Es gab eine Zeit, da war ich beruflich und privat unglücklich. Im Nachhinein, wenn ich darüber nachdenke, hätte ich beides ändern können, war aber zu schwach, zu feige, vielleicht auch nicht flexibel genug im Kopf.
Das größte Problem: Ich habe die ganze Zeit, in der ich unglücklich war, nach außen hin ein ganz anderes Bild von mir gezeigt. Ich habe mich dabei immer tiefer in Lügen verstrickt. Allen vorgespielt, ich wäre zufrieden. Nicht zuletzt mir selber.
Da hat mich eine bestimmte Person herausgeholt, sozusagen gerettet. Das hier ausführlich aufzuschreiben, wäre mir zu kitschig, aber kurz gesagt, es war so eine Art Heilung durch Liebe. Aber ich musste nichts dafür tun, außer vielleicht so zu sein, wie ich bin.
Und es gab später eine Zeit, da war ich beruflich wirklich sehr unglücklich, aber privat war eigentlich alles gut. Ich konnte nicht so viel tun, um meine Situation zu ändern aus verschiedenen Gründen, zum Beispiel die finanzielle Sicherheit nicht aufzugeben, da ich nun auch für Kinder verantwortlich war, nicht mehr nur alleine für mich.
Trotzdem habe ich mich immer wieder hingesetzt und über meine Optionen nachgedacht, weil ich mich nicht in dieses Schicksal ergeben wollte. Der Unterschied zu der Situation früher: Ich war ehrlich zu mir selbst.
Und ich habe es anderen Menschen erzählt.
Meiner Chefin, die absolut kein Verständnis für mich hatte (das war wohl zu großen Teilen sogar das eigentliche Problem).
Meinen Eltern, die mir dabei ausnahmsweise einmal nicht weiterhelfen konnten.
Freunden, Kollegen, Familie. Ich wollte nicht so unglücklich sein und ich wollte es nicht alleine tragen. Und ich meine damit nicht einfach nur unzufrieden, sondern so, dass ich nachts nicht mehr schlafen konnte, schweißgebadet aufgewacht bin und dachte, oh, das war kein Albtraum, da muss ich morgen wieder hin. Ich hätte mich sicherlich krankschreiben lassen können, manchmal ist das auch echt besser (!), aber ich wollte da auch irgendwie durch! Ich bin stolz auf meine Hartnäckigkeit, die ich mir mühsam und langwierig im Laufe des Lebens angeeignet habe.
Was will ich nun damit sagen?
Alleine das Sprechen darüber, dass ich beruflich nicht klarkam, dass ich nicht die Superwoman war, die manche in mir sahen, das hat mir schon so geholfen! Wie haben die Menschen, denen ich vertraue, reagiert? Mit Erstaunen und Verständnis! Und viele waren auch froh und haben mir ihre Probleme plötzlich auch erzählt.
Wenn ich ehrlich zu mir bin, bin ich auch eher bereit, an meinen Fehlern oder Problemen zu arbeiten, als wenn ich mich anlüge und die Probleme damit verdränge.
Es gab übrigens ein Happy End: Nach fünfeinhalb Jahren konnte ich mich beruflich verändern und weiß meine neue Stelle nun sehr zu schätzen. Es wäre gelogen, zu sagen, dass ich dort jeden Tag nur glücklich bin. (Oh, man vergisst sehr schnell, dass man es schon mal schlechter hatte!) Nein, aber wenn ich ab und zu bewusst drüber nachdenke, bin ich froh und dankbar.
Und das ist auch etwas, in dem BTS sehr special sind: Offen über Probleme zu sprechen, obwohl es in der K-Pop-Industrie nicht gerne gesehen wird. Ich finde zwar, dass sie in einer sehr abgespeckten Version über Probleme reden, aber ich denke auch, mehr geht grad nicht. Größter Respekt vor ihrem Verantwortungsbewusstsein!
Was mir auffällt: Sie sprechen fast nur über gelöste Probleme, nicht während des Prozesses. Also, dass sie früher mal Depressionen hatten, dass sie beim Schreiben des Songs traurig waren oder ähnliches. Ich denke, das tun sie auch aus Verantwortungsgefühl uns gegenüber. Damit wir uns keine Sorgen machen.
Trotzdem: Ich empfehle Mut zur Offenheit, täusche nichts vor, das kann sehr unglücklich machen und irgendwann kommt man nicht mehr raus. Sei ehrlich, besonders zu dir selbst.
Das widerspricht übrigens in meinen Augen nicht meinem Tipp, ab und zu Optimismus vorzutäuschen. Wenn jemand das anders sieht, gehe ich gerne in eine Diskussion xD
Du bist auch mit deinen Fehlern liebenswert!
/Veröffentlicht am 27.02.2021/tinchen667
DU LIEST GERADE
How to love yourself
RandomEine Anleitung, sich selbst lieben zu lernen. /bitte nicht zu ernst nehmen/ Ich bin keine Psychologin, ich kann nur meine Gedanken und ein bisschen Lebenserfahrung mit euch teilen. Wie immer inspiriert von BTS, die mich bei diesem Thema täglich ein...