My grandparents' love story

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Von NIWIAA



Kennt ihr diese Pärchen, die sich nach fünfzig Jahren immer noch mit dem gleichen verliebten Blick ansehen, als wäre es der erste Tag?

Wahrscheinlich nicht... diese Sorte an Pärchen ist extrem selten und einzigartig.

Doch es gibt sie!

Meine Großeltern waren so eine Art von Pärchen und dies ist ihre Geschichte:

Wann immer mein Opa von der Arbeit nach Hause kam, ging für meine Oma die Sonne auf.

Und für meinen Opa erstrahlte die Welt in den schönsten Farben des Regenbogens.

Doch das war nicht immer so... das war harte Arbeit:


Wir befinden uns im 20. Jahrhundert.

Mein Opa hatte im 2. Weltkrieg an der Seite der Deutschen gekämpft und wurde gegen Ende des Krieges von den Kanadiern verhaftet.

Als er nach einem Jahr Gefangenschaft freigelassen wurde, kehrte er in seine Heimat – nach Österreich – zurück.

Dort hatte er das Glück, dass ein guter alter Freund ihn für das Studium in Volkswirtschaft eingetragen hatte.

Zu dieser Zeit ging es drunter und drüber im Land und es fiel niemanden auf, dass mein Opa das erste Semester ohne jegliche Anwesenheit hinter sich gebracht hatte.

Die Zeiten waren damals andere...

Mein Opa studierte also Volkswirtschaft.


Währenddessen bekam meine Oma – eine junge Frau aus besserem Hause – eine Stelle als Fremdsprachen-Assistentin in einem Stahlkonzern in Linz.

Sie lebte sich dort gut ein.

Sie war ein, von Grund auf, fröhlicher Mensch und kam mit all ihren Kollegen und Kolleginnen gut klar.

Ihre Fröhlichkeit und pure Lebensfreude gefiel den Leuten.

Sie arbeitete also dort.


Mein Opa, der inzwischen das Studium beendet hat, hatte sich – durch gute Kontakte – ein Vorstellungsgespräch beim Generaldirektor in dem selben Unternehmen verschafft.

Der Generaldirektor zeigte sich durch die sportlichen Erfolge meines Opas in seiner Kindheit – er war in einem Leichtathletik-Verein gewesen und hatte viele Preise gewonnen – beeindruckt und stellte ihn ein.

„Eins sage ich Ihnen aber gleich Herr Renttalp", sagte er, im Scherze noch zum Abschied.

„Mit dem Sport ist's vorbei, jetzt wird gearbeitet!"

Mein Opa lächelte und machte sich auf den Weg zu seinen neuen Mitarbeitern.

Freundlich wurde er begrüßt. Die Kollegen wussten natürlich schon Bescheid und nahmen ihn mit offenen Armen in Empfang.

Mein Opa grüßte jeden, schüttelte jedem die Hand und wechselte ein paar Worte.

Mit jedem – außer meiner Oma.

Sie war über den Neuling schon in Kenntnis gesetzt worden.

Ihr wurde vieles über ihn erzählt: „Er ist erfolgreicher Sportler, hat einen tollen Abschluss in Volkswirtschaft und soll sich, ganz neben bei bemerkt, auch in gern gesehener Gesellschaft von Frauen befinden."

Auf gut Deutsch gesagt: Er sieht nicht schlecht aus.

Die ganze Abteilung war hellauf begeistert, doch meine Oma machte da nicht mit.

Sie würde sich doch nicht von so einem Rohling beeindrucken lassen!

Also begrüßte sie ihn nur mit einem knappen „Angenehm" und kehrte ihm den Rücken zu.

Mein Opa starrte ihr mit offenen Mund hinterher.

Alle waren so nett.

Doch sie... sie schien so eisig zu sein...


Wie auch immer... Mein Opa lebte sich ebenfalls gut in seinem neuen Arbeitsumfeld ein und hielt es für eine gute Idee, jeden seiner Mitarbeiter auf einen Kaffee einzuladen.

Dies schien in seinen Augen zum guten Ton zu gehören und bot nebenbei eine gute Möglichkeit, sich seinen Mitarbeitern besser vorzustellen.

So kam es also, dass er jeden Freitag um Punkt zwei Uhr, jemanden nach der Arbeit zum Kaffee einlud.

Erst den Herr Müller – seinen direkten Sitznachbar –, dann die Frau Schmidt aus der Personalabteilung und schlussendlich auch den stumpfen Herr Zimmermann, bei dessen Reden man immer auf der Stelle einschlief.

Einem nach dem anderen lud er zum Kaffee ein.

Viele Freitage vergingen und nun war nur noch meine Oma übrig.

Jeder wusste, dass er heute meine Oma fragen würde.

Doch diese dachte nicht im Traum dran, sich von diesem Rabauken auf einen Kaffee einladen zu lassen!

Noch bevor der Zeiger der Uhr auf 14:00 umschalten konnte, packte meine Oma ihren Mantel und ihre Tasche zusammen und rauschte aus dem Büro heraus.

Mein Opa, der gerade um die Ecke gebogen kam, um sein Ziel in die Tat umzusetzen, hielt überrascht inne, als er die wehende Haare meiner Oma im Fahrstuhl verschwinden sah.

Bling.

Die Fahrstuhltüren schlossen sich und mein Opa kam endlich in Bewegung.

Er – der erfolgreiche Sportler aus den Jugendzeiten – nahm die Beine in die Hand und sprintete die Treppen hinunter.

Meine Oma trippelte währenddessen eilig mit ihren Stöckelschuhen durch das Foyer – er, mit langen Sprüngen hinterher.

„Warten Sie!", rief er und blieb keuchend vor ihr stehen.

„Darf ich Sie auf einen Kaffee einladen?"

Meine Oma, komplett sprachlos – sie hatte nicht damit gerechnet, dass er ihr hinterher rennen würde –, stotterte: „Ja-... Ja?"



a u t h o r ' s n o t e :

Wenn euch etwas oder jemand wirklich wichtig ist, dann kämpft dafür. Es könnte der Anfang etwas ganz Großem sein – der wahren Liebe zum Beispiel. 

Herzgeflüster - Eine Anthologie zum ValentinstagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt