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In Gedanken versunken spürte ich die Hand, die auf meiner Schulter verweilte gar nicht. Alles woran ich denken konnte war, dass heute endlich Freitag war und somit das Wochenende vor der Tür stand. Als mich Mark jedoch rüttelte, holte er mich aus meinen Gedanken und verwirrt blickte ich ihn an. Auf seinen Lippen lag schon wieder dieses verschmitzte Grinsen. Belämmert schnalzte ich mit meiner Zunge.

»Was gibt's zu Grinsen, Tavassol?«

»Du warst schon wieder so in Gedanken. In Gedanken bei..?« Sein Grinsen verstärkte sich, als er mit dem Kopf in Jokos Richtung nickte und rasch drehte ich seinen Kopf wieder in meine Richtung.

»Man Mark, ich hab doch gesagt, dass wir nicht mehr so auffällig über ihn reden dürfen!«, zischte ich den Dunkelhaarigen vor mir an, der nur begütigend die Hände hob und mit den Lippen ein "Sorry" formte.

»Lass uns einfach später bei mir reden.«, meinte er schlussendlich und widmete seine Aufmerksamkeit Palina, die sich gerade auf seine Hälfte des Tisches setzte und ihn in irgendein Gespräch verwickelte. War mir auch egal, um was es ging. Denn Dank Mark hatte sich Joko nämlich tatsächlich wieder in meine Gedanken geschlichen, obwohl ich ihn den ganzen Morgen schon verdrängen konnte. Ein Gedanke ließ mich nicht los: Wieso bezahlte er für mich, aber verschwand im nächsten Moment genau so schnell? Wollte er mich los werden?

Als hätte er meine Gedanken gehört, baute sich plötzlich eine große Person vor mir auf und ich hob meinen Kopf, um in braune Rehaugen zu sehen. Augenblicklich spannte ich mich an. Ich machte mich schon auf eine Standpauke bereit, was ich denn mit Mark über ihn rede würde und, und, und. Doch was er da sagte, oder eher fragte, überraschte mich und auch Mark neben mir wurde hellhörig.

»Hey, ich hab nochmal nachgedacht. War echt scheiße von mir, dass ich dich gestern einfach sitzen gelassen hab. Hast du vielleicht heute Bock was zu machen? Wir könnten einen Film bei mir guck-«

»Ich mach heute schon was mit Mark.«, unterbrach ich den Blonden, welcher erst überrascht schaute, doch es sich dann nicht nehmen ließ, Mark kurz mit einem eifersüchtigen Blick zu durchdringen. Dann wandte er sich wieder an mich und nickte verständnisvoll, bevor er sich mit schnellen Schritten davon machte, obwohl ich noch gar nicht fertig war mit Reden.

»Na los, geh ihm nach! Wir telefonieren später einfach!«, beharrte Mark neben mir, ich schüttelte den Kopf.

»Nein Mark, wir wollten was-..«

»Geh!«, fauchte er, jedoch trotzdem liebevoll. Er meinte es ja nur gut. Also stand ich zügig von meinem Platz auf und sauste in Richtung Tür, um den Raum zu verlassen. Ich ließ meinen Blick durch den fast leeren Gang gleiten und eilte zu dem blonden Jungen, der gerade auf dem Weg Richtung Toilette war. Als ich ihn am Handgelenk packte und ihn zu mir drehte, stöhnte er erst überrascht auf, sah mich dann jedoch mit einem undeutbaren Blick an. Ich konnte nicht fest machen ob das in seinem Blick gerade Wut, Angst, Verzweiflung, Enttäuschung, oder doch Liebe und Erleichterung war. Noch nie hatte ich so viele Emotionen in seinem Blick wahrnehmen können. Aber er war ja eben auch nur ein Mensch wie jeder andere, der Gefühle hatte.

»Hey, i-ich habs mir.. anders überlegt.«, stotterte ich außer Atem und beugte mich, währenddessen ich ihn immernoch am Arm hielt, ein bisschen nach vorne um tief Luft zu holen.

»Sehr gerne würde ich heute etwas mit dir machen.«, meinte ich dann diesmal mit festerer Stimme und glaubte, ein kleines Lächeln seinerseits ausmachen zu können. Und plötzlich wurde mir ganz warm ums Herz. Schlagartig wurde mir klar, dass ich dieses Lächeln öfter sehen will, dass ich der Auslöser sein will. Und mit einem Mal nahm ich meine gestrige Aussage zurück - wir könnten sehr wohl gute Freunde werden.

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