II.

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»Soll ich dir helfen? Diese Forelle kannst du doch gar nicht alleine tragen?«

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»Soll ich dir helfen? Diese Forelle kannst du doch gar nicht alleine tragen?«

Heidejunges machte große Augen, als ein großer, schneeweißer Kater mit bernsteinfarbenen Augen vor ihm aufragte. Er hatte Vipernschatten den Fisch mitbringen wollen, um den grimmigen Heiler etwas freundlicher zu stimmen, aber die Beute war fast doppelt so groß wie er und ließ sich nicht so einfach fortbewegen.

Der weiße Kater legte den Kopf schief, als erwartete er eine Antwort und Heidejunges fiel auf, dass er es auf dieselbe Weise tat, wenn er nachdachte. »Bist du Schneefänger?«, miaute er schüchtern und blickte in die dunklen, bernsteinfarbenen Augen, die nur einen Ton heller als seine wirkten.

»Ja«, schnurrte der Kater. »Erinnerst du dich an mich? Ich habe euch öfters besucht, als ihr noch kleiner wart, aber meine Kriegerpflichten halten mich zur Zeit von der Kinderstube fern.«

Heidejunges überlegte und Gedankenfetzen stoben in seinem Kopf auf; flauschiges, weißes Fell, warme dunkle Augen und ein helles Schnurren. Er erinnerte sich an seinen Vater, aber die Erinnerungen waren schwach, wie der verblichene Mond am Morgen. Nun, in der Blattgrüne, musste Schneefänger wirklich viel zu tun haben, denn er kam seine Jungen seltener besuchen, obwohl er sich bemühte, das wusste Heidejunges.

»Also...« Der Krieger nahm ihm die Forelle ab und sah ihn fragend an. »Wohin willst du ihn bringen?«

»Zum Heilerbau«, murmelte Heidejunges und folgte seinem Vater auf vorsichtigen Pfoten.

Schneefänger hielt inne. »Zum Heilerbau? Weiß das deine Mutter?«

Beschämt senkte Heidejunges den Blick auf seine schlammverschmierten Pfoten und spürte ein heißes Brennen unter seinem Pelz. Niemand hatte davon erfahren sollen, dass er einen heimlichen Ausflug unternahm, am wenigsten Spiegelwasser. Würde Schneefänger es ihr erzählen? Oder würde er ihn selbst bestrafen? Ängstlich spähte er zu seinem Vater empor und bemerkte überrascht ein belustigtes Funkeln in dessen bernsteinfarbenen Augen.

»Keine Angst«, lachte er, »ich verrate dich nicht. Dann wird das jetzt unsere geheime Mission, ja? Zwei mutige Krieger auf der Reise zum Heiler.«

Der grau-weiß getigerte Kater nickte erleichtert und Schneefänger zwinkerte ihm zu, als sich die beiden zum geflochtenen Schilfnest aufmachten, das Vipernschatten als Patientenunterkunft diente. Sie stoppten vor dem Eingang und der Krieger legte den Fisch ab. Er räusperte sich. »Vipernschatten? Vor dem Bau steht jemand, der dich besuchen will.«

Schritte erklangen von innen und Heidejunges versteckte sich hinter Schneefängers Vorderbeinen, um zwischen ihnen hervorzuschauen. Die Schilfhalme raschelten und ein kleiner, braun melierter Kater trat hervor. An den Flanken, dem Rücken und dem Kopf besaß er dunkle gekringelte Streifen und seine blassgelben Augen schienen in der Farbe der Mittagssonne.

»Ihr seid nicht verletzt«, sagte er mit einem prüfenden Blick auf seine beiden Gäste. »Was wollt ihr hier?«

»Heidejunges hätte eine Frage an dich. Nicht wahr?« Schneefänger trat einen Schritt von seinem Sohn zurück, der nun schutzlos vor dem Heiler stand und dessen verachtende Augen auf sich spürte.

Heidepfotes ZweifelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt