Teil 13: Der siebte Brief

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- Akaashi Keiji -

Als mein Auto zum stehen kam, durchfuhr mich ein Schauder. Meine Schultern begannen leicht zu zittern und meine Atmung wurde kurz und kaum noch gehaucht.
Um mich selbst zu beruhigen schloss ich meine Augen und zählte in meinem Inneren bis 10.
'Eins, zwei, drei'
Ich öffnete langsam meine Augen.
'Vier, fünf, sechs'
Meine Hand wanderte zum Türgriff.
'Sieben, acht, neun'
"Auf gehts, Keiji, was hast du schon zu verlieren." murmelte ich.
'Zehn'
Die Autotür flog auf und ich stieg aus.
Meine Schritte trugen mich zu dem kaputten Gebäude, jenes, was sich nicht im geringsten verändert hatte.
Dort sollte ich den siebten Brief finden, einen Brief, in welchem Koutarous letzten Worte auf Papier niedergeschrieben worden sind.

Vor der kaputten und alten Turnhalle angekommen, musste ich über das Fukorodani Graffiti schmunzeln.
Es war nicht besonders schön, wir hatten zuvor niemals soetwas gemacht, aber dennoch hatte es seinen eigenen Charme. Es passte zu dem Gebäude, welches bedeckt von Efeu und Moos war.
Auch wenn die Fenster zerschlagen waren und die Ziegel bereits bröckelten, fühlte es sich hier sicher an.
Es war, als wäre ich nach Hause gekommen.

Die Holzleiter, die wir provisorisch hier platzierten, um auf das Dach zu kommen, war etwas morsch, aber noch funktionstüchtig.
Vorsichtig benutzte ich jene und war innerhalb kürzester Zeit oben.
Es war, als wäre ich in die Vergangenheit gereist und würde nun auf Koutarou warten.
Als würden wir uns hier nach der Uni treffen.
Vorsichtig zog ich mein Handy und schrieb ihm eine Nachricht.
'Ich bin beim Standort von Brief sieben angekommen.
Ich vermisse dich'

Ich lief langsam auf die lose Deckenplatte zu, dort haben wir immer unsere Getränke verstreckt oder für das nächste Treffen die Musikbox da gelassen.
Vorsichtig hob ich jene an, leicht ängstlich, weil ich genau wusste, was dort lauerte.

Der siebte Brief.

'Akaashi Keiji, ein Junge geboren im Winter. Seine Augen sind genau so wunderschön wie glitzernder Schnee und auch wenn seine Persönlichkeit kalt wirkt, ist er ein warmes Lagerfeuer.

So habe ich dich damals bei meinen Eltern beschrieben.
Es war schon lustig, dass meine Mutter vom ersten Augenblick voll und ganz bei der Sache war und mir Glück wünschte, in unserer Beziehung.
Insgeheim war sie sich vom ersten Moment an sicher, dass du der Richtige für mich wärst.
Und damit lag sie goldrichtig.

Erinnerst du dich an dieses eine Treffen hier?
Ich war in meinem zweiten Unijahr und du hattest ebenfalls angefangen zu studieren.
Die Hürde, voneinander getrennt zu sein löste sich in diesem Jahr endlich in Luft auf.
Nach deinem ersten Semester saßen wir hier, hatten Musik laufen.
Du erinnerst dich bestimmt daran, nicht wahr?

Nachdem sich diese Distanz zwischen uns bildete, war ich mir sicher, dass ich mit dir alt werden wollte.
Ich wollte nie wieder getrennt von dir sein, das war die Hölle für mich. Es gab nur eins, was ich wollte:
Irgendwann in Holzschaukelstühlen auf unserer Veranda sitzen, in alten Zeiten schwelgen und denken, dass wir ein erfülltes Leben gelebt haben.
Verrückt, dass es solche Träume wirklich gibt, findest du nicht?

Aus diesem Grund, stand mein Entschluss fest, dass ich für immer an deiner Seite sein wollte.
Die Sonne ging unter und du warst gegen mich gelehnt.
Die Wärme, die sich in meinem Körper verteilte, wurde zu einem schönen Kribbeln.
Ich war bestimmt rot wie eine Tomate.
Wir redeten über belangloses Zeug, über Unikram oder nervende Menschen.

"Wieso bist du eigentlich so still?"
Deine Stimme holte mich sofort aus meinen Gedanken wieder raus und ich lächelte dich an.
"Irgendwann-" Ich nahm deine Hand und steckte dir einen Plastikring einer Flasche an den Ringfinger.
"Heirate mich irgendwann, Akaashi. Du bekommst einen teuren und hübschen Ring, mit den schönsten Diamanten die du jemals gesehen hast."

Und auch wenn du es bis heute noch abstreitest, es wäre ja niemals so gewesen:
Ich habe die kleinen Tränen, welche sich in deinen Augen, in diesem Moment, gebildet haben, ganz genau gesehen.'

Letters. - BokuakaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt