𝑠𝑛𝑒𝑎𝑘𝑦

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"Gute Nacht Marla." gähnt Hermine. Sie dreht sich - eingekuschelt in ihre Bettdecke - mit dem Rücken zu mir und knipst ihr Nachtlicht aus.

Ich warte noch ein paar Minuten.
Es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit.
Ich muss aber wirklich sichergehen können dass Hermine auch schläft, sonst erwischt sie mich, bevor ich überhaupt los gelaufen bin.

Endlich ist es soweit. Ich höre ein Schnarchen aus dem Bett meiner Freundin - sie ist eingeschlafen.
Leise stehe ich auf und streife mir einen Jogginganzug über.
Bevor ich aus der Tür verschwinde, schnappe ich mir meine Schuhe und eine kleine Felljacke, die muss wohl reichen, schließlich ist es erst Anfang Herbst.

"Lumos!" flüster ich, als ich auf den dunklen Fluren von Hogwarts stehe.
Eigentlich ist es mal wieder eine komplett dumme Idee mich wieder mitten in der Nacht hier rumzutreiben, gestern ist es nicht gut ausgegangen.

Ohne es wirklich zu wagen, zu atmen, schleiche ich mich die Gänge von Hogwarts entlang. Ich muss nach draußen, irgendwo da ist sicherlich auch Draco Malfoy.
Die magischen Treppen hinunter, vorbei an der Great Hall.
Zwischendurch bleibe ich immer mal stehen, um sicherzugehen dass auch niemand hinter mir steht. Das wäre der Horror.

Nach gefühlten Ewigkeiten stehe ich endlich draußen.
Ich atme die frische Luft ein - es ist wirklich schon sehr kalt. Man merkt dass es langsam Herbst wird.
Vor ein paar Wochen war ich noch in den Sommerferien, da musste ich mir keine Sorgen um irgendwelche Strafarbeiten mit Draco Lucius Malfoy machen.

Genervt seufze ich und schaue mich um. Weit und breit keine Menschenseele.
Langsam fange ich an zu zweifeln, das Malfoy hier überhaupt auftauchen wird. Wenn er eines ist, dann unzuverlässig.

Ich entscheide mich, mich einfach in das Gras zu setzen und zu warten.

Der Wind weht um meine Nase und ich fröstel ein bisschen, weswegen ich meine Beine fest mit meinen Armen umschließe.
Das Gras worauf ich sitze ist unfassbar kalt und es fühlt sich fast so an, als wären es Steine.
Ich lege meinen Kopf in den Nacken und schließe meine Augen, lausche den Geräuschen rund um Hogwarts, im verbotenen Wald hört man ein paar Werwölfe heulen und ab und zu, tatsächlich auch mal Wiehern. Aber wir sind in Hogwarts, da ist sowas völlig normal.
Die Zeit vergeht wie in Zeitlupe, während ich in der Kälte auf Malfoy warte, langsam wird es echt langweilig.
Gerade, als ich aufstehen und gehen will, nehme ich ein paar Schritte hinter mir wahr.
Schnell drehe ich mich um. Da ist er also doch. Seine blonden Haare glänzen selbst in der Dunkelheit, seine Augen schimmern und er läuft lässig auf mich zu. Draco Malfoy.

"Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr Malfoy." spotte ich, während mein Körper sich aufrichtet.

"Hat irgendjemand verlangt dass ich überpünktlich bin?" keift mich Draco an. Dabei habe ich doch nur die Wahrheit gesagt.

"Komm lass uns anfangen, ich bin müde." erwider ich und zauber mir eine Forke.
Es mag zwar absurd klingen, aber Zauberei kann oft, doch ziemlich hilfreich sein.
Malfoy tut es mir gleich und wir fangen an, große Blätterhaufen zusammen zu harken. Dabei Schweigen wir nur so vor uns hin.
Was soll ich auch groß sagen? Ihn fragen wieso er mich an eine verdammte Tür gedrückt hat? Wohl eine ziemlich dumme Idee. Außerdem frage ich mich ja selbst, weswegen mich das Thema so beschäftigt.

"Smith?" fragt Draco plötzlich. Ich zucke zusammen.

"Was?" Meine Stimme klingt einfach nur müde - und vielleicht ein bisschen genervt.

"Du erzählst niemandem davon, dass wir eine Strafarbeit hatten. Dass das klar ist." sagt Draco, er klingt sehr dominant und es ist fast so, als hätte er gerade über mich bestimmt.
Er darf mir gar nichts sagen.
Wieso denke ich überhaupt darüber nach?

"Ist schon klar." stimme ich dann zu. Alles was ich momentan will ist, diese scheiß Blätter endlich zu Ende harken.

Malfoy hat kurz Blickkontakt mit mir.
Ich schaue ihm in seine grauen, geheimnisvollen Augen und vergesse mich kurz selbst.
Auch wenn Malfoy mein Feind ist, war es ein unglaublich schöner Moment. Wir beide standen wie angewurzelt da und schauen uns einfach nur an.

Plötzlich zuckt Malfoy und rennt auf mich zu, dann packt er mich und zerrt mich hinter einen Busch.
Ich reiße erschrocken meine Augen auf und ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken.
War das alles nur eine Falle von Draco und seinen Freunden?

"Draco wa-" stammel ich.

"Sei still verdammt nochmal." zischt Malfoy und presst mir Augenblicklich seine warme Hand gegen den Mund.

Mein Herz macht einen Satz.
Moment, sitze ich gerade ernsthaft mit Draco Lucius Malfoy hinter einem Busch, mitten in der Nacht? Und ich weiß nichtmal den Grund dafür? Anscheinend schon.

Ich werde von Draco festgehalten, aber einen Blick über den Busch hinweg kann ich trotzdem noch erhaschen.
Alles was ich sehe ist nur ein Schatten.

Malfoy hält mir immer noch den Mund zu. Seine Hand riecht ebenfalls nach Minze.
Ich atme tief ein, es ist ein schöner Geruch.

Wir verharren noch ein paar Minuten hinter dem Busch ehe Draco von mir ablässt und wieder aufsteht.

"Keinen Bock mehr auf diese Drecksarbeit hier. Soll Snape dass doch selbst machen." flucht er und wirft die Forke - mit der er eben noch Laub geharkt hat - in hohem Bogen ins Gras.

"Dein Ernst?" frage ich ihn gehässig.

"Denkst etwa du ich mach Spaß?" lacht Draco Malfoy und beißt sich auf seine Unterlippe. "Mein voller Ernst." fügt er dann hinzu.

"Wie du willst Malfoy. Das kannst du dann aber Snape erklären." sage ich, während ich auf die Forke und die unvollendeten Laubhaufen deute.

Malfoy lacht spöttisch. "Juckt mich das?"

Ich verdrehe die Augen. Draco Malfoy wird wohl nie verstehen.
Er ist kühl, voller Hass und außerdem total verwöhnt. Er bekommt alles von seinen Eltern in den Arsch geschoben - kein Wunder dass er so ist.

Abgesehen davon, dass mir echt kalt ist, wird es wohl nichts mehr bringen mit Malfoy zu diskutieren.

"Dann gehe ich jetzt." verabschiede ich mich und werfe Draco zum Abschied ein verachtendes Grinsen zu. Er erwidert es und verschwindet dann ebenfalls in der Dunkelheit.

Ich mache mich langsam - und vorsichtig - auf den Rückweg zu meinem Schlafsaal.
Das Laubharken mit Malfoy hat jetzt nicht so funktioniert wie gedacht, aber wie hätte es auch laufen sollen. Wir harken alles ganz brav zusammen und verschwinden dann einfach wieder? Schön wärs.

Stattdessen haben wir gar nichts erreicht. Bis auf, dass Draco Lucius Malfoy mich hinter einen Busch gezerrt und mir seine Hand auf den Mund gedrückt hat.

Ich schüttel meine Gedanken ab und öffne die Tür zu meinem Schlafsaal.
Erschrocken reiße ich die Augen auf...

Draco Malfoy - Verbotene LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt