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„Scht." Verwundert blickt sie in Leanders dunkle Augen. „Bist du jetzt erst zurück?" Fragte Taija ihn flüsternd. Doch der junge Mann schüttelte den Kopf und lächelte. Taija schmolz dahin.
„Ich habe in der Zwischenzeit schon geschlafen. Aber jetzt komm." Taija schob die Decke zurück und schnappte sich ihr Fell. Sie vertraute ihm blind und so fragte sie nicht einmal.
Sie folgte Leander aus dem Zelt. Sie wäre ihm überallhin gefolgt. Taija hatte sich fest Vorgenommen wach zu bleiben. Doch sie war eingeschlafen. Beinahe musste sie darüber lachen. Nicht mal das konnte sie. Doch träumte von Dingen die weitaus schwerer zu erreichen waren.
Die beiden liefen durch die Zelte auf die Klippe zu. Taija liebte es. Das war mit Abstand ihr liebster Ort. Früher waren Leander und Taija jeden Morgen zu dieser Klippe gegangen und das obwohl Taija wusste, das Leander Angst hatte, auch wenn er das nicht zugegeben hätte, hatten sie die Eindrücke in sich aufgesogen und sich gewünscht so frei zu sein wie das Meer.
Taija beschleunigte ihre Schritte als die dem lautem Wasser näher kam, stellte sich an den Rand, streckte ihre Arme aus und atmete einfach. Leander blieb einige Schritte entfernt stehen um das Mädchen das er schon sein Leben lang kannte, zu beobachten. Sie war so wunderschön, doch die Arbeit die sie tat laugte sie aus. Sie war so dünn und zerbrechlich. Sie wirkte so schwach. Doch er kannte sie und wusste, das sie stark war. Sonst würde sie das nicht schaffen. Doch er hatte Angst. Was würde passieren wenn ihre Mutter starb? Was würde passieren? Sie war alles was sie noch an Familie hatte. Er wollte nicht das dies Geschah. Er wollte Taija nicht verlieren. Auch wenn es Taija nicht klar sein mochte, wusste Leander es. Er liebte sie zu sehr um sie zu verlieren. Er musste sie beschützen und das würde er auch tun. Das schwor er sich. Sein Blick wanderte über ihren Körper und blieb an ihrem langen, wunderschönen, hellen Haaren hängen. Sie wirbelten im Wind um sie herum und ließen sie unglaublich wild aussehen. Dann drehte sie sich um und sah ihn an. Ein glückliches Lächeln auf den Lippen. Sie raubte ihm den Atem. Mit jedem Mal, das er sie sah, mehr.
Sie war überwältigt von ihm. Er war unglaublich. Er war nett zu ihr und sie war ihm dankbar dafür. Er war immer für sie da gewesen. Taija verdankte ihm so viel. Sie sah ihn an und wollte dass er sich neben sie stellte. Wollte ihm etwas näher sein. Wollte das er ihr näher sein wollte.
Als hätte er ihre Gedanken erraten ging er auf sie zu. Auch wenn sie unbeschwert wirkte so wusste sie dass ihre Mutter nicht mehr lange aushielt. Sie hatte das Gefühl als würde Reina nur für sie kämpfen. Als würde ihre Mutter sie nur einfach nicht alleine lassen.
„Leander?" sprach Taija über das Donnern des Meeres. Er blickte auf sie hinab und nickte. „Wenn sie stirbt, dann gehe ich." Sagte sie fest. Leander, der überrascht von ihrer Standfestigkeit war, sah sie nur an.
„Ich werde mit dir gehen." Sagte er. Doch Taija schüttelte den Kopf. „Dir geht es gut. Dir wird es gut gehen. Irgendwann musst du deinen Vater ersetzten. Du wirst eine Frau finden. Vielleicht Greta oder Hiller. Sie werden dir Kinder schenken und du wirst mich bald vergessen." Sagte sie, so ruhig das es für Leander unverständlich war wie sie so ruhig bleiben konnte. Doch es brach ihr fast das Herz.
Er trat einige Schritte zurück und suchte einen kleinen Funken Verunsicherung, doch er fand nichts. Für sie schien es so einfach ihn zu verlieren. Ihn zu verlassen.
„Was ist?" Fragte Taija während sie sich umdrehte. Dann kam er auf sie zu und blieb nur einen Schritt vor ihr stehen. Taija spürte seinen Atem auf ihrer Wange. Ihr Herzschlag beschleunigte plötzlich und Taija schluckte über die plötzliche Nähe, die sie eben noch so sehr gewollt hatte.
„Ich will weder Greta noch Hiller." Flüsterte er und griff Taija in den Nacken. Erschrocken blickte Taija ihn an. Ein Schaudern überlief sie. Seine Augen sagten eigentlich alles was Taija hätte wissen müssen, doch sie verstand es nicht. Sie verstand es nie. Er wartete auf ein Zeichen, eine Erlaubnis, doch Taija blickte ihn nur an, unwissend, was in ihr vorging.
Leander ließ sie los drehte sich um und ging. Verließ Taija, die verwirrt über Leander und über sich selbst zurückblieb. Sie verstand nicht warum er das getan hatte und noch weniger verstand sie warum sie es wollte. Warum sich seine Berührung so gut angefühlt hatte? Warum es sie überall kribbelte?
Sie schritt ihm nach. Doch sie ging nicht zu ihrem Zelt, sondern fing direkt mit ihrer Arbeit an. Sie hing die Fälle ab und fing an diese zu kneten. Langsam kamen die anderen Frauen und auch die Männer liefen herum.
Während die Frauen Felle bearbeiteten oder Trinkschläuche reparierten, kontrollierten die Männer die Waffen oder Fütterten das Vieh. Welches sie mitgebracht hatten. Die Ausbeute war groß. Sie hatten eine Menge Rentiere mitgebracht. Etwa drei Dutzend. Diese würde für eine gewisse Zeit reichen. Sie würden den Winter so überstehen.
Immer wieder sah sie Leander wie er ihr Blicke zuwarf, die sie nicht einordnen konnte. Sonst hätte sie im gewunken oder gelächelt. Aber da sie immer noch verwirrt war, konnte sie das nicht. Taija hatte das Gefühl, dass etwas passiert war zwischen ihnen, dass sie nicht verstand. Und jedes Mal wenn sie ihn ansah, dachte sie an diesen Morgen und sie dachte daran, dass sie ihn wirklich gern hatte und dass sie alles dafür gegeben hätte, wenn er sie geküsst hätte. Doch das hatte er nicht und das verwirrte Taija umso mehr. Denn jetzt fragte sie sich ununterbrochen, wie sie seine Lippen auf ihren anfühlen würden.

TAIJA - Im Schutz des Meeres (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt