Kapitel 17 - Der verlorene Freund I

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Kapitel 17 – Der verlorene Freund I

16:44 Uhr; Xernox Sektor

„Wie sicher bist du dir, dass er wirklich auf Jonas angesetzt wurde?"
Es war der Name meines Onkels, der mich innehalten ließ, eh ich um die Ecke treten konnte. Ich streckte den Arm nach hinten aus um Jason am Weitergehen zu hindern, allerdings war dieser näher als ich dachte und so rammte ich ihm ausversehen den Ellenbogen in den Magen.
Sorry, wollte ich nicht, sagte ich schnell in Gedanken und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu.
Jason erwiderte diesen nur böse und reib sich über den Bauch, eh er fragend nach vorne deutete.
Hör zu, forderte ich ihn auf.
„Die Quelle ist eigentlich sehr zuverlässig, war einer meiner engeren Kontaktpersonen hier in der Stadt", antwortete Mika gerade Ilias, der die Frage gestellt hatte. Mika und seine Frau saßen auf der halbhohen Mauer, die sich neben an Treppen befand, die hinauf zum Haupteingang des Xernox HQ befanden, während Ilias vor ihnen langsam auf und abging und immer wieder an einer Zigarette zog. Mir war die letzten Tage schon aufgefallen, dass der Mann nie stillstehen konnte.
„Wenn das wirklich stimmt, dann sollten wir Andrew weiter nachforschen lassen und schauen, wie wir ihm die Informationen über Jonas unbemerkt abzweigen können. Anscheinend hat er es ja im Gegensatz zu uns irgendwie geschafft, eine Spur zu Jonas zu finden", warf Juliana ein.
Ich tauschte einen überraschten Blick mit Jason, der sich neben mich an den großen Pfeiler gelehnt hatte, wo die drei uns nicht sehen konnte.
Ilias gab ein Schnauben von sich. „Warum warten? Wir sollten uns die Informationen gleich hohlen und den Jungen am besten mit."
Von Mika war ein genervtes Stöhnen zu hören. „Genau, entführen wir doch einfach einen von Marvers engsten Leuten. Ehrlich, Ilias, das ist der dümmste Vorschlag, den ich je von dir gehört habe. Wir sollten dringend mit Liam über die andere Sache sprechen, ich habe das Gefühl, dir schlägt das inzwischen auf den Verstand."
„Mir geht's gut, ja?!", fauchte Ilias seinen älteren Bruder an.
„Das sehe ich", war dessen sarkastischer Kommentar dazu.
„Können wir bei der Sache bleiben?", bat Juliana. „Wenn ihr meine Meinung dazu hören wollt, sollten wir das ganze gemeinsam mit Liam angehen. Wir haben keine Ressourcen hier in Lisamis, unser Gebiet ist nun mal Boston. Mit Xernox stehen unsere Chancen besser, an Infos über Jonas und Samantha zu kommen."
Ilias unterbrach sein Herumgetigere und wandte sich Juliana zu. „Hast du vergessen, dass wir Drohungen von Marver bekommen haben, Juli? Eigentlich waren wir nur hierhergekommen, um uns vor den Marvers zu schützen, aber dann musste Mika ja unbedingt mit Alcris zusammenarbeite und uns noch tiefer in die ganze Sache hineinziehen."
Mika unterbrach ihn sauer. „Ich bin hierhergekommen, weil es um Jason ging. Er ist nicht nur mein Neffe, sondern auch deiner, vergiss das nicht. Ich dachte wir wären uns zumindest darüber einig, dass wir uns immer noch für unsere Familie einsetzten. Gerade habe ich ein wenig den Eindruck, als würde dich das nicht großartig interessieren. Mir ist ja bewusst, dass du immer deine Probleme hattest, weil wir nur Halbbrüder sind, aber nicht nur ich bin deine Familie, sondern auch Liam, Jonas, Aylin, Jason, unser Vater und deine Mutter. Und die leben nun mal alle hier, also geht uns das sehr wohl etwas an!"
Zumindest verstand ich nun, warum man sagte, dass Mika etwas temperamentvoller ist als sein Zwilling. Liam hatte ich noch nicht so fauchen gehört.
Jetzt wussten wir auf jeden Fall, dass Mika und Ilias ebenfalls eine Drohung von Michael erhalten hatten und sich vor diesem zu schützen versuchten. Nur schien Mika inzwischen Liam bei weitem mehr unterstützten zu wollen als Ilias.

Was ist, wenn das wirklich stimmt? Hörte ich Jason in meinen Gedanken sagen. Wenn Andrew wirklich etwas über meine Eltern herausgefunden hat?
Ich neigte überlegend den Kopf. Andrew hatte doch in letzter Zeit erzählt, dass er einen Vermisstenfall der Regierung bearbeitet. Vielleicht war das stattdessen Michaels Auftrag. Als mein Blick den von Jason traff, erkannte ich den hoffnungsvollen Schimmer in seinen Augen. Mir war sofort bewusst, dass er sich an diesem noch so kleinen Fetzen an Informationen über seine Eltern festbeißen würde.
Wir bräuchten aber Hilfe, wenn wir sie Andrew suchen wollen, überlegte ich. Ich weiß sonst nicht wirklich, wo wir anfangen sollen. Ich denke eher nicht, dass er noch im TVI HQ ist, nach allem, was die letzten Tage passiert ist.
Mein Blick wanderte zu Mika, allerdings unterbrach Jason meine Gedanken, eh ich überhaupt etwas dazu sagen konnte.
Er wird uns nicht mitnehmen, meinte er.
Warum nicht?
Weil sie versuchen uns aus der Schusslinie zuhalten.
Da ich gleich merkte, dass es keinen Sinn hatte mit ihm überhaupt darüber zu diskutieren, deutete sich ihm an, mit zu folgen und schlich zurück zum Haupteingang. Eigentlich hätte ich gerne mit Mika darüber gesprochen, da ich den Eindruck hatte, dass man mit ihm ganz gut zusammenarbeiten könnte.
„Ich habe eine andere Idee."

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