noch ein vor Lachen.
Es wundert mich, dass Tom keinen Unfall gebaut hat bei dem gegröhle im Auto.

Da waren wir, das Auto kam zum Halten und Tom schaute mich an.
"Danke nochmal fürs Mitnehmen" sagte ich und griff mir meine Tasche.

"Klar, immer wieder gerne" gab er zurück.

Schnell stieg ich aus und ging durch den leichten Regen zur Eingangstür, schloss diese auf und drehte mich noch einmal um. Tom wartete noch bis ich die Tür aufgeschlossen hatte. Ich winkte
noch einmal zum Abschied und verschwand dann im dunklen Treppenhaus.

Unverhofft kommt oft (DEUTSCH)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt