Prolog - Kontrollverlust

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Mein gesamtes Weltbild hatte sich innerhalb von wenigen Sekunden umgedreht. Gut wurde zu Böse und richtig zu falsch. Vertrauen wurde zu Verrat.


Prolog - Kontrollverlust

11:03 Uhr; Hauptquartier von Xernox

Ein pochender Schmerz breitete sich in seinem Kopf aus und er fasste sich an die Stirn, während er die Augen zusammenkniff. Irgendwie musste es ihm doch gelinden, einen klaren Gedanken zu fassen. Er konnte sich nicht konzentrieren und konnte seit Tagen nicht schlafen. Der Virus begann erneut die Oberhand über ihn zu übernehmen.
„Ich kann es echt nicht fassen, dass du das zugelassen hast!", die aufgebrachte Stimme ließ ihn aufschauen. Im ersten Moment dachte er, dass er gemeint war. Aber die junge dunkelhaarige Frau funkelte wütend den blonden Mann mittleres Alters an, der vor ihr stand. „Du hast gesagt, dass du alles unter Kontrolle hast."
„Das habe ich auch", widersprach der Blonde ihr.
„Ach ja? Die Rebellen haben die Regierung gestürzt und die neue selber besetzte. Dir ist aber schon aufgefallen, dass die Marvers jetzt an der Macht ist, oder? Und das verdammte Chip-System ist aktiv!"
„Ich weiß, Lennox!"
„Und was ist mit Michael? Wusstest du, dass er..."
Er konnte sich nicht darauf konzentrieren, wie das Gespräch der beiden weiter verlief, da sein Blick auf seine stark zitternde Hand fiel. Er verlor die Kontrolle.
Mit der anderen Hand hielt er seine zitternde fest. Er durfte die Kontrolle nicht mehr verlieren. Das letzte Mal durfte zwar viele Jahre her sein, aber die Folgen verfolgten ihn noch heute in seinen Träumen. Und auch wenn er wach war, wurde er stets daran erinnert, was er verloren hatte.
„Raven!", fuhr Lennox nun ihn an. „Hörst du mir überhaupt zu?"
Er verkniff sich einen bissigen Kommentar, da er wusste, dass sie nichts dafürkonnte. Wenn sie sich aufregte, dann konnte ihre Wut schnell die Oberhand über ihre Gefühle übernehmen. Um das zu wissen, kannte er sie lange genug. „Nein, habe ich nicht."
„Sag Liam, dass er überhaupt keine Kontrolle mehr über die Lage hat", forderte sie ihn auf.
Er hatte überhaupt keine Ahnung worum es eigentlich ging, daher zuckte er schlicht mit den Schultern. Er schloss die Augen und lehnte sich an die Wand, an der der Stuhl stand, auf dem er saß. Das pochen in seinem Kopf wurde immer stärker. Du darfst die Kontrolle nicht verlieren. Endlos wiederholte er diesen Satz in seinen Gedanken und versuchte sich verzweifelt auf den Virus zu konzentrieren, aber er konnte ihn nicht zurückdrängen. Von Tag zu Tag wurde der Virus in ihm stärker. Es war wie ein Gewitter, das am Horizont aufzog. Irgendwann würde es auf einmal über ihn herfallen und dann hatte er keine Chance, diesem zu entkommen.
„Raven?"
Er riss erschrocken die Augen auf, als die junge Frau sich auf einmal vor ihn hockte und ihn besorgt musterte, während sie ihre Hände auf seine Unterarme legte. Er hatte nicht mitbekommen, dass Lennox zu ihm getreten war. Normalerweise konnte man sich ihm nicht näher als 10 Meter nähern, ohne dass er etwas mitbekommt.
„Was ist mit dir?", nun war auch Liam an seiner Seite und musterte ihn nicht minderer besorgt.
„Ich verliere die Kontrolle." Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und mit einem verkrampften Gesichtsausdruck schloss er wieder die Augen.
„Über was?", fragte Lennox irritiert.
„Über den Techno Virus."

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