Teil 3: Der zweite Brief

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- Akaashi Keiji -

'Du hast es geschafft, den zweiten Brief zu finden.
Sehr gut!
Ich hoffe, dass du nicht vergessen hast mir zu schreiben.
Alles fängt in meinem Zimmer an. Ich bekam mit, dass du auch auf die Fukurodani gehen würdest. Ich interessierte mich für deine Fähigkeiten als Zuspieler und wie du so als Person sein würdest.
Ich recherchierte viel und quatschte meine Eltern bis zum geht nicht mehr voll.
Ihnen kam dein Name wohl schon aus den Ohren wieder heraus.
Dein Talent war abgefahren und deine Erscheinung irgendwie ästhetisch. Etwas, dass kaum zusammen passte.
Ich erinnere mich noch genau daran, wie aufregend es für mich war, endlich das zweite Jahr der Oberstufe anzufangen und die Neuzugänge unseres Volleyballclubs in Empfang zu nehmen.
Jeden Tag wartete ich darauf, alle kennenzulernen und gemeinsam Volleyball zu spielen. Und du warst definitiv der Grund, warum ich, je näher euer erster Schultag an der Fukorodani kam, immer nervöser wurde.
Als er letztenendes endlich gekommen war, verschlief ich und kam zu spät zum Training, daran erinnere ich mich noch ganz genau.'

Das Papier war ein helles gelb und die Tinte war tiefschwarz. Weiße Muster waren darauf gemalt.
Es stand kein Hinweis auf dem Brief, dennoch es war beinahe offensichtlich, dass die Farben an unser Wappen der Fukurodani, erinnern sollte.
Leise lachte ich auf.
"So kreativ hat man dich selten erlebt."
Ohne es wirklich zu merken, begannen einige, wenige Tränen, sich den Weg auf meinen Wangen herunter zu bahnen.
Ich rutschte an der Türe hinunter und drückte den Brief an mich, als hätte ich verzweifelt versucht die Zeit anzuhalten.

Ich fühlte mich ausgelaugt, immerhin hatte ich seit über 24 Stunden nichtmehr geschlafen.
"Keiji, wenn du möchtest kannst du heute hier übernachten."
Koutarous Mutter strich mir beruhigend über meinen Arm.
"Wir wissen, dass die Fahrt hier hin lang gedauert hat und das du viel durchgemacht hast. Komm erstmal etwas essen."
Behutsam zog sie mich zum Esstisch hin.

Beim Essen sprachen wir über verschiedene Themen, wir lachten viel. Immer wieder schweiften wir jedoch ab, unsere Stimmen verstummten und es entstand eine Stille.
Wir merkten alle, dass es in diesem Raum, nein, in unseren Leben nun eine große Leere gab. Jene war wie eine klaffende Wunde und es war unmöglich, die Blutung zu stoppen.
"Er hätte sich wahrscheinlich gefreut, mal wieder nach Tokyo zu kommen."
Wir versuchten das Thema 'Bokuto Koutarou' erst gar nicht anzuschneiden, jedoch wusste ich genau, dass wir das alle in diesem Moment brauchten.
Wir brauchten diesen Halt, den er uns gab, wenn es sich so anfühlte, als würde die gesamte Welt auseinander brechen.
"Bestimmt." Das Lächeln, welches mir Koutarous Vater schenkte, war warm und ich konnte förmlich spüren, dass auch er Halt durch die Erinnerungen an seinen Sohn fassen konnte.

"Vielen Dank, dass ich hier bleiben durfte." Ich umarmte beide, herzlich und warm.
"Immer wieder gerne, Keiji. Du bist hier zu jeder Zeit willkommen, vergiss das nicht."
Koutarous Mutter gab mir einen großen Rucksack.
"Da sind ein Paar Sachen von ihm drinnen, ich denke die kannst du besser gebrauchen als wir."
Ihr Lächeln war, wie immer, wunderschön.
"Vielen Dank." Ich verbeugte mich und ging langsam zu meinem Auto.
"Bis bald!" Beide winkten mir noch kurz und schlossen dann die Türe.

Ich fuhr etwa 20 Minuten zu meiner ehemaligen Schule, den Weg konnte ich im Schlaf abfahren.
Es war komisch, aber dennoch gewohnt, als ich auf den leeren Parkplatz fuhr und mein Wagen abschaltete.

'Hey, Schatz. Ich bin jetzt an der Fukurodani angekommen. Ich hab bei deinen Eltern übernachtet, nachdem ich den zweiten Brief gefunden hatte. Ich suche jetzt den nächsten.
Ich vermisse dich.'
Mein Display war grell. Entweder die hellen Strahlen schmerzten, oder es tat unglaublich weh, diese Nachricht zu verfassen und zu wissen, dass er sie nicht lesen würde.

Als ich ausstieg, atmete ich die frische Luft ein, dann wieder aus.
Entschlossen schloss ich das Auto ab und lief in Richtung Turnhalle, um den nächsten Brief zu finden.

Letters. - BokuakaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt