6. Respekt

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~Respekt muss man sich verdienen~

...Dann ging alles ganz schnell. Der Terrorist betätigte den Abzug und ich warf mich vor Steiner. Sekunden später spürte ich einen stechenden Schmerz in meiner rechten Bauchhelfte. Ich fing an zu taumeln, mein Blick schwindete. Mein Körper fühlte sich von dem einen auf den anderen Moment so schwach an. Letztendlich brauch ich zusammen und landete auf dem kalten harten Boden. Ich wollte sofort wieder aufstehen, aber ich konnte nicht. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Mit verschwommenen Blick, sah ich die rote Lebensflüssigkeit, die wie ein Fluss über den Boden trieb. Nein! Dachte ich und versuchte meine Schwächen Augenlider offen zu halten. Zum Schluss, vernahm ich nur noch laute Geschrei, bevor sich meine Augen wie von selbst schlossen...

..."Ahhh...", rief ich mit schnell schlagenden Herz und schreckte hoch. Ich hielt mir die Hand an die Brust und versuchte so, meine Atmung in Ordnung zu bringen. Gott sei dank, es war nur ein Traum. Dachte ich und stieß erleichtert die Luft aus. "Du hast uns ganz schön einen Schrecken eingejagt", ich zuckte zusammen, als ich die mir bekannte Stimme wahrnahm. Mein Blick fiel nach links. "Chris", meinte ich glücklich und wollte aufstehen, als ich meinen Mann am Fenster stehen sah.

Doch sofort fiel ich wieder zurück, als der stechende Schmerz in meinem Bauch mich davon abhielt. Ich blickte an mir herab und starrte direkt auf eine dicke Binde. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich mich in dem Bett, eines Krankenhauses befand. Und auch erst jetzt bemerkte ich, dass Chris und ich nicht die einzige in diesem Zimmer waren. An meine Bettrand, mit dem Kopf auf der Bettdecke, lag Max und schien sehr fest zu schlafen. Ich legte meine Hand auf seinen Kopf und fing an mit meinen Fingern durch seine Haare zu streichen.

"Er ist seid gestern früh hier! Du hast einen Tag lang geschlafen", erklärte Chris ruhig und kam zu mir, "ich...hatte schon Angst!" Er griff nach meiner Hand und strich mit seinem Daumen über meinen Handrücken. Seine Augen strahlten unglaubliche Ruhe aus, aber ich wusste, dass er innerlich vor Wut mit sich kämpfte. Er stand in seiner kompletten Uniform vor mir und schien gleich nach seiner Rückkehr hier her gefahren zu sein. Ich richtete meine Blick nach vorn und starrte an die weiße Wand.

Es war also doch kein Traum. "Warte", ich schreckte auf, als mir etwas in den Sinn kam, "was ist mit Steiner!" Auch wenn die Frage eher an mich selber gerichtet war, schien Chris zu wissen, wovon ich sprach. "Keine Panik, dem geht es gut! Nachdem du angeschossen wurdest, stürmte die Polizei das Apartment und überwältigte den Täter", versuchte mein Mann mich zu beruhigen und strich mir eine Strähne hinters Ohr, "du solltest dir lieber erstmal Gedanken um dich selber machen!"

Woher wusste er von alldem? Ich ließ mich zurück in das Kissen fallen und stieß überdramatisch die Luft aus. "Maaan ich bin eine schlechte Security Chefin", jammerte ich und versteckte mein Gesicht, unter meinen Handflächen. Ich konnte nicht mal das erreichen, was ich mir fest vorgenommen hatte. "No digas eso! Du hast dich vor den Typen geschmissen und dein Leben riskiert! Ich finde das macht dich zu der besten Chefin, die es gibt", widersprach mir mein Mann und hob warnend den Zeigefinger.

Er konnte es überhaupt nicht leiden, wenn ich an mir selber zweifelte. Ich senkte den Kopf und wollte etwas erwidern, doch Chris kam mir zuvor. "Dein Kollege, wie hieß er noch gleich?...Akatsuki...er hat dir, netterweise, deine Sachen gebracht", wechselte Chris und das Thema und legte mir meine Handtasche vor die Nase. Akatsuki. Dachte ich lächelnd und wühlte in meiner Handtasche herum, um zu checken, dass alles vollständig ist. Ich erblickte mein altes Tagebuch, welches ich schon längst lesen wollte.

Doch immer kam etwas dazwischen und hinterde mich daran. "Es gibt übrigens noch jemand, der in dieses Krankenhaus eingeliefert wurde", brach Chris die Stille und strich mir ein Strähne hinters Ohr. Das Buch, welches ich so eben aufgeschlagen hatte, klappte ich wieder zu. "Ach wirklich?...Und wer", fragte ich und legte mein Tagebuch zur Seite. "Daniel", antwortete Chris und wirkte dabei sehr ernst.  Daniel! Wie konnte ich gerade ihn, nur vergessen! "In welchem Zimmer liegt er", fragte ich panisch und setzte mich auf.

Chris bis sich auf der Lippe herum und schien nachzudenken, ob er es mir wirklich sagen sollte. Aber er wusste auch, dass ich nicht locker lassen würde, bis er es mir sagt. "Er ist in gleich in dem Zimmer nebenan, 104", antwortete der Soldat und schenkte mir ein liebevolles Lächeln. Dankend drückte ich ihm einen Kuss auf den Mund, bis ich aufstand. Schnell zog mich mir einen Pullover über, bis ich Chris und Max allein ließ und in den Flur rannte. Ich war so stürmisch dabei, dass ich beinah eine Krankenschwester umgerannt hätte.

Dadurch erntete ich einen kurzen bösen Blick. Ich verbeugte mich kurz entschuldigend und lief dann rüber zu dem Nebenzimmer. Ich atmete tief durch, bis ich zwei mal an die Tür klopfte. Erleichtert öffnete ich sie, als ich ein gedämpftes herein vernahm. Doch sofort bekam ich wieder ein schlechtes Gewissen, als ich meinen jungen Kollegen erblickte. Er war an Schleuche gefesselt, seine Haut blass und verschwitzt, dunkle Augenringe umrandeten seine Augen. "Wie geht es dir, Kleiner", fragte ich vorsichtig und trat näher an ihn heran, "du siehst scheiße aus!"

Von nahen sah er noch viel schlimmer aus. "Danke, das kann ich nur zurück geben", sagte er witzelnd nach einiger Zeit, in der er mich gemustert hatte und lachte laut. Dann wurde es wieder unangenehm still. "Hör zu Daniel; es tut mir...unglaublich leid! Ich fühle mich so schuldig! Du hast das hier nicht verdient", sagte ich und senkte den Kopf. Ich konnte ihm nicht in die Augen schauen. So würde ich mich nur noch schlechter fühlen. "Wäre ich nur nicht so naiv im Glauben gewesen, es ist alles sicher", meinte ich mit kratziger Stimme und spürte wie mein Hals immer trockener wird.

"Cat, hör auf sowas zu sagen", meckerte Daniel, ich schien ihn mit meinen Worten sehr aufgebracht zu haben, "wärst du nicht gewesen, dann wäre ich wahrscheinlich im Gang des Hotels verblutet!" Ich schüttelte den Kopf und blickte nach draußen. Zum ersten mal in diesem Jahr, sah ich, wie die ersten Schneeflocken vom Himmel fielen. Nur ließ die helle Sonne am blauen Himmel, den Schnee wieder schmelzen. "Das ist doch selbstverständlich! Als Chefin bin ich verpflichtet, mich um das wohl meiner Kollegen zu sorgen", meinte ich und senkte den Kopf.

Daniel stieß laut die Luft aus. Er schien sichtlich davon genervt, dass ich mich nicht aufmuntern ließ. "Siehst du! Und genau das ist der Grund, warum gerade du unsere Chefin geworden bist", meinte Daniel und verschränkte die Arme vor der Brust, "Denkst du Antonio hätte sich so um uns gekümmert wie du es tust? Ganz sicher nicht! Ich bin zwar noch nicht lange dabei, aber ich bin mir sicher, dass mir auch die anderen Kollegen zustimmen würden, wenn ich sage, dass du die beste Chefin bist, die es je gab! Du verdienst unseren größten Respekt!"

Er schaffte es wirklich, mich mit seiner Aussage zum Lächeln zu bringen. "Wow, ich bin beeindruckt! Du klingst fast schon erwachsen, wenn du so redest, Kleiner", witzelte ich lächelnd und wuchelte ihm durch seine lockigen Haare. Sofort schlug er angesäuer meine Hand beiseite. "Du sollst mich doch nicht so nennen", meinte er mit zusammengebissenen Zähne und hob warnend den Zeigefinger. Amüsiert verdrehte ich die Augen und sah Daniel dabei zu, wie er wütend vor sich hin fluchte. Danke, Daniel!...

~Respekt heißt nicht zu kriechen~

Song: Respekt (feat. Fatal)
Album: Erde und Knochen

Team Loyal 3 - Tiefschwarz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt