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"Danke!", rief ich Lola und Olivia zu, die in Lolas Auto auf der anderen Straßenseite angehalten hatten, um mich schnell rauszulassen. Ich warf den beiden eine Kusshand zu, Olivia fuhr ihr Fenster wieder hoch und der rote Mini Cooper brauste davon. Ich drehte mich zu unserer Auffahrt um und öffnete das Eingangstor per Knopfdruck. Leise schwang es auf, sodass ich unauffällig hindurch schlüpfen konnte.

Bevor ich durch die Pforte über den fein säuberlich geschnittenen Rasen an den Buchsbäumen vorbei huschen konnte, seha ich mich sicherheitshalber noch einmal um. Nichts, keine Menschenseele. Kein Wunder es war bestimmt gleich 4 Uhr durch, wieso sollte hier auch jemand herumlungern?

Obwohl ich niemanden entdeckt hatte, zog ich mir die Kapuze meines dunkelgrünen Kapuzenpullovers noch tiefer ins Gesicht. Man konnte ja nie wissen. In unserer Nachbarschaft wohnten nur spießige Leute mittleren Alters, die nur darauf warteten etwas weiter tratschen zu können. Wie zum Beispiel, dass ich, die Tochter der Wellingtons, sich mitten in der Nacht hinausschlich und mit ihren Freundinnen durch die Clubs zog. 

Ich meine, das war doch nichts Verwerfliches oder? Ich war verdammt nochmal 16 Jahre alt, fast 17. In meinem Alter sollte es das normalste der Welt sein Party mit seinen Freunden zu machen und hier und da mal etwas zu trinken.

Im Gegensatz zu mir, sahen meine Eltern das leider ganz anders. Sie waren der Meinung ich sollte höhere Ansprüche an mein Leben stellen, mehr Verantwortung übernehmen und mir Gedanken über meine Zukunft machen. Wo blieb denn da meine Jugend, wenn ich wie meine Mutter jedes Wochenende auf öden Benefizveranstaltungen verbrachte, anstatt Spaß zu haben? 

Meine Mum arbeitete im Management in der Anwaltskanzlei meines Dad's, obwohl sie das nicht müsste. Es würde auch völlig ausreichen, wenn nur mein Vater arbeiten würde, soviel Geld wie er als Leiter der Kanzlei verdiente. Mein Dad arbeitete unglaublich viel. Meine Mum wie gesagt ebenfalls, aber eben einfach nur so zum Schein. Ziemlich künstlich wenn man mich fragt, aber das macht ja keiner. Mein ganzes Umfeld ist quasi ein einziger fake. 

Ich schlich zu einem der Fenster meines Zimmers, das sich ganz links im Erdgeschoss befand.

Unser Haus in South-Kensington, London

 Als ich es schaffe es nach innen aufzustoßen, bin ich erleichtert

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 Als ich es schaffe es nach innen aufzustoßen, bin ich erleichtert. Still steige in hindurch in mein dunkles Zimmer und blicke in das bleiche und gleichzeitig vor Zorn gerötete Gesicht meines Vaters. Oh Gott oh Gott oh shit- so ein bullshit! Erst bleibt mein Herz fast stehen dann berappele ich mich wieder, als ich raffe, dass er kein Serienmörder ist. Wenige Sekunden überlege ich fieberhaft, was ich jetzt sagen soll, um nicht in allzu große Schwierigkeiten zu geraten. Doch ich glaube, dafür ist es jetzt zu spät. 

Meine Vermutung bewahrheitet sich schlagartig, als mein Vater zuerst mit unsanften, groben Bewegungen das Fenster schließt und dann laut "ELOISE!", brüllt. Keine 5 Sekunden später steht meine Mum völlig aufgelöst im Türrahmen.

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