dominant

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»Bist du von dir hier her gerannt?« Überrascht sah ich den Älteren an, der immer noch schwer atmend vor mir stand und so aussah, als wäre er einen Langstreckenmarathon gelaufen. Eben genannter schüttelte jedoch den Kopf und fuhr sich einmal mit der Hand über das Gesicht, bevor er anfing zu reden.

»Nein, war hier in der Nähe, bin aber schnell gelaufen.«, antwortete der Blonde und ich nickte verstehend. Als ich ihn jedoch dabei erwischte, wie er meinen tropfenden Oberkörper fixierte, grinste ich dämlich in mich hinein.

»Sorry, ich hatte nicht damit gerechnet, dass du schon so schnell da bist, deswegen bin ich unter die Dusche gesprungen.«

»Eh ja, soll ich nochmal gehen?« Er zeigte mit dem Finger hinter sich und machte Anstalten, tatsächlich wieder zu gehen, als ich ihn aufhielt, ihn in eine Umarmung zog und mich absichtlich gegen ihn drückte. Ich fand es einfach viel zu lustig, dass er hier so unbeholfen stand und sich nicht traute meine nackte Haut anzufassen. Vielleicht war das ein wenig fies, doch es machte auch unglaublichen Spaß, ihn ein wenig zu reizen. Vielleicht lag ich auch total falsch und sein gestriger Annäherungsversuch war nur dem Alkohol verschuldet, doch er hatte mich sichtlich angestarrt und dabei geschluckt.

»Nein, du kannst schon mal ins Wohnzimmer gehen, ich zieh mir noch was an und komm dann nach.«, flüsterte ich in sein Ohr und zog ihn an der Hand zum Wohnzimmer, bevor ich ihn dort stehen ließ und mit einem letzten Zwinkern in das Bad verschwand. Als ich die Tür schloss, musste ich mir ein lautes Lachen unterdrücken, weshalb ich mich einfach nur leise kichernd gegen die verschlossene Tür lehnte und den Kopf schüttelte. Das hier war gerade viel zu bescheuert. Immer noch schmunzelnd nahm ich das Handtuch und legte es über die Heizung, bevor ich mir eine frische Boxer und die anderen Klamotten anzog. Im Spiegel versuchte ich noch etwas meine nassen Haare zu richten, für's Föhnen war jetzt keine Zeit. Zufrieden verließ ich das Bad und schlenderte die Treppen hinunter, um im Wohnzimmer Joko vorzufinden, der immer noch nervös - auf den Füßen wippend - mitten im Raum stand und sich nicht traute, irgendetwas zu berühren.

»Du kannst dich ruhig setzen.«, holte ich den Blonden aus seiner Starre und er zuckte ein wenig zusammen, als meine Stimme so plötzlich von hinten kam. Er drehte sich zu mir und grinsend wies ich auf die Couch, als er sich nickend zu dieser begab und sich ganz vorsichtig hinsetzte. Als wären die Möbel aus Glas. Ich hingegen schmiss mich einfach daneben und guckte den Älteren wartend an. Woher ich mein plötzliches Selbstbewusstsein nahm, wusste ich nicht, doch ich vermutete die heimische Umgebung war der Grund für meine Überschwänglichkeit.

»Du wolltest reden?«, unterstrich ich meine Geste noch einmal und blickte in zwei überforderte Augen. Irgendwie sah er noch immer nicht ganz so aus, als würde er wissen, was er hier wollte, doch nach einer gefühlten Ewigkeit fand er seine Stimme wieder und sprach seine Sorgen aus.

»Ja..ich..also-ich..wir..«

»Komm zum Punkt.« Ich schnalzte gespielt gereizt mit der Zunge und verfluchte mich im nächsten Moment für meine Worte. Wieso war ich denn jetzt so ein Idiot? Erst machte ich ihn absichtlich an und dann war ich so spöttisch zu ihm. Ich versuchte entschuldigend zu lächeln, was er aber gar nicht so wirklich in Kenntnis nahm, denn er starrte einfach weiter auf seine Hände.

»Ich..also wir.. Du hast geschrieben, ich solle mir keinen Kopf über gestern Abend machen.. was..ich..was haben wir gemacht..?«, stammelte der Blonde nun vor sich hin und schämte sich offensichtlich dafür, was gestern passiert war. Beziehungsweise eigentlich nicht passiert war.

»Was meinst du?«, fragte ich absichtlich dämlich und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Verdammt, es machte einfach zu sehr Spaß, den Größeren zu verunsichern.

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