4

165 14 8
                                    

E N D E   F L A S H B A C K

C A S S A N D R A

Auf jeden Fall haben Peter und ich damals noch am selben Abend miteinander geklärt, dass der Kuss ein Fehler war und wir nichts füreinander empfinden. Wahrscheinlich waren wir wirklich einfach nur so vom Zauber der Liebe, der die Straßen Paris' einnimmt, geblendet, dass wir nicht mehr klar denken konnten.

Doch dieser versehentliche "Kuss" gerade eben bringt anscheinend nicht nur bei mir Erinnerungen wieder an die Oberfläche, auch Peter fährt sich mit zusammengezogenen Augenbrauen mehrmals unruhig durch seine verwuschelten Haare und meidet meinen Blick.

Um irgendetwas zu tun, hebe ich vorsichtig die GoPro wieder vom Boden auf und reiche sie Peter. "Danke...", nickt er und schaut mich dann doch an. "Sorry, ich... Ich wollte nicht-" Schnell unterbreche ich ihn: "Nein, alles gut, es... alles gut." Er atmet erleichtert aus und nickt wieder. "Ich hoffe die GoPro ist okay.", merke ich an um die unangenehme Stille zu durchbrechen. "Ach, die hält das aus, keine Sorge.", winkt er ab und wendet sich dann wieder dem Auto zu. ... Unserem Auto.

"Ich weiß gar nicht was ich sagen soll... Das ist einfach... unser Auto?", frage ich ungläubig und bin immer noch geschockt. Er lacht leise. "Ja, das ist es." "Wow." Ich gehe einmal komplett um den Bus herum und bewundere das Prachtstück. Er ist wirklich wunderschön, dieses Himmelblau, der Retro-Look, einfach alles. Wieder bei Peter angekommen bleibe ich stehen. Seufzend schüttele ich meinen Kopf. "Ich will ja nicht unhöflich klingen, aber... wieso? Warum hast du uns ein Auto gekauft und nicht nur gemietet?" Schulterzuckend dreht sich Peter zu mir. "Ich dachte es wäre schön bei unserer Europareise ein eigenes Auto zu haben mit dem wir Erinnerungen schaffen. Man kann damit überall hinfahren weil es sogar ein Bett eingebaut hat." Ein Bett? Erwartet er etwa, dass wir zusammen darin schlafen? Anscheinend schon.

Ich nicke verstehend, doch füge trotzdem kurz darauf hinzu: "Und das hätten wir nicht mit einem Mietwagen machen können?" Mit aufeinander gepressten Lippen blickt er mich an. "Ich dachte du würdest dich freuen." Sprachlos hebe ich meine Augenbrauen. "Das... das tue ich doch auch, aber... ich weiß nicht, ein gemeinsames Auto klingt so... keine Ahnung..." "Nein, nein, das muss nichts bedeuten wenn du nicht willst." Zweifelnd nicke ich. "Okay." Vielleicht interpretiere ich ja wirklich einfach nur zu viel hinein und es ist gar keine große Sache. "Gut, wollen wir fahren?", fragt Peter und ich öffne zustimmend die Beifahrertür um in unser neues Auto einzusteigen.

----

"Warte, was?", frage ich ungläubig. Das kann er doch nicht ernst meinen. "Ich habe die Buchungen der Motels rückgängig gemacht." Entgeistert starre ich Peter an. "Wieso das denn?!" Wie als wäre es selbstverständlich, zuckt er mit den Schultern und erklärt: "Wir haben doch jetzt den Van, was brauchen wir denn dann noch andere Unterkünfte?" Fassungslos schaue ich in Peters unschuldige Augen. "Wieso, was ist denn los?" Verzweifelt lachend schüttele ich den Kopf. "Was los ist?" Irritiert nickt er. "Naja du gehst anscheinend davon aus, dass..." Ich zeige nur auf das Bett, das - nebenbei bemerkt - nicht gerade groß ist. "Dass was...?" Zwingt er mich jetzt tatsächlich dazu es auszusprechen, obwohl es doch so klar ist? "Dass wir zusammen da drin schlafen?", seufze ich genervt und zeige noch deutlicher auf die schmale Liegefläche, die vielleicht gerade mal 1,40 Meter breit ist. Das ist für eine Person natürlich mehr als ausreichend, aber zu zweit? Als Freunde?

Verstehend dreht Peter sich zu dem Bett. "Ist das etwa ein Problem für dich?", fragt er dann, als wäre das nicht schon offensichtlich genug. "Irgendwie schon, ja.", antworte ich, genervt von diesem Gespräch. "Hast du etwa noch nie mit einem Jungen im Bett geschlafen?", fragt Peter verblüfft. Ich seufze, weil er einfach nicht verstehen will, dass es mir unangenehm wäre, zusammen mit ihm in diesem Bett zu schlafen. Gerade weil wir uns schon mal geküsst haben. "Doch, aber das ist etwas anderes." "Wieso? Ich habe auch schon mit vielen Mädchen in einem Bett geschlafen, das ist doch keine große Sache." Genervt rolle ich meine Augen. "Das mag ja sein, trotzdem würde ich mich dabei nicht wohl fühlen." So. Klarer hätte man es ja jetzt wohl nicht ausdrücken können. "Aber wieso nicht?", hakt Peter nach. Langsam habe ich das Gefühl, er will mich mit Absicht zur Weißglut bringen. "Du verstehst es echt nicht oder?" Er schüttelt seinen Kopf. "Nein, anscheinend nicht." "Ich will da drin nicht mit dir zusammen schlafen weil ich Angst habe, dass du dann denkst, dass mehr zwischen uns sein könnte, okay?! Deutlich genug?" Irritiert blickt Peter mich an. "Ich bin nicht in dich verliebt, wenn du das damit sagen willst." "Das habe ich doch auch gar nicht behauptet!" "Doch, das hast du." "Nein, habe ich nicht!" "Schrei mich doch nicht so an, meine Güte." "Ich schreie dich nicht an!" Amüsiert hebt Peter seine Augenbrauen. "Findest du das etwa lustig?", frage ich entsetzt. Schützend hebt er seine Hände. "Nein, wieso sollte ich?" Ich atme tief durch und versuche mich zu beruhigen. "Okay, weißt du was? Schlaf du einfach in deinem blöden Bett und ich suche mir jetzt ein Zimmer in dem Motel, das du - ohne mich zu fragen - darüber informiert hast, dass wir dort nicht mehr schlafen wollen. Ich hab hier drauf nämlich keinen Bock mehr." Damit drehe ich mich um und verlasse wütend unser Auto, denn mit diesem kindischen Zeug brauche ich mich jetzt echt nicht abgeben.

𝐈 𝐡𝐚𝐭𝐞 𝐭𝐡𝐚𝐭 𝐈 𝐥𝐨𝐯𝐞 𝐲𝐨𝐮 || 𝐖𝐡𝐲 𝐃𝐨𝐧'𝐭 𝐖𝐞 𝐅𝐅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt