Finde deinen Weg zu mir [6]

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° Sichtwechsel: Akaashi°

Ich wusste nicht wohin ich lief, aber ich musste da schnell weg.
Es quälte mich immernoch so sehr...wie sollte ich denn damit umgehen? Wie konnte ich denn mit ihm in einem Zimmer wohnen, wenn es so sehr weh tat?
"Warte doch!", drang seine Stimme zu mir durch, sie klang schon fast flehend, weswegen ich stoppte.
Ich wollte nicht, dass er mich so sah, aber er würde mir überall hin folgen, bis er mich einholte.
Er blieb bei mir stehen, blickte vermutlich mit seinen liebevollen, goldenen Augen auf mich herab. Aber ich konnte ihn nicht ansehen, ich konnte das alles einfach nicht mehr.
"Akaashi..",er hob eine Hand und wollte sie auf meine Schulter legen, doch drehte ich mich leicht weg.
Wieso war er so zu mir? Warum konnte er mich nicht einfach dafür hassen, was ich ihn angetan hatte?

"Keiji...ich lie-" - "Nein!", schrie ich, "Sag es nicht!", meine Hände zitterten. Ich wollte es nicht hören. Ich hatte es nicht verdient!
Stille trat auf. Er schwieg, rührte sich nicht.
Wahrscheinlich starrten uns einige der Leute, die an uns vorbei liefen, an...aber das war mir egal.
Mein Kopf war zu voll, um sich darüber Gedanken zu machen.
"Es tut mir leid...", ich hatte eine Hand gehoben, meine Finger vergruben sich in seinem Shirt, "Dass ich nicht mehr genug geben kann. Ich kann das Alles nicht mehr, verstehst du? Jedes Mal, wenn ich dich ansehe kommen all diese...Gefühle in mir hoch...", ich stoppte, unterdrückte ein schlurzen, "All die Gefühle von damals...mein Herz fühlt sich an, als würde es erdrückt werden...ich bekomme kaum noch Luft. Mein Kopf füllt sich mit all den schrecklichen Bildern...", mein Griff wurde stärker, Tränen fielen auf den Boden.
"Ich hatte gedacht, wenn wir uns wiedersehen...würde es vorbei sein. Ich könnte dich ansehen und...dir sagen wie sehr ich dich liebe. Aber ich kann dir ja nicht einmal in die Augen sehen...", ich zog meine Augenbrauen zusammen und kniff die Augen zu, "Ich kann mir das nicht verzeihen! Und wenn du jetzt...diese Worte sagst...habe ich Angst dein Herz wieder zu brechen. Ich hätte damals nicht gehen dürfen!",immer mehr Tränen liefen meine Wange herab, "Ich hätte bleiben sollen! Für dich da sein sollen! Ich hasse mich so sehr...", den Kopf wandte ich ab, meine Miene zog sich zu einem schmerzverzehrtem Gesicht. Es tat weh...es tat so unendlich weh...
"Keiji...",gab er leise, kaum hörbar, von sich. Er hatte eine Hand auf meine gelegt, die sich noch immer in sein Shirt grub. Ich wollte ihn nicht loslassen..nicht noch einmal.
"I-ich weiß, du verzeihst mir. Du hattest gesagt du wartest auf mich...", ich traute mich nicht ihn anzusehen. Ich war ja so feige!
"Aber ich kann das nicht! Ich kann mir nicht verzeihen!",ich spürte wie er vorsichtig meine Hand von seinem Shirt lockerte und sie in seine legte.
Dann trat er ein paar Schritte an mich heran, legte einen Arm um mich und drückte mich gegen seine Brust.
"Ich hab dich nicht verdient...", murmelte ich unter Tränen in sein Shirt.
"Ach nein?", seine Stimme klang ruhig. Als Antwort schüttelte ich nur meinen Kopf. "Aber...hab ich das nicht zu entscheiden, wer mich verdient hat?", er machte kurz eine Pause, doch ich zeigte keine Reaktion.
"Es gibt nur eine Person...es wird immer nur diese eine Person geben..",sagte er ruhig.
Ich drückte mich näher an ihn. Wieso musste es mich so belasten? Er stand vor mir...sagte mir gerade, dass ich diese eine bestimmte Person war.
Warum konnte ich nicht danach greifen? Warum war da eine Mauer, die ich nicht überwinden konnte?

Er strich mir sanft über den Rücken.
"Wenn du noch Zeit brauchst...dann-"
"Ich will nicht. Ich will meine Zeit nicht wieder damit verbringen, an das was ich getan habe zu denken. Ich will nicht daran denken, dass ich dich verletzt habe...das soll verschwinden...das Alles soll aus meinem Kopf verschwinden!"
Ich hatte meinen Kopf nach oben gerissen und ihn angesehen.
"Heißt das du..", doch weiter kam er nicht, ein lautes Geräusch riss uns aus diesem Gespräch.

"Kotaru!", ich hatte es zuerst registriert und packte ihn an den Schultern, drehte ihn so, dass er nicht die volle Kraft abbekam, stieß ihn von mir weg.
Die nächsten Sekunden bekam ich nicht mit, ich spürte nur, wie ich auf dem harten Boden aufkam. Dann, wie als hätte man einen Knopf gedrückt, war das Gefühl weg, ich spürte nichts mehr.
Ich lag auf dem Boden, konnte nur vor mich hin starren. Ein lautes Geräusch dröhnte in meinen Ohren.
Ich wartete, dass ich in Panik ausbrach, doch nichts. Mein kompletter Körper war wie gelähmt, mein Kopf war leer.
Ich lag da und konzentrierte mich auf meinen Atem...ich musste weiter atmen! Irgendwas sagte mir, dass ich nicht damit aufhören sollte.
Ich wusste nicht, wie lange ich dort lag, bis mein Körper das Licht ausmachte.
Ich wusste nicht was passiert war, ob Hilfe gekommen war.
Ich wusste nicht, was mit Kotaro geschehen war...ob er überhaupt noch lebte.

Noch nicht Allein [BokuAka]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt