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Tom's point of view

Nachdem Kate in dem dunklen Hauseingang  verschwunden war, startete ich meinen Wagen und fuhr Richtung Zuhause. Auch mein Tag war anstrengend, doch das Gespräch mit Kate am Ende hat alles wieder wettgemacht. Sie
war einfach unglaublich, den Stress wegen des Drehs hatte ich während der Fahrt mit ihr komplett vergessen.

Vielmehr war ich damit beschäftigt gewesen, keinen Unfall zu bauen. Ich fuhr durch die einsamen Straßen, doch meine Gedanken waren nicht wirklich auf den Verkehr gerichtet.

Sie fuhren Karussell in meinem Kopf und alles, worum sie sich drehten, war Kates Lachen. Als ich aus meinen Gedanken aufwachte, sah ich vor mir die knallrote Ampel.

Reflexartig trat ich mit voller Wucht auf die Bremse und wurde nach vorne geschleudert bis der Sicherheitsgurt griff und mich wieder in den Sitz zurückpresste. Bei diesem heftigen Ruck rutschte etwas unter dem Beifahrersitz hervor und landete am Rande des Fußbereichs.

Wow, dass war knapp! Denn gerade als ich zum Stehen kam, fuhr ein Fahrradfahrer über die Ampel, den ich vermutlich voll mitgenommen
hätte. Immernoch in der Schockstarre atmete ich langsam aus.

Die restliche Fahrt über konzentrierte ich mich und lenkte meine Gedanken immer wieder von Kate auf den Verkehr vor mir. Irgendetwas
faszinierte mich an ihr, nur was es war, konnte ich nicht sagen. Sie war hübsch und mir auf Anhieb sympathisch. Wie sie einen mit ihren
grau-blauen Augen anstrahlte, einfach anziehend.

Ich fuhr in die Einfahrt meines Elternhauses, meine Wohnung wurde renoviert daher bewohnte ich wieder mein altes Kinderzimmer. Ich liebe
meine Familie, aber eine eigene Wohnung war auch ganz schön, denn das Wort "Privat" war für meine Brüder ein Fremdwort.

Ich stieg aus, ging rüber zum Haus und schloss die Tür auf. Automatisch zog ich
meine Schuhe aus und stellte sie zu dem anderen, die Schlüssel legte
ich im Vorbeigehen aufs Sideboard.

Meine Brüder saßen im Wohnzimmer
und spielten an ihrer Xbox, nach einem kurzen "Hey" waren sie schon wieder in ihre Welt vertieft.

Die einzige, die sich freute mich zu sehen, war meine Hündin Tessa die
gerade die Treppe runtersprintete und schwanzwedelnd an mir hochsprang.
Schnell begrüßte und kraulte ich sie.

"Hey Tommy" rief meine Mutter aus der Küche.
Ich ging mit Tessa im Schlepptau in die Küche und begrüßte meine Eltern, die gerade am Tisch saßen und Tee tranken.
Mein kleinster Bruder kam im riesigen Tempo auf mich zu gerannt, stoppte vor mir und schaute mich erwartungsvoll an. Er hielt seine Flache Hand vor mich hin, ich schlug ein.

"Nein, du Fisch, ich will die Autoschlüssel" sagt er und hielt die Hand noch ein Stück näher an mein Gesicht.

"Freut mich auch dich zu sehen, geliebter Bruder, was möchtest du den mit meinen Autoschlüsseln ?", fragte ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.
Meine Blicke wanderten zu meinen Eltern, die schmunzelnd unsere Unterhaltung verfolgten.

"Ich hab mein Handy im Handschuhfach vergessen als du mich heute morgen
zur Schule gefahren hast." Brabbelte er hektisch und zappelte von einem Bein aufs andere.

Ich lachte, "Deswegen machst du so einen Aufstand ? Die Autoschlüssel
liegen auf dem Sideboard am......." Noch bevor ich den Satz zuende bringen konnte, war Paddy bereits losgeflitzt.

Mein Vater lachte ebenfalls und ließ dann einen seiner Standardsprüche los "Die Jugend von heute  - da geht nicht mal einen Tag ohne Handy. In meiner Generation gab es die Dinger zum Glück noch gar nicht und schau uns an -
auch wir haben überlebt." Insgeheim konnten wir diesen Spruch alle schon auswendig,
er wurde immer auf die Situation angepasst, aber begann und endete immer gleich.

Ich hörte die Eingangstür zuknallen und wie die Schlüssel wieder aufs Sideboard geworfen wurden.

Paddy kam mit einem schälmischen Grinsen wieder in die Küche und auch Sam und Harry gesellten sich zu uns an den Tisch. Mom machte noch einmal Tee für alle und wir erzählten reihum von unserem Tag - eine echte
Tradition im Hause Holland. Doch die ganze Zeit über durchbohrten mich Paddy's
starre Blicke und sein Lächeln würde mich breiter.

"Was ist so lustig, Paddy?", fragte nun auch Harry, der die ganze Sache zwischen uns beobachte und sich scheinbar auch keinen Reim auf das
Verhalten unseres Nesthäkchens machen konnte.

"Ich finde es lustig, dass Tom in seiner Erzählung auslässt, dass er nochmal die Improvisation lernen muss" sagte er trocken und schaute zu
mir.

Meine Mutter verschluckte sich fast an ihrem Tee und dann startten mich acht Augen geband an. "Wie zur Hölle kommst du darauf?", fragte ich
Paddy verwirrt.

"Warum liest du wohl sonst ein Buch über die wichtigen Merkmale der Improvisation?"

Jetzt verstand ich wirklich nur noch "Bahnhof", was für ein Buch? Diese
Frage schwirrte immer wieder in meinem Kopf umher.

Meine Mutter unterbrach zuerst die Stille im Zimmer und richtete ihre
Worte ausgerechnet an mich. "Thomas, möchtest du dazu was sagen ?"

"Was für ein Buch, Paddy?"

Er stand auf, ging in den Flur und kam wieder mit dem Buch in der Hand.
Er gab es mir.

Tatsächlich die "Kunst der Improvisation" stand in großen Buchstaben auf dem Einband, ich kannte das Buch. Ich hatte auch so eins als ich auf
der "Royal Academy of Dramatic Art" war, aber das war schon lange her.
Außderdem stand mein Buch immer noch bei mir im Regal.

Wieso liegt es alsodas Buch plötzlich in meinem Auto? Ich nahm das Buch in Hand und drehte
es.

Schließlich nahm Sam mir das Buch aus der Hand und schlug die erste Seite
auf.

"Es ist nicht Toms" stellte er fest und laß weiter, "Es gehört einer Katelyn Brown."

Mit der flachen Hand schlug ich mit vor die Stirn, ich bin aber auch "schlau". Ja, verflixt - Kate hatte doch ihre Tasche ausgeschüttet, um ihren Schlüssel zu finden, wahrscheinlich war es dabei unter den Sitz gerutscht und bei meinem haarscharfen Bremsmanöver wieder herausgekommen.

Meine Familie musterte mich fragend. Aber warum hatte Kate dieses Buch?
Ich dachte sie wäre Verkäuferin?

"Thomas? Kannst du uns freundlicherweise aufklären ?" fragte mein Dad, mit seiner flachen Hand vor meinem Gesicht herumwedelnd, um mich wieder aus meinen Gedanken zu holen.

Ich sortierte meine Gedanken und schaute dabei abwechselnd zu meinen
Familienmitgliedern.

"Kate hat heute das Catering am Set gemacht und ist dann eingeschlafen,
dadurch hat sie ihren Bus verpasst und deswegen habe ich sie nach Hause
gefahren. Bei der Fahrt hat sie ihren Schlüssel gesucht und hat dabei
wahrscheinlich das Buch im Auto verloren."

Meine Familie nickte verständnisvoll - vor allem aber sehr neugierig!

Meine Mutter musterte das Buch erstaunt, "Sie wird es sicherlich schon vermissen, du solltest es bald wieder bringen."

Unverhofft kommt oft (DEUTSCH)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt