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Es war ein ruhiger Morgen, als ich die Augen öffnete. Zu meiner Verwunderung, lag Thor nicht neben mir. Ich schaute mich um und setzte mich auf die Bettkante. Mein Wolf Kaldr lag neben dem Bett und sah mich an.
"Hey, zeig mir wo Thor ist.", sagte ich und nahm mir meinen Morgenmantel vom Sessel. Ich zog ihn mir über und folgte Kaldr auf den Flur. Kaldr war nicht einfach ein weißer Wolf, sondern er war mit mir verbunden. Er trug einen Teil meiner Seele in sich und spürte, wenn ich Schmerzen hatte oder in Gefahr war. Unsere Sinne und Instinkte waren aufeinander abgestimmt. Er war größer als ein normaler Wolf, hatte mehr Ausdauer und eine unfassbare Kraft. Wie auch mir, konnte ihm Kälte nichts anhaben. Ich war schließlich nicht umsonst die Göttin der Jagd und des Winters. Kaldr hatte noch schärfere Sinne als ich und konnte einen Schutzschild bilden. Das konnte ich leider nicht. Er lief vor mir und stupste mit der Nase die Tür zur Bibliothek an. Ich öffnete sie und betrat den Raum.
"Thor?", rief ich.
"Ich bin hier.", hörte ich hinter einem der Schränke. Ich folgte seiner Stimme und sah, wie er in einem Regal nach etwas suchte.
"Seit wann bist du wach?", fragte ich.
"Seit einer Stunde ungefähr. Hast du gut geschlafen, Liebste?", antwortete er konzentriert.
"Ja, habe ich. Du denn auch?", fragte ich.
"Ja. Wie immer.", sagte er und kam einen Schritt zu mir. Er nahm meine Hände und ich fragte, "Suchst du was bestimmtes?".
"Ja, in der Tat. Ich suche das Buch, mit den Informationen über den Tesserakt. Vater möchte es haben.".
"Ich habe eine Ahnung wo es sein könnte. Wenn du dich um Frühstück kümmerst, dann hole ich es.".
"Du bist ein wahrer Schatz. So machen wir es.", sagte er lächelnd und gab mir einen Kuss.
"Wir sehen uns gleich im Essenssaal.", sagte ich und verließ mit Kaldr die Bibliothek. Bevor ich das Buch holte, ging ich ins Schlafzimmer und zog mich um. Danach steuerte ich augenblicklich Loki's Schlafgemach an. Als ich seine Tür erreichte, klopfte ich an.
"Ist offen.", rief Loki. Langsam öffnete ich die Tür und betrat sein Zimmer.
"Was kann ich für dich tun, Darling?", fragte er, als er mich sah.
"Ich brauche ein Buch von dir. Für Odin.", sagte ich.
"Welches?", fragte er.
"Über den Tesserakt.", sagte ich.
"Warum will er das?", fragte er.
"Das weiß ich nicht. Ich habe nicht mit ihm gesprochen. Thor hat danach gesucht.". "Warum fragt er mich nicht selber?".
"Weil du es ihm nicht geben würdest. Außerdem habe ich gesagt, dass ich weiß wo es ist.".
"Warum denkst du, ich würde dir das Buch geben?".
"Weil du mir vertraust.".
"Mh, das stimmt.".
"Also? Bekomme ich das Buch?".
"Ja, ich hole es.", sagte er und lief zu einem Schrank. Wenige Sekunden später lief er zu mir und hielt mir das Buch entgegen.
"Danke.", sagte ich und nahm es an mich. "Mach damit kein Mist.", sagte er.
"Ich nicht, aber für deinen Vater kann ich keine Gewähr übernehmen.", sagte ich mit einem Grinsen im Gesicht. Loki seufzte und ich sagte, "Komm doch mit. Es gibt gleich Frühstück.". "Ja, ich komme.", sagte er und zog sich sein Gewand über. Wir liefen in den Essenssaal und ich rief beim betreten Thor zu, "Wir brauchen noch ein drittes Gedeck.". Er schaute um die Ecke und sagte, "Loki, welch eine Ehre kommt uns zu Teil, dass du mit uns frühstückst?". "Deine Prinzessin hat mich gefragt.", sagte er. "Loki, ich habe dir gesagt, du sollst mich nicht Prinzessin nennen.", sagte ich ernst."Liebste, er meint das nicht böse. Außerdem bist du eine, seitdem du eingewilligt hast mich zu heiraten.", sagte Thor und legte seine Hände an meine Wangen.
"Ja, das schon, aber trotzdem mag ich nicht so genannt werden.", sagte ich.
"Ich weiß.", sagte er und gab mir einen Kuss. Loki musterte uns von oben bis unten. Thor strich mir eine Strähne meines schwarzen Haares aus dem Gesicht und ließ mich los. Wir nahmen Platz und Kaldr legte sich neben mich. Loki saß uns schweigend gegenüber.
"Hier. Da ist das Objekt deiner Begierde", sagte ich und schob Thor das Buch über den Tisch. "Danke, meine Schöne.", sagte er lächelnd.
"Du sollst gleich zu meiner Mutter. Sie möchte etwas besprechen.", sagte Thor.
"Weißt du worum es geht?".
"Nein. Sie macht da ein Geheimnis draus.". "Dann habe ich schon eine Ahnung.", sagte ich, "Loki, warum bist du so unfassbar enthaltsam?".
"Ich habe gerade nichts zu sagen.", sagte er und aß sein Frühstück.
"Loki, würdest du sie gleich zu Mutter bringen?", fragte Thor.
"Das schaffe ich schon. Was soll schon passieren?", fragte ich.
"Weiß nicht. Du sollst nur sicher ankommen.". "Ich habe einen Wolf.".
"Ist ja gut.".
"Ich begleite dich. Ich wollte eh noch etwas von Mutter.".
"Da hast du doch dein Willen, Liebster.", sagte ich und Thor grinste zufrieden.
"Danke, dass du mich doch mal an dich glauben lässt, Bruder.", sagte er und Loki verdrehte die Augen.
"Was denn? Ich traue dir das Wertvollste an, was ich habe.".
"Thor, übertreibe jetzt mal nicht.", sagte ich und erhob mich vom Stuhl. Er griff nach meiner Hand und drehte mich zu sich.
"Für mich ist das aber so.", sagte er.
"Ich weiß. Ich gehe jetzt zu deiner Mutter. Loki, kommst du?", sagte ich. Er stand auf und folgte mir auf den Flur. Kaldr hielt sich dicht an mich und wir gingen den Flur entlang. "Thor traut dir zu wenig zu.", sagte Loki und brach die Stille.
"Ich weiß. Er will nicht, dass mir was passiert.", sagte ich.
"Es gibt keinen Grund, dich so arg zu beschützen. Du bist viel mächtiger, als er glauben möchte. Alleine durch deinen Begleiter.", sagte er.
"Loki, genau das ist der Grund. Kaldr ist der, den er schützen will.".
"Es ist doch nur ein Wolf.".
"Nein. Thor ist der Einzige der weiß, was Kaldr wirklich ist.".
"Warum erzählst du es mir nicht?".
"Weil es ein großer Schritt wäre, dir das anzuvertrauen.".
"Ich dachte du vertraust mir.".
"Tue ich.".
"Warum sagst du es mir dann nicht?". "Vielleicht wäre es gut, wenn auch du Bescheid weißt. Wir verbringen schließlich auch viel Zeit zusammen.".
"Dann erzähl es mir.".
"Werde ich. Aber nicht jetzt. Jetzt gehe ich erstmal zu deiner Mutter.".
"Ist gut.". Daraufhin betraten wir das Zimmer, wo Frigga auf mich wartete.

SoulmatesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt